Unser Silvesterabend könnte unspektakulärer nicht sein: Wir sind auf der Campsite in Glentanner, ein paar Kilometer vom Mount Cook Village entfernt. Die Camp Kitchen ist voll bis obenhin, als wir unser Abendessen zubereiten. Heute gibt es frischen Lachs, den wir ein paar Stunden vorher in der Lachsfarm High Country Salmon gekauft haben. Als ich Dari nach dem Essen um 20:30 Uhr ins Bett bringe, sind wir alle müde. Alle bis auf Dari. Wir spielen noch über eine Stunde und als er um 22:00 Uhr endlich einschläft, bleibe ich gleich mit ihm liegen. Marsi kommt wenig später dazu und wir verschlafen Silvester einfach. Von Party und Feuerwerk um Mitternacht keine Spur.
Das ist das Schöne an einer längeren Reise, man muss sich über so vieles keine Gedanken machen: Wo und wie verbringen wir Weihnachten? Was machen wir denn an Silvester? Zu Hause bleiben geht ja gar nicht! Was mache ich an meinem Geburtstag? Eine große Party oder einfach nur einen Nachmittags-Kaffee? Mit solchen Kleinigkeiten geben wir uns gar nicht mehr ab, seit wir Deutschland vor über 3 Monaten verlassen haben.
Genau so wie in der Küche am Silvesterabend geht es in den Badräumen am Neujahrsmorgen zu. 3 Toiletten und 3 Duschen sind einfach zu wenig für diese riesige Campsite. Dafür ist heute wieder grandioses Wetter, nachdem wir gestern auf dem Weg hierher nicht viel von den schneebedeckten Gipfeln gesehen haben. Der Blick nach links während der 200 m zur Dusche lässt uns erahnen, was wir heute Nachmittag sehen werden.
Nur eine halbe Stunde Fahrt auf dem bestens ausgebauten State Highway 80 trennt uns vom Mount Cook Village, wo wir bei strahlend blauem Himmel um 10:30 Uhr eintreffen. Das Dorf liegt nur ein paar Kilometer vom Gipfel des Aoraki entfernt und hat gerade einmal 200 Einwohner. Es ist das Basislager für Ausflüge zu Neuseelands höchstem Berg, der den Beinamen Mount Cook trägt. Im Dorf selbst gibt es ein nobles Hotel, ein paar Minuten entfernt aber auch eine DOC-Campsite, wo man für 10 NZD pro Person (ca. 6,50 Euro) übernachten kann. Neben Toiletten und einer Küche gibt es hier einen Dump Point und Frischwasser, um das Abwasser loszuwerden bzw. den Wassertank aufzufüllen.
Es ist mächtig viel los am Neujahrsmorgen, das hätten wir nicht erwartet. Die vorderen Parkplätze für Tagesbesucher sind komplett voll. Weiter hinten sind bestimmt mehr als 100 Übernachtungs-Stellplätze für Camper und Autos, wir finden gerade noch einen, in den unser Lui mit seinen 7,70 m Länge auch hineinpasst. Am Nachmittag packen wir Dari in seine Rucksacktrage und gehen einen der vielen Wanderwege, die direkt von hier aus starten. Wir entscheiden uns für den Hooker Valley Trek, den wir von unserem letzten Besuch im Mai 2011 schon kennen. An einigen Stellen muss der Hooker River auf großen Hängebrücken überquert werden, mehr als 20 Personen gleichzeitig sind auf den Brücken nicht erlaubt. Unsere Erfahrung ist: Sobald nur 2 Personen auf einer Brücke laufen, gibt es ein so heftiges Geschaukel, dass man schon einigermaßen schwindelfrei und seefest sein sollte.
Wo wir 2011 noch durch unwegsames Gelände gehen und manchmal über kleine Bäche steigen mussten, ist jetzt alles bequem mit Holz überbaut. Nach ungefähr der Hälfte des 5 km langen Wegs kommt plötzlich der Aoraki zum Vorschein, der vorher von den weniger hohen Bergen verdeckt war. Es ist ein unvergesslicher Anblick und mit dem milchigen Hooker River im Vordergrund ein einzigartiges Fotomotiv. Am Ende der Wanderung machen wir eine Pause auf dem kleinen Rastplatz direkt am Gletschersee mit Blick auf den mächtigen Hooker-Gletscher auf der anderen Seite des Sees, während der 3.724 m hohe Aoraki von oben zuschaut. Nach insgesamt 3 gemütlichen Stunden erreichen wir nach 10 km wieder unseren Camper.
Der State Highway 80 führt nach Süden am Lake Pukaki entlang, dessen türkisblaue Farbe wie beim Lake Tekapo von Partikeln im Gletscherwasser stammt, das über den Tasman River von Norden in den See fließt. Vom Peters Lookout haben wir einen tollen Blick auf den See und die dahinter liegenden Neuseeländischen Alpen mit ihren schneebedeckten Gipfeln, den alles überragenden Aoraki in der Mitte. Die 55 km vom Mount Cook Village bis zur Einmündung auf den State Highway 8 vergehen schnell, der Highway ist von bester Qualität. Wir biegen nach rechts ab und verbringen den Mittag in der Mini-Stadt Twizel. Die Innenstadt ist zwar nicht spektakulär, aber irgendwie gemütlich. Immerhin gibt es hier einen Supermarkt und ein paar Cafés, in denen wir unser Laptop aufladen können.
Am Nachmittag fahren wir wieder auf dem Highway 8 zurück Richtung Osten, lassen den Abzweig zum Mount Cook links liegen und fahren noch ein paar Kilometer bis zu einem kostenlosen Platz am südlichen Ende des Lake Pukaki. Wir muten unserem Lui schon einiges zu, als wir die 500 m holprige Schotterpiste bis zum See fahren, wo wir ihm die Nacht über eine Pause gönnen. An ein gemütliches Bad im See ist nicht zu denken, nicht nur wegen der eisigen Temperaturen, denn das Ufer besteht aus großen Steinen und Felsblöcken. Trotzdem zählt dieser Platz zu unseren Highlights in Neuseeland, gerade weil sich nicht viele Touristen hier aufhalten. Der Platz ist von der Straße aus kaum zu sehen und wir sind fast alleine.
Ein paar jüngere Touristen mit 2 kleinen Vans aber haben ihr Lager 50 m weiter aufgeschlagen. Dass sie am Abend ein Lagerfeuer anzünden und gekonnt die unübersehbaren Verbotsschilder ignorieren, stört uns noch gar nicht. Der Wind bläst aber nicht nur den Rauch direkt in unsere Richtung, sondern auch den Schall. Wir verstehen jedes Wort, es sind natürlich Touristen aus unserem Heimatland. Kurz vor Mitternacht wird es mal wieder Zeit für einen Anschiss. Traditionell übernehme ich diesen Part, weil Marsi mit ihrem südländischen Temperament in solchen Situationen ab und an zu Überreaktionen neigt, vornehm ausgedrückt. Die jungen Touristen sind überrascht, als ich sie auf Deutsch anspreche. Die Party ist danach zwar noch nicht vorbei, aber immerhin sind sie ein bisschen leiser.
Wir haben euch ein paar Eindrücke von unserer Neujahrswanderung mitgebracht:
Obwohl wir schon einige Artikel weiter sind und eure Reise nun auf einem anderen Kontinent weitergeht, möchte ich dennoch genau hier einen Kommentar hinterlassen. Es passt so gut hierher!
Ihr werdet nie erraten, was ich am vergangenen Samstag gegessen habe: LUPINENFILET an Pfeffersoße mit Brokkoli und Kartoffelstampf.
Bis zu dem Tag, an dem ich hier im Blog von Lupinen gelesen hatte, hatte ich diese Blumen schon fast vergessen. Und nun – kurze Zeit später – finde ich hier in Rastatt auf einer Speisekarte etwas, das ich noch nie gegessen habe. Musste ich natürlich sofort bestellen. Es hat ausgezeichnet geschmeckt! :-)
Da hast du uns was voraus! Ich habe bei der Lupinenflut in Neuseeland nachgelesen, was das eigentlich für Pflanzen sind und ob sie womöglich sogar giftig sind bei den tollen Farben. Bei der Gelegenheit habe ich auch erfahren, dass es gar nicht so selten als Nahrungsmittel benutzt wird. Vielleicht treffen wir uns ja im Sommer mal in Rastatt zum feierlichen Lupinenessen!
Daniel