Toast mit Kaya, dazu einen Eiskaffee aus der Dose, so lassen wir den Samstagmorgen in Singapur beginnen. Unsere Couchsurfing-Hosts Nicole und Emil haben von Freunden zwei zusätzliche Fahrräder für uns ausgeliehen. Wir packen Darian und Daniel, den dreijährigen Sohn der beiden, in den Zweisitzer-Fahrradanhänger an Emils Rad und fahren Richtung Innenstadt. Der Radweg dorthin wird durch eine große Baustelle an einer wichtigen Brücke leider unterbrochen, Emil kennt sich gut genug aus und führt uns durch die gemütlichen Vororte bis zum 350 m langen Damm Marina Barrage, der 2008 in Betrieb genommen wurde. Er hält das salzige Meerwasser vom Süßwasser verschiedener Zuflüsse fern und dient als Trinkwasserspeicher, Hochwasserschutz und Attraktion. Eine Brücke lädt zum Spazierengehen ein: Auf einer Seite sieht man die hohen Wellen auf dem offenen Meer, auf der anderen die ruhige Oberfläche des ruhigen Wasserspeicher.

Von einer Brücke aus haben wir den ersten Blick auf die berühmte Skyline von Singapur mit ihren Wolkenkratzern, auch das Marina Bay Sands Hotel mit seinem eigenwilligen Dach in Form eines überdimensionalen Boots sehen wir ganz aus der Nähe. Durch die Gardens by the Bay fahren wir zu einem Wasserspielplatz mit vielen sprudelnden und spritzenden Attraktionen. Unser Kleiner ist ganz in seinem Element und planscht fast eine Stunde im kühlen Nass. Nach einem Mittagessen im angrenzenden Food Court fahren wir zurück und erreichen unsere Couchsurfing-Wohnung am Nachmittag.

Von Horia bekommen wir den Tipp, dass jeden Abend um die großen künstlichen Bäume in den Gardens of the Bay eine Sound- und Lightshow stattfindet, die wir uns nicht entgehen lassen wollen. Am frühen Abend steigen wir in den Bus 196, eine halbe Stunde später sind wir in Downtown Singapur, mitten in der Innenstadt zwischen Wolkenkratzern, berühmten Hotels und gepflegten Straßenzügen. Vorbei am Merlion, dem Wahrzeichen Singapurs, und über eine Brücke in Doppelhelix-Form laufen wir bis zum Marina Bay Sands. Wir durchqueren die elegante Mall im Erdgeschoss des Hotels und sind eine Viertelstunde später in den Gardens by the Bay.

Bis zum Supertree Grove mit den riesigen künstlichen Bäumen, die an den Urwald von Avatar erinnern, ist es ein gutes Stück. Wir haben die Rechnung ohne das Wochenende und ohne das chinesische Laternenfest gemacht und zwängen uns mit unserem Buggy durch die Menschenmassen, die sich in allen erdenklichen Posen vor den vielen bunten Leuchtfiguren fotografieren lassen, die in den Gärten gerade ausgestellt sind.

Pünktlich um 19:45 Uhr beginnt die Show, sie dauert eine gute Viertelstunde und ist ungefähr so kitschig wie das allabendliche Schauspiel am Clocktower in Chiang Rai (Thailand), das wir auf unserer ersten Weltreise jeden Abend genießen durften. Hier in Singapur ist die Show aber – wie das meiste andere auch – größer, feiner, sauberer, moderner, stylischer und einfach besser.

Für den Rückweg wollen wir uns ein Taxi gönnen. Die besten Chancen, eines an diesem vollen Samstagabend zu ergattern, erhoffen wir uns vor dem Marina Bay Sands Hotel. Während alle Taxis brav durch die Taxieinfahrt nach hinten einen großen Bogen fahren und weiter vorne am Hotelausgang die Gäste aufnehmen, die sich ebenso brav in einer langen Schlange formiert haben, halten wir kurzerhand ein paar Taxis auf der vielbefahrenen Straße an. Keines will uns mitnehmen, die Fahrer wollen offenbar ganz freiwillig hinter den vielen anderen Taxis her in die Hoteleinfahrt fahren und dort die wartenden Fahrgäste einsammeln. Erst tags darauf erfahren, dass es auch hierfür in Singapur eine strenge Regel gibt und dass wir mit unserem Taxi-auf-der-Straße-vorm-Hotel-Anhalten manche Fahrer sicherlich in arge Verlegenheit gebracht haben. Wir stellen uns hinten in der Schlange an und warten ein paar Minuten und leider noch ein paar Taxis ab, denn erst der fünfte Fahrer kann oder will mit unserem Fahrziel etwas anfangen.

Taxifahren in Singapur: Wer schon einmal in Südostasien war, sollte wissen, dass es auch unter den Taxifahrern viele Abzocker gibt. Selbst wir als durchaus erfahrene Reisende fallen ab und an noch auf neue Tricks herein wie im Januar 2011, als meine Eltern und in Bangkok besuchten. Fahrten ohne Taxameter sind immer teurer als mit, die Benutzung der Geräte ist offiziell übrigens sogar in Bangkok vorgeschrieben. Trotzdem möchte jeder thailändische Taxifahrer seine Dienste zunächst zum Festpreis anbieten, um ein paar Extra-Baht zu verdienen. In Singapur läuft das anders: Wie selbstverständlich startet jeder Fahrer bei Fahrtbeginn sein Taxameter, berechnet am Ende der Fahrt den angezeigten Preis und druckt auf Wunsch gerne einen Beleg. Dazu sind viele der Fahrer noch interessante Persönlichkeiten, die einem Sightseeing-Tipps geben oder spannende Geschichten zu erzählen haben. Zumindest sind uns bei zahlreichen Taxifahrten während unserer Woche in Singapur kein Trick und kein ominöser Fahrer untergekommen.

Nach 20 Minuten Fahrt kommen wir spät abends wieder zurück und tun es unserem Sohn gleich: Wir schlafen. Unsere Nächte sind ohnehin um 7:00 Uhr wieder vorbei, wenn wir von einem gutgelaunten, brabbelnden Darian geweckt werden. Auch von diesem spannenden Tag haben wir viele Fotos mitgebracht: