Dass man keinen Kaugummi nach Singapur einführen darf, dass jeder bei der Einreise gründlich daraufhin kontrolliert wird und dass man – sollte doch ein illegaler Kaugummi gefunden werden – man sich gleich an eine schwülheiße Gefängniszelle gewöhnen kann, dachte ich tatsächlich viele Jahre lang. Und in der Tat gibt es hierfür ein Gesetz, das inzwischen aber gelockert wurde. Während die Einfuhr von Kaugummi weiterhin verboten ist, kann man ihn seit 2004 wenigstens kaufen.

Aber in Singapur gibt es eine ganze Menge Regeln und viele davon sind sogar im Gesetz verankert, sodass auch mit aller Staatsgewalt gegen Sünder vorgegangen werden kann. Singapur ist eine schöne Stadt, das können wir bestätigen. Aber es ist auch eine Stadt der Strafen, und genau hier liegt die Doppeldeutigkeit im Slogan, die uns so gut gefällt. „Singapore – A Fine City“, heißt es manchmal spöttisch. Das englische „Fine“ bedeutet als Adjektiv schön oder fein, aber als Substantiv auch Strafe, und genau davon handelt dieser Artikel.

Die meisten verbotenen Dinge sind ohnehin welche, die wir zu Hause auch nicht machen würden (z.B. Müll auf die Straße werfen) und die sich einfach nicht gehören, wie man so schön sagt. Die angedrohten Geldstrafen sind aber saftig und für schlimmere Vergehen gibt es auch härtere Strafen, vom Caning bis zur Todesstrafe.

Beim Caning (von „Cane“, englisch für Rohrstock) gibt es „nur“ eine geringe Anzahl von Schläge mit dem Stock aufs nackte Hinterteil. Süß, könnte man meinen. Das Motto dieser Bestrafung spricht aber eine andere Sprache: Maximale Qualen mit möglichst wenig bleibenden Schäden. Die Details, dass mit dem Stock z.B. eine Geschwindigkeit von mindestens 160 km/h erreicht werden soll und dass bei jedem Schlag durch das Wegziehen des Stocks die Haut aufgerissen wird, kann man bei Wikipedia nachlesen. Gar nicht mehr so süß.

Wir finden zwar keine Schilder, die die Einfuhr von Kaugummi verbieten würden, auch sonst gibt es bei der Einreise nicht viel Spektakuläres. Es dauert aber nicht lange, bis uns allerlei Verbotsschilder begegnen, die das alltägliche Leben in Singapur zu bestimmen scheinen.

Bei unserer Couchsurfing-Unterkunft in Marine Terrace gibt es Unterführungen, die das Wohnviertel mit dem East Coast Park auf der anderen Seite der Straße verbinden. Hier finden wir ein bizarres Schild: Wer mit seinem Fahrrad durch die Unterführung fährt und es nicht schiebt, dem wird eine Strafe von 1.000 SGD (Singapur-Dollar) angedroht, das sind immerhin etwas mehr als 600 Euro.

Ich habe als CFO unserer Weltreise das Finanzministerium unter mir und kenne unser Reisebudget sehr genau. Für 600 Euro extra ist da definitiv kein Platz! Ich muss Marsi mehrfach ermahnen, als sie auf unserer Fahrradtour zu den Gardens of the Bay nicht einmal daran denkt, von ihrem Fahrrad abzusteigen, als sie das Verbotsschild passiert. Natürlich fährt sie trotzdem weiter, während ich wie ein ordentlicher Tourist mein Fahrrad schiebe.

Was uns sonst noch alles in Singapur verboten wurde, findet ihr in unserer Fotoserie: