So richtig viele Städte gibt es in Tasmanien gar nicht, schon gar keine großen. Die gesamte Insel hat gerade mal eine halbe Million Einwohner. Ein kleiner Vergleich: Unser Heimat-Bundesland Baden-Württemberg hat die halbe Fläche von Tasmanien, dafür aber 20 Mal so viele Einwohner. Tasmaniens größte Stadt ist die Hauptstadt Hobart im Südosten der Insel, die wir uns für die letzten Tage unserer 2 Wochen in Tasmanien aufheben wollen.

Von Port Arthur aus umrunden wir die Insel im Gegenuhrzeigersinn und kommen am späten Abend in Swansea an der Mitte der Ostküste an. Das Wetter ist bescheiden, es regnet bis zum nächsten Morgen durch und wir fahren direkt weiter Richtung Norden, bis wir den Freycinet-Nationalpark auf der gleichnamigen Halbinsel erreichen.

Mitten im Nationalpark gibt es einen Campingplatz, wo wir uns für die nächste Nacht eine Powered Site (einen Stellplatz mit Stromanschluss) mieten. Wie fast jeden Nachmittag machen wir uns einen Kaffee, sofern man das Gemisch aus gefriergetrocknetem Kaffeepulver und heißem Wasser als Kaffee bezeichnen darf. Dazu gibt es wahlweise ein Stück Kuchen, ein Muffin, ein Date Scone (bei uns würde man es „Hefeweck mit Dattelstücken“ nennen) oder einfach ein ungetoastetes Toastbrot mit Marmelade oder Nutella.

Beim letzten Schluck fällt uns auf, dass sich die grauen Regenwolken inzwischen verabschiedet haben und jetzt ein perfekter Fotohimmel mit harmlosen weißen Wolken vor einem blauen Hintergrund auf uns wartet. Kurzerhand packen wir alles zusammen und machen einen Ausflug zum Cape Tourville, einem kleinen Leuchtturm weit oben auf einem Felsen im Nirgendwo. Unser Camper kommt mächtig ins Schwitzen auf der 7 km langen und steilen Straße bis zum Parkplatz, von wo aus ein 600 m langer Rundweg zum Leuchtturm und zurück zum Parkplatz führt.

Heute ist wieder so ein Tag, der es in unsere Top 5 der Windstärken-Rekordtage schaffen könnte. Die Windgeräusche-Reduktion unserer Videokamera weiß gar nicht, wie ihr geschieht, so wild blinkt der Indikator im Display. Ich kann die Kamera nicht einmal auf dem stabilen Geländer ruhig halten, das am Weg angebracht ist. An Aufnahmen mit unserem Einbeinstativ ist heute gar nicht zu denken. Was wir zu sehen bekommen, wäre uns aber sogar noch ein paar Windstärken mehr wert gewesen. Die Ausblicke auf die Küste sind wirklich atemberaubend, diesen Tag werden wir so schnell nicht mehr vergessen. Die Sleepy Bay und die Honeymoon Bay nehmen wir auch noch mit, sie liegen auf dem Rückweg zu unserem Campingplatz. Nicht viele Touristen verirren sich heute zu den beiden Buchten, obwohl gerade der Wind und die weißen Wolken so reizvoll sind.

Am nächsten Tag sehen wir ein Highlight von Tasmaniens Ostküste: die Wineglass Bay. Von einem großen Parkplatz aus laufen wir in 40 Minuten zu einem Lookout hoch oben über der berühmten Bucht, deren nahezu perfekte Form an ein Weinglas erinnert. Mit Dari in der Rucksacktrage ist uns der weite Weg nach unten in die Bucht und zurück zum Parkplatz aber zu anstrengend, der Lookout muss für heute genügen.

In Tasmaniens zweitgrößter Stadt Launceston (unnützes Wissen für den Stammtisch: die Silbe mit dem e wird betont) übernachten wir auf Old Mac’s Farm. Auf einem riesigen Hügelgrundstück befinden sich kleine Flüsse und Seen, man kann angeln und paddeln und auf saftigen grünen Wiesen gibt es mehr als genug Platz für Autos, Campervans und Wohnwagen. Wie jeden Abend kommt Ian mit seinem Auto vorbeigefahren und kassiert von jedem Camper 10 AUD (ca. 7 Euro), natürlich nicht, ohne auch mit uns ein ausgiebiges Schwätzchen zu halten. Der Nachbar vom Wohnwagen nebenan kommt dazu und weiß viel zu erzählen. Für diese Konversation reicht mein wahrlich nicht gerade schlechtes Englisch leider nicht aus. Die beiden Tasmanier sprechen ein dermaßen unverständliches und schnelles Kauderwelsch-Englisch, dass ich nach ein paar Minuten aufgeben muss. Klar, hier und da verstehe ich einen kompletten Satz, meistens auch den Sinn der Sätze, aber das ist mir zu anstrengend. Zum Glück ist Dari mit mir unterwegs und hat ein paar Enten im See entdeckt, denen er gerne „G’Day“ sagen möchte. Ein guter Vorwand, mich mit einem „Seeya“ von meinen Gesprächspartnern zu verabschieden.

Nach einem kurzen Sightseeing-Stopp in der Innenstadt von Launceston fahren wir am nächsten Tag weiter Richtung Westen, am frühen Abend erreichen wir Devonport. Die Kleinstadt mit etwas mehr als 20.000 Einwohnern ist immerhin die drittgrößte Tasmaniens (nach Hobart und Launceston) und vor allem deswegen bekannt, weil hier die Fähren zum australischen Festland an- und ablegen. Die Innenstadt ist zwar nicht ungemütlich, wir machen einen kleinen Spaziergang und finden aber nichts Besonderes, was uns hier länger als nötig halten würde.

Am frühen Abend fahren wir noch wenige Kilometer aus der Stadt bis zum malerisch gelegenen Mersey Bluff Lighthouse. An dem auffälligen rot-weißen Leuchtturm treffen wir Robyn mit ihren 3 Kindern, die gerade Picknick machen. Dari freundet sich mit der kleinen Asha an und hatte selten auf unserer Reise so viel Spaß wie an diesem Abend.

Jetzt haben wir genug von kleinen Großstädten und sehnen uns nach Natur. Im nächsten Artikel nehmen wir euch mit zu den berühmten Nationalparks in Tasmaniens Westen, allerdings erleben wir dort eine klitzekleine Wetter-Überraschung, die unsere Pläne durchkreuzt. Aus dem Osten und Norden haben wir euch ein paar Fotos mitgebracht: