Unser Weihnachtsfest in Neuseeland ist wirklich gemütlich. Wir haben uns für 3 Nächte auf einer Campsite in Wanaka einquartiert und machen über die Feiertage nicht viel. So weit weg von der Heimat feiern wir Weihnachten ganz anders als sonst, dafür sorgen schon die Temperaturen von fast 30 Grad und der Sonnenuntergang kurz vor 22 Uhr. Als einziges Geschenk gibt es dieses Jahr die Weltreise, auf der wir uns gerade befinden. Das ist mehr als genug und ohnehin wertvoller als alles Materielle, das wir uns jemals schenken könnten.

Die Kiwis (die Neuseeländer) feiern Weihnachten hingegen ganz britisch-traditionell: Der Heilige Abend ist gar nicht so heilig, dafür ist es der 25.12. umso mehr. Der 26.12. wird Boxing Day genannt, weniger wegen der Sportart, sondern vielmehr angelehnt an die Box, die Geschenkschachtel.

Es ist eine tolle Abwechslung, mal für ein paar Tage durchzuatmen und nichts zu tun. Gleich am 27.12. geht es aber wieder los, zu viel haben wir auf Neuseelands Südinsel noch nicht gesehen. Wir haben sicherheitshalber für den Silvesterabend einen Platz auf einer Campsite in der Nähe von Neuseelands höchstem Berg, dem Aoraki, reserviert. In den kommenden 5 Tagen wollen wir einen Abstecher zur Ostküste machen und langsam über die Gletscherseen Richtung Aoraki zurückfahren.

Wir fahren gemütlich um die Mittagszeit los, das Wetter ist heute leider nicht besonders gut. Das ändert sich auch nicht, als wir nach gut 4 Stunden Moeraki an der Ostküste erreichen. 2 km nördlich der kleinen Stadt befindet sich unser heutiges Ziel, die Moeraki Boulders. Auf dem großen Parkplatz direkt oberhalb der berühmten Felskugeln kann man kostenlos übernachten, wenn man self-contained ist. Nach 275 km an diesem Tag stellen wir unseren Camper ab und gönnen uns einen leckeren Kaffee. Bei den Moeraki Boulders gibt es ein großes Café und nebenan ein Souvenirgeschäft.

Von oben können wir sehen, was die Moeraki Boulders – ganz nüchtern und bei schlechtem Wetter betrachtet – sind: ein paar runde Felsen am Strand mit vielen Touristen. Für die Benutzung des schön angelegten Privatwegs vom Café nach unten zum Strand wird ein kleiner Betrag von 2 NZD (ca. 1,30 Euro) erwartet, wenn man nicht Gast des Cafés ist. Wir gehen hinunter und schauen uns die Felsen aus der Nähe an. Es gibt viele kleinere mit weniger als 1 m Durchmesser, ein paar sind aber richtig groß und bestimmt 2 m hoch. Auffallend ist ihre nahezu perfekte Kugelform. Das ist in der Tat beeindruckend, wenngleich aber nicht durch Zauberei entstanden, sondern durch natürliche Prozesse über einen langen Zeitraum. Einige der Felsen sind aufgebrochen und groß genug, dass Dari sich darin verstecken kann.

Es sind aber eindeutig zu viele Touristen hier. Jeder möchte ein Foto von sich vor, hinter, auf und in den Felsen machen. Wir gehen erst mal zurück in den Camper, essen eine Kleinigkeit und kommen gegen 20 Uhr noch einmal zum Strand. Jetzt sind wir fast alleine und durch die langsam kommende Flut sind jetzt alle Felsen von Wasser umgeben. Auch wenn der Himmel bedeckt und das Licht deswegen nur mäßig gut ist, gelingen uns ein paar tolle Aufnahmen. Vor allem mit langen Belichtungszeiten lässt sich die geheimnisvolle Stimmung gut einfangen.

Der nächste Morgen beginnt früh. Viel zu früh! Um 5:30 Uhr ist Dari wach und möchte auch nicht mehr weiterschlafen. Das Wetter ist heute nicht viel besser als gestern. Wir beschließen, an der Küste entlang durch die Kleinstädte Oamaru und Timaru zu fahren und danach wieder ins Landesinnere abzubiegen. Kurz hinter Timaru verlassen wir den State Highway 1 und fahren auf der 8 weiter bis Pleasant Point, wo wir Richtung Opihi abbiegen.

Enge Straßen und Schotterpisten bringen uns zum Opihi Vineyard, einem kleinen Weingut mitten im Nirgendwo. Wir übernachten umsonst auf dem großen Parkplatz, außer uns ist sowieso keiner da. Gerade noch rechtzeitig kommen wir ins Café, bestellen einen Cappuccino und halten ein Schwätzchen mit dem sympathischen Besitzer Allan. Ein altes Oakland-Auto aus den 1920er Jahren und die beiden Pferde auf dem 200 m entfernten Hof sind die einzigen Attraktionen für den restlichen Abend.

Als wir am nächsten Morgen weiterfahren, erleben wir etwas, das es wohl nur in Neuseeland gibt. Wir fahren viele Kilometer Schotterpiste mitten durchs Nichts, passieren hier und da eine große Farm und biegen völlig unerwartet direkt von der Schotterpiste auf den Highway 8 ab. Einfach so, ohne Schild, ohne Einfädelspur oder Beschleunigungsstreifen. Die Highways in Neuseeland sind nicht zu vergleichen mit den deutschen Autobahnen oder den Highways in den USA. Sie führen durch Städte und Dörfer, haben Kreisverkehre und Ampeln und manchmal werden sie sogar einspurig, wenn an einer der vielen One Lane Bridges mal wieder kein Platz für eine zweite Spur war.

Durch Fairlie fahren wir noch ein paar Kilometer bis zum 709 m hohen Burkes Pass. Inzwischen sind fast keine Wolken mehr am Himmel und wir sehen endlich die schneebedeckten Gipfel der neuseeländischen Alpen wieder. Eine halbe Stunde später erreichen wir den Lake Tekapo. Während das gleichnamige Dorf direkt am See nicht viel zu bieten hat, ist der See immer noch so beeindruckend wie bei unserem letzten Besuch im Mai 2011. Er bekommt Schmelzwasser von höher gelegenen Gletschern über den Godley River und erhält seine unglaubliche türkisblaue Farbe durch „Rock Flour“ (wörtlich: Felsmehl), das durch die Gletscher entsteht, die Felsmaterial zu kleinsten Partikeln zermahlen.

Als ob der See selbst nicht schon genug wäre, liegen in unmittelbarer Umgebung noch 2 weitere Highlights, die wir heute noch besuchen. Direkt am südlichen Ufer des Sees am Rand des Dorfs steht die Church of the Good Shepherd. Wer uns kennt oder unser Blog schon länger liest, dürfte bereits wissen, dass wir um Kirchen üblicherweise einen Bogen machen, weil wir einfach nichts damit anfangen können. Die kleine Steinkapelle am Lake Tekapo aber ist unglaublich faszinierend, auch ohne allzu tiefen religiösen Hintergrund. Sie besticht alleine durch ihre Schlichtheit und ihre einzigartige Lage. Einen Altar braucht sie nicht, stattdessen blickt man durch ein großes Panoramafenster auf den Lake Tekapo.

Nur 10 km vom Dorf entfernt liegt auf 1.029 m über dem Meer (und damit gut 300 m über dem Lake Tekapo) das Mount John Observatory. Wir quälen unseren Lui die steile Straße hinauf, stellenweise müssen wir im 1. Gang fahren. Von oben haben wir einen unglaublichen Ausblick auf den See bis weit ins Hinterland, schon 2011 haben wir von hier eines unserer schönsten Panoramen der gesamten ersten Weltreise aufgenommen.

Die Nacht verbringen wir am Lake Alexandrina, der nur wenige Kilometer vom Lake Tekapo entfernt liegt. Der See ist wesentlich kleiner als sein großer türkisblauer Bruder. Hier gibt es eine der wenigen Möglichkeiten, kostenlos in der Nähe von Tekapo zu übernachten. Am südlichen Ende des Sees liegt ein Campingplatz, der uns aber zu teuer ist. Wir biegen links ab auf einen holprigen Feldweg und stellen uns 200 m weiter direkt ans Ufer. Zum Baden ist der tiefblaue See nicht geeignet, das Ufer besteht hier aus hohem Gras und glitschigen Steinen, das wollen wir mit Dari nicht riskieren.

In der warmen Abendsonne machen wir nach dem Essen einen Spaziergang am See und genießen beim Sonnenuntergang die Tatsache, dass das Gebiet um Tekapo seit einigen Jahren als Lichtschutzgebiet (UNESCO Dark Sky Reserve) zählt. In der weiteren Umgebung gibt es keine nennenswerte Lichtverschmutzung, im Dorf wurde deswegen sogar die weiße Straßenbeleuchtung durch bernsteinfarbene ersetzt. Der wolkenlose Himmel erlaubt uns heute einen besonders klaren Blick auf unser Lieblings-Sternbild und Traumteiler-Logo, das Kreuz des Südens.

Wir wünschen euch viel Spaß mit unseren Fotos: