Viele Besucher kommen nach Tasmanien, um in der unberührten Natur der Nationalparks im Westen der Insel zu wandern. Auch für uns, zumindest für eine oder einen von uns, könnte ein kleiner Trek eine tolle Abwechslung zum Camper-Alltag sein. Wir fahren von Devonport auf der C132 Richtung Cradle Mountain, hier gibt es den Dove Lake, den wir sogar in einem gemütlichen Spaziergang alle zusammen umrunden könnten. Die Straße geht stetig bergauf, mit jeder Minute wird es ein bisschen kälter. Um 13:00 Uhr erreichen wir das Visitor Centre des Cradle-Mountain-Lake-St.-Clair-Nationalparks, parken auf dem großen Parkplatz davor und trauen uns kaum auszusteigen. Schneeschauer, 3 Grad, eisiger Wind. Darauf sind wir nicht vorbereitet.
Wir hechten durch den Schnee hinein und stellen schnell fest, dass wir unsere Pläne aufgeben müssen. Für Tasmaniens Nationalparks muss man Tickets kaufen, das wussten wir schon. In diesen Nationalpark darf man mit Campervan oder Wohnwagen aber gar nicht hineinfahren, man muss den kostenlosen Shuttlebus nehmen. Auch der Dove Lake liegt mitten im Park, der gemütliche Spaziergang würde also unnötig viel Organisation bedeuten. Ein Blick auf die ausgedruckten Wettervorhersagen lässt uns den Dove Lake ohnehin schnell vergessen: Weder für morgen noch für übermorgen ist besseres Wetter vorhergesagt. Regen- und Schneeschauer, Temperaturen knapp über 0 Grad und ordentlicher Wind. Jetzt erklärt sich auch, warum man im großen Shop des Besucherzentrums von Unterwäsche bis zur Mütze alles kaufen kann, was man für einen Trek benötigen könnte.
Um 14:30 Uhr verlassen wir den ungemütlichen Ort und ein paar Minuten später auch die kleine C132, wir fahren jetzt weiter auf der A10 nach Süden. Allein von der Bezeichnung her müsste die Straße um einiges größer und auch besser sein als die kleine Nebenstraße, auf der wir seit heute früh unterwegs gewesen sind. Offensichtlich hat die A10 aber in den letzten Jahren sehr gelitten, wir finden kilometerlange Baustellen, Umleitungen über Schotterpisten und mehr Schlaglöcher als auf den Straßen der ehemaligen DDR kurz nach der Wende.
Bei knapp 10 Grad erreichen wir die kleine Küstenstadt Strahan (Info für den Stammtisch: gesprochen wie das englische „Straw“ mit einem n am Ende), statt Schneeflocken trommelt jetzt immer wieder erbsen- bis kirschgroßer Hagel auf unseren Dale (so haben wir unseren Camper getauft). Wir bezahlen 29 AUD (20 Euro) für eine Powered Site auf dem einzigen Campingplatz in Strahan. Dieser in die Jahre gekommen und gnadenlos überteuerte Platz macht den Abend mit Regen und Hagel auch nicht erträglicher. Wenigstens können wir die elektrische Heizung in unserem Camper benutzen, das ist bei den einstelligen Temperaturen auch wirklich nötig.
Der nächste Morgen beginnt vielversprechend, wir sehen einen Fetzen blauen Himmel, der aber gleich wieder verschwindet. Die Innenstadt von Strahan besteht nur aus ein paar Häusern direkt an der Hauptstraße und ist schnell erkundet, wir sitzen im Banjo’s Café bei Cappuccino, Date Scone und Meat Pie und schauen dem Regen zu. Der restliche Tag ist nicht viel besser. Immer wieder regnet und hagelt es, auch als wir viele Kilometer weiter durch die alte Minenstadt Queenstown fahren, die uns am heutigen Sonntag wie eine Geisterstadt erscheint.
Um 17:30 Uhr erreichen wir den Lake St. Clair, der dem Nationalpark die zweite Hälfte seines Namens gibt. Die Park Ranger haben längst Feierabend, wir können also den Eintritt für den Nationalpark heute nicht mehr bezahlen. Selbst für eine Nacht im angrenzenden Campingplatz muss diese Gebühr entrichtet werden, auch wenn man im Nationalpark sonst gar nichts unternehmen möchte. Im Besucherzentrum nebenan bekommen wir für 30 AUD (ca. 20 Euro) einen Stellplatz mit Stromanschluss und den Hinweis, dass wir morgens vor 10:30 Uhr verschwinden sollen, dann würde uns schon keiner erwischen.
Am nächsten Morgen hat wenigstens der Regen aufgehört. Wir ziehen Dari seinen wasserdichten Anzug an und gehen mit ihm – illegal, wir haben ja nicht bezahlt – zum Lake St. Clair, der nur ein paar Meter entfernt ist. Der Waldboden ist vollgesaugt mit dem kaltem Regen der letzten Nacht, hier und da liegt noch ein Rest Schnee, es können nicht viel mehr als 2 oder 3 Grad sein. Wir fahren rechtzeitig los, bevor uns ein Ranger erwischt. Die Heizung im Auto schalten wir erst wieder aus, als wir die Berge hinter uns gelassen haben. Um 13:00 Uhr erreichen wir Hamilton, wo wir eine ausgedehnte Mittagspause bei einem Spielplatz machen. 22 Grad, Sonnenschein, was für ein Unterschied zu den letzten Tagen!
Die Nacht verbringen wir in der gemütlichen Kleinstadt New Norfolk auf einem Campingplatz direkt am Derwent River. Wir können draußen sitzen und endlich unsere Campingstühle und den Tisch beim gemütlichen Nachmittagskaffee einweihen. Wir sind nur noch ein paar Kilometer von Tasmaniens Hauptstadt Hobart entfernt, die wir uns für die letzten Tage auf der Insel und für den nächsten Bericht aufgehoben haben.
Hier gibt es die schönsten Fotos unserer Tage im Wilden Westen Tasmaniens:
Ganz begeistert verfolge ich eure Berichte und Fotos!
Sommer, Sonne, blauer Himmel – alles wunderbar, aber diese fantastischen Fotos hätte es bei strahlend blauem Himmel nicht gegeben!
…und wenn ihr richtiges Schmuddelwetter sehen wollt, halte ich mal meinen Fotoapparat aus dem Fenster! Nein, mach ich nicht, ich brauche ihn noch! ;-)
Ganz liebe Grüße
Clivia
Hallihallo!
Das Schmuddelwetter ist hier in Neuseeland leider auch gerade um die Ecke, zumindest bis zum Wochenende. Dabei hat’s aber über 20 Grad, wir wollen uns also mal nicht beschweren. ;-)
Daniel
Hallo ihr drei,
Tasmanien ist ja der Hammer….. Hätte es mir nie so wunderschön vorstellen können. Vielen dank für die tollen Bilder und die Berichte.
Wünsche euch noch eine gute fahrt in die Hauptstadt von Tasmanien :)
Liebe Grüße an euch Sabrina
Hallo zurück!
Vielen Dank! Wir waren selbst überrascht, wie gut es uns dort gefällt. Das Wetter war zwar alles andere als optimal, das nächste Mal gehen wir im Sommer hin! ;-)
Grüße,
Daniel