Wir sind in Orewa, 50 km nördlich von Auckland auf der Nordinsel Neuseelands. Mal davon abgesehen, dass das passende Polster fürs hintere Bett in unserem Camper fehlt, sind wir mit Lui sehr zufrieden. Diesen Namen haben wir dem Campervan gegeben, den wir am Vortag in Auckland im Tausch gegen das erste Fahrzeug bekommen haben. Die ganze Geschichte über den langen Weg vom schlechten zum guten Camper könnt ihr hier nachlesen.

Das mäßig gute Wetter am nächsten Tag nutzen wir, um ganz gemütlich nach Whangarei weiterzufahren. Auch am folgenden Tag holen uns die Regenschauer immer wieder ein, wir schaffen es gerade noch rechtzeitig von unserem Hafenspaziergang in ein gemütliches Café in Whangareis Innenstadt.

Freedom Camping ist in Neuseeland hier und da erlaubt, doch irgendwo am Straßenrand zu stehen ist auch nicht immer die beste Wahl. Es gibt zahlreiche kostenlose Campingplätze abseits vom Straßenrand, doch sind die oft nicht gerade in unserer Nähe. Für einen professionellen Campingplatz (die meisten gehören zu Top 10 Holiday Parks oder Kiwi Holiday Parks, beide Links zu Webseiten) bezahlen wir zwischen 30 und 55 NZD (zwischen 20 und 35 Euro) pro Nacht für unseren Camper und 2 Erwachsene, Dari übernachtet in der Regel umsonst mit. Das können wir uns aber nicht jede Nacht leisten, zumal wir ja eigentlich alles dabeihaben: Küche, Dusche, Toilette sind an Bord, wir sind also völlig unabhängig.

Heute probieren wir zum ersten Mal eine neue Art der Übernachtung aus. Schon zu Hause hat sich Marsi bei Native Parks angemeldet: Für 75 NZD (ca. 50 Euro) pro Jahr wird man Mitglied und erhält ein handliches Büchlein mit allen Adressen und weiteren Informationen. Native Parks ist die einfachste Möglichkeit, sich auf offiziellem Weg unter die Kiwis (hier: die Einwohner Neuseelands) zu mischen, indem man sich einfach bei ihnen auf den Hof stellt, auf den Parkplatz bei der Lachsfarm oder beim Helipad oder direkt vor den Verkaufsraum der familiengeführten Kelterei. Die Adressen und Kontaktdaten findet man im Buch und schon einen kurzen Anruf später weiß man Bescheid, ob es für die gewünschte Nacht Platz gibt. Hinfahren muss man natürlich noch. Einige erheben eine geringe Gebühr für den Stellplatz, dafür gibt es oft auch ein Stromkabel, Wasser oder Toiletten zur Mitbenutzung.

Unsere erste Erfahrung machen wir direkt bei den Native-Parks-Gründern und Herausgebern des Buchs. Ein paar Kilometer außerhalb von Whangarei liegt auf einem Hügel in der Nähe von Kamo ihr Haus. Carmen begrüßt uns gleich, während der freche Hund Tuck uns neugierig um die Beine schnüffelt. Adrian ist noch unterwegs, ihn sehen wir eine Stunde später. Noch sind wir uns nicht so sicher, wie das genau funktioniert mit Native Parks. Es ist genau das, was man daraus macht. Bei Carmen und Adrian bezahlen wir 5 NZD (ca. 3 Euro), bekommen ein langes Stromkabel zum Camper gelegt und genießen die herzliche Gesellschaft der beiden. Das Spielzeug ihrer Kinder liegt in der Garage, außerdem gibt es einen riesigen Garten. Das sind paradiesische Zustände für Darian, ich höre irgendwann auf zu zählen, wie oft ich ihn mit dem Kettcar die Schotterpiste zum nächsten Haus nach unten und wieder nach oben geschoben habe, denn an die Pedale kommt er ja längst noch nicht dran.

Für alle, die self-contained in Neuseeland unterwegs sind und auf unkompliziertem Weg Kontakt zu den Kiwis (zu den Einwohnern) suchen, ist Native Parks die ideale Ergänzung zu den üblichen Übernachtungsmöglichkeiten. Unsere Erfahrungen sind durchweg positiv und wir haben jedes Mal interessante Menschen kennengelernt.

Update vom Januar 2017: Leider scheint es, als würde Native Parks in der bisherigen Form nicht mehr existieren. Die Webseite ist tot und auch sonst finden wir keine Lebenszeichen mehr im Internet. Schade, dann uns hat diese Art der Übernachtung sehr gut gefallen.

Den nächsten Tag und die folgende Nacht verbringen wir nach 70 km Fahrt in der Bay of Islands in Paihia. Heute ist nicht viel los in der Touristenstadt, es ist Samstag und die meisten Geschäfte schließen schon mittags. Das macht uns gar nichts aus, denn auf dem Campingplatz sind wir in bester Gesellschaft: In Auckland haben wir vor wenigen Tagen eine junge Familie kennengelernt, die wir heute schon zum zweiten Mal wiedersehen. Besonders wenn man mit Nachwuchs in Neuseeland unterwegs ist, lernt man viele andere Familien mit Kindern kennen. Unglaublich viele andere. Anfangs machen wir uns noch die Mühe, zumindest die ersten paar Worte auf Englisch zu wechseln, bis wir feststellen, dass fast ausnahmslos alle in Campervans reisenden Familien mit jungen Kindern aus Deutschland stammen. Die Elternzeit macht’s möglich. Das ist nichts für uns, wir sind das allgemeine Reise-Blabla recht schnell satt und hoffen meistens, dass viele der flüchtigen Familien-Reisebekanntschaften auch möglichst flüchtig bleiben. Heute Abend machen wir eine Flasche Wein auf mit Jana und Dennis aus Hamburg, Aucklands deutscher Partnerstadt. Die beiden sind erfrischend anders und tatsächlich gibt es auch noch andere Themen als den Nachwuchs. Eine schöne Abwechslung. Nachdem die Flasche leer ist, haben wir – für Camperverhältnisse – die Nacht durchgemacht, es ist 22:30 Uhr.

Für die nächsten Tage ist Regen gemeldet. Cape Reinga, den nördlichsten Zipfel der Nordinsel Neuseelands, und den Ninety Mile Beach verschieben wir aufs nächste Mal, obwohl wir nur noch einen Kiwisprung davon entfernt sind. Stattdessen fahren wir auf die Westseite durch Kaikohe und Dargaville bis zu den Kai Iwi Lakes. Dort gibt es eine der vielen Campsites, die vom Department of Conservation (DOC, Link zur Webseite) betrieben werden. Für eine geringe Gebühr, meist zwischen 6 und 10 NZD pro Person und Nacht, kann man auf diesen Plätzen mit seinem Camper übernachten. Manche der Sites sind ausschließlich für Self-Contained-Camper vorgesehen (die ihr Abwasser sammeln), auf anderen findet man Toiletten und manchmal sogar Frischwasser oder eine Dusche.

Für den restlichen Tag stellen wir unseren Lui direkt vorne an den Strand des Sees und schauen Dari zu, wie er begeistert im Wasser spielt. Im Wasser bedeutet hier nicht nur am Wasser, denn nach ein paar Sekunden sitzt unser Sohn ohnehin komplett im eisigen Nass. Eisig ist es zwar nicht wirklich, aber mit geschätzten 18 Grad zumindest für mich deutlich zu kalt, um weiter als bis zu den Knien hineinzugehen. Abends parken wir um, ein paar Meter weiter hinten sind die großen Rasenflächen, wo man übernachten kann. Außer uns sind nur 2 andere Campervans da, dafür umso mehr Kiwis (hier: die flugunfähigen Vögel), denen wir nach Sonnenuntergang zuhören können.

Leider holt uns am Morgen der Regen von Norden ein. Wir nutzen das Wetter aus und fahren 230 km nach Süden bis nach Auckland. Nachmittags hört der Regen schon wieder auf, wir verbringen den Abend auf einem der wenigen Campingplätze, die man im Zentrum der Millionenstadt finden kann. Für den kommenden Tag haben wir uns die Innenstadt vorgenommen. Treue Leser unseres Blogs wissen, dass wir mit Auckland nicht die besten Erinnerungen verbinden, obwohl die Stadt selbst überhaupt nichts dafür kann. Auf unserer letzten Reise waren wir für eine gute Woche hier gestrandet, weil ein Vulkanausbruch unseren Weiterflug nach Chile verhindert hat. Immerhin hat uns die Fluglinie damals nach langem Kampf das beste Hotel der damaligen Reise bezahlt.

Das Rendezvous Hotel besuchen wir heute wieder, nach über 3 Jahren. Erinnerungen kommen hoch. Nebenan die Polizeistation, richtig! In der Querstraße darüber die Wäscherei, wo wir 2011 zum letzten Mal selbst waschen konnten, bevor wir nach Südamerika aufgebrochen sind, gleich nebenan das Musikgeschäft. Der Blick von der Terrasse im 1. Stock auf Aucklands Wahrzeichen, den 328 m hohen Sky Tower. Nur eines ist anders heute: In der Mitte der Lobby steht ein riesiger Weihnachtsbaum, der uns daran erinnert, dass es nicht mehr allzu lange dauern kann bis zum großen Fest.

Auch ein kurzer Abstecher auf Aucklands Einkaufsmeile gehört dazu, wir laufen die Queen Street hoch und runter. Bald wünschen wir uns aber, dass wir den Menschenmassen wieder entfliehen können. Wir verlassen Neuseelands größte Stadt und fahren Richtung Osten bis zur Coromandel-Halbinsel, bis wir nach 160 km Fahrt an diesem Tag die kleine Stadt Thames erreichen.

Inzwischen sind wir mittendrin im vorweihnachtlichen Neuseeland-Camperleben und freuen uns auf die nächsten beiden Monate, die uns in diesem wunderschönen Land bleiben werden. Bis ihr selbst einmal hier sein könnt, genügen euch ein paar schöne Fotos unserer ersten Woche in Neuseeland: