Bestimmt 4 Stunden schlafen wir in unserem Hotel in Dubai, der Flug in der vergangenen Nacht war wohl nicht nur für Darian anstrengender als gedacht. Am frühen Abend packen wir unsere Sachen und fragen an der Rezeption nach, ob es einen netten Ort in der Stadt gibt, an dem man am Abend noch gemütlich schlendern kann. Der Stadtteil Dubai Marina wird uns empfohlen: Dort gibt es Wolkenkratzer, viele Boote und teure Hotels. Wir stellen uns eine belebte Einkaufsstraße vor und eine schöne Uferpromenade, weil es ja direkt am Meer liegt.

So ganz in der Nähe unseres Hotels ist Dubai Marina leider nicht, genau genommen liegt es auf der anderen Seite der Stadt, was in dieser riesigen Metropole schon mal eine ansehnliche Distanz bedeuten. Am besten lernt man eine Stadt unserer Meinung nach kennen, indem man die öffentlichen Verkehrsmittel benutzt. Als wir das Hotel verlassen und die Schiebetür nach draußen aufgeht, werden wir von einer Wand aus Hitze wieder zurückgeschoben. Die 44 Grad fühlen sich auch genau so an, wie sie klingen: Heiß. Unerträglich heiß.

Wir laufen zur Metrostation „Salah Al Din“, wo eine der beiden Metrolinien von Dubai hält. Als wir nach 10 Minuten dort ankommen, sind wir schon gut verschwitzt. Ein einfaches Ticket kostet 7,50 AED (ca. 1,60 Euro) pro Person, Darian fährt umsonst mit. Wir fahren nur eine Station mit der Green Line bis zur Haltestelle „Union“, dann steigen wir in die zweite der beiden Metrolinien um, die Red Line. Eine gute halbe Stunde dauert es, bis wir die 15 Stationen bis Dubai Marina hinter uns gelassen haben. Genug Zeit, um sich zu fragen, warum wir eigentlich unsere Jacken um Hotel gelassen haben. Während es draußen abartig heiß ist, fröstelt es uns in der Metro bei weniger als 20 Grad ganz ordentlich.

Bei der Haltestelle Dubai Marina steigen wir aus, wir sind direkt auf Al Marsa, einer von Dubais größten Straßen. Links und rechts sind unzählige Wolkenkratzer. Burj Khalifa, das höchste Gebäude der Welt, an dem wir mit der Metro vorbeigefahren sind, sehen wir allerdings nicht. Die Stadt ist einfach zu groß und zugebaut, außerdem ist es schon längst finstere Nacht.

Von der ungemütlichen Hauptstraße muss es irgendwo nach rechts Richtung Meer gehen, das geht allerdings immer nur zwischen den Häuserblocks, und diese sind hier nicht gerade klein. Wir nehmen die übernächste größere Straße nach rechts, laufen ein paar Minuten durch das heiße Dunkel und stehen auf einmal mitten in einer gigantischen Baustelle. Wir schauen uns um, einen Durchgang scheint es nicht zu geben. Überall um uns herum stehen große Baukräne, manche Stellen sind hell erleuchtet, da auch spät abends noch gearbeitet wird. Wo vorher noch ein breiter Gehweg war – unsere erhoffte Verbindung von der lauten Straße zum Hafen – ist jetzt eine Absperrung, tiefe Gräben links und eine Schotterpiste rechts.

Zurückgehen wollen wir nicht, denn das würde einen Umweg von mindestens 30 Minuten bedeuten, was man sich bei immer noch über 40 Grad zweimal überlegt. Irgendwie schieben und tragen wir Dari in seinem Kinderwagen durch die oft unbeleuchtete Baustelle bis zur nächsten großen Straße, die wir ohne Ampeln überqueren müssen, denn diese sind wegen der Baustelle abgeschaltet.

Auch die nächste Baustelle lässt nicht lange auf sich warten, schon aus der Ferne sehen wir die schweren Maschinen und die Kräne. Inzwischen fluchen wir deutlich mehr als bei der ersten und überlegen uns, ob wir nicht vielleicht doch besser umkehren sollten. Stattdessen zwängen wir uns durch ein paar enge Durchgänge, ein paar Meter ohne Bordstein an einer weiteren vielbefahrenen Straße entlang und kommen irgendwann endlich an unser Ziel. Vorbei am Ritz-Carlton und am Hilton finden wir einen Durchgang zum Strand, denn unser Versuch, uns einfach durch eines der Nobelhotels hinunter zum Privatstrand zu mogeln, fliegt natürlich sofort auf. Höflich bittet uns der Concierge, den öffentlichen Zugang ein paar hundert Meter weiter zu benutzen.

Statt Bummelmeile und Uferpromenade gibt es dort nur einen kleinen Platz mit ein paar Restaurants, der Strand ist alles andere als spektakulär und überhaupt ist kaum jemand unterwegs. So haben wir uns Dubai nicht vorgestellt. Enttäuscht kehren wir bei Burgerfuel ein, essen bei gefühlten Minustemperaturen zwei teure Burger und treten den Rückweg an. Dieses Mal nehmen wir einen anderen Weg zurück zur großen Straße Al Marsa, wo sich die nächste Metrostation befindet. Für ein Taxi sind wir zu geizig, die weite Strecke durch die Stadt würde bestimmt ein Vielfaches der Metrotickets kosten.

Große Baustellen müssen wir zwar nicht mehr durchqueren, doch oft genug stellen wir fest, dass Dubais Bordsteine und Fußgängerwege einfach nicht für einen Kinderwagen gemacht sind. Nach einer weiteren Dreiviertelstunde durch die dunklen Straßen sind wir mehr als nassgeschwitzt. Die Metro ist jetzt nicht mehr so voll wie auf dem Hinweg, wir bekommen sogar einen Sitzplatz und müssen nicht mehr direkt unter den Belüftungsschlitzen der Klimaanlage stehen. Trotzdem ist es so kalt, dass wir uns eine Winterjacke herbeiwünschen. In der knappen Stunde bis zum Hotel schafft es Darian wie immer, unsere Sitznachbarn zum Lachen zu bringen, ihm scheinen weder die Hitze draußen noch die Kälte drinnen etwas auszumachen.

Die wohlverdiente Dusche in unserem Luxuszimmer gibt es erst um kurz vor 23 Uhr. Für heute haben wir genug. Dubai Marina bei Nacht, das war ein unnötiger Ausflug. Mit Kinderwagen wird aus unnötig sogar unsinnig, die vielen Baustellen und teils miserable Wegführung für Fußgänger lassen die letzte Lust auf die Stadt verschwinden, von der wir in der Dunkelheit ohnehin nicht viel gehabt hätten.

Immerhin haben wir ein paar schöne Fotos gemacht: