Nach unserem Neujahrsausflug zum Mount Cook fahren wir durch viele gemütliche Städte wieder an die Südküste: Cromwell, Alexandra, Gore und Invercargill lassen wir hinter uns. Wirklich viel zu entdecken gibt es nicht, hier und da schmückt sich die eine oder andere Stadt mit einer übergroßen Version dessen, wofür sie berühmt ist. In Gore finden wir eine meterhohe Forelle, während Cromwell mit Riesenfrüchten für sich wirbt.

Wir übernachten wieder bei der Monkey Island und sind gerade beim Abendessen, als ein weißes Auto mit einem faltbaren Zelt auf dem Dach neben uns einparkt. Und wieder ausparkt. Ein paar Meter nach links, wieder zurück, oder doch lieber weiter rechts? Nach einer guten Viertelstunde bleibt es auf dem Rasenstück gegenüber stehen. Die beiden Holländer Nicole und Tijmen sind wie wir auf Weltreise. Wir unterhalten uns kurz und sind uns auf Anhieb so sympathisch, dass wir den restlichen Abend miteinander verbringen. Das Ein- und Ausparken hatte im Übrigen den Sinn, einen möglichst ebenen Platz zu finden, damit sie mit dem faltbaren Zelt auf ihrem Autodach nicht zu abschüssig schlafen. Der finale Platz resultiert in einem allerletzten Umparkmanöver: Direkt neben uns im Windschatten unseres Campers ist es eindeutig am gemütlichsten.

Am Morgen wagen wir einen Ausflug zum Gemstone Beach, wo heute erstaunlich wenig los ist. Ein paar Goldschürfer versuchen ihr Glück an dem kleinen Fluss, indem sie mit uralten Schürfmethoden das Wasser nach kleinen Goldstückchen durchsuchen. Wir laufen einen Kilometer am Strand entlang und stellen fest, dass das Wasser gerade schon wieder die entscheidenden Meter zu hoch ist, um noch einen Edelstein zu finden. Ebbe war vor gut einer Stunde, man muss den Besuch des Strandabschnitts also gut planen, damit man als reiche Frau oder als reicher Mann wieder nach Hause geht. Was man am Gemstone Beach findet, darf man behalten. Wenn man den Erzählungen glaubt, wurden hier in der Tat schon viele wertvolle Edelsteine gefunden.

In Invercargill füllen wir unsere Vorräte auf, trinken einen Kaffee und fahren in einer knappen Stunde nach Fortrose. Hier gibt es eine große Wiese direkt am Strand, wo man umsonst übernachten kann. Eine halbe Stunde später kommen auch unsere neuen holländischen Freunde Nicole und Tijmen dazu. Da die beiden nur einen normalen Pkw zum Reisen haben, verbringen wir die kalten Abende in unserem Campervan, wir haben ja mehr als genug Platz. Allerdings versteht sich auch unser Nachwuchs so prächtig mit den beiden, dass seine Schlafzeiten spontan nach hinten verlegt werden.

Auch zum Frühstück sehen wir uns wieder und uns wird einmal mehr bewusst, welche Annehmlichkeiten und welchen Luxus wir in unserem Campervan Tag für Tag genießen. Eine Toilette, eine heiße Dusche am Morgen, Wasser aus dem Wasserhahn, ein stets gemachtes Bett, Geschirr und Besteck für 6 Personen, Stauraum im Überfluss. Das gibt uns diese einzigartige Freiheit, auf die wir in einem kleinen Van oder einem normalen Mietwagen verzichten müssten.

Ab heute sind wir in den Catlins, einer Gegend im Südosten von Neuseelands Südinsel mit rauem Wetter und schroffen Küsten. Hier wohnen kaum Menschen, sodass man sich am besten vorher in einer der größeren Städte mit allem versorgt, was man benötigt. Auch 2011 haben wir diese Gegend schon besucht und wohl die kältesten Tage während unserer 7 Wochen in Neuseeland erlebt. Wir hatten Pech mit dem Wetter und verbrachten eine Nacht bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Dieses Mal sieht es besser aus, denn nach einem morgendlichen Regenschauer klart es langsam auf. Die Vorhersage für die nächsten Tage zeigt keine einzige Wolke.

Die Southern Scenic Route führt zwar durch die Catlins, doch die interessanten Stellen erreicht man nur, wenn man den Highway verlässt. Auch wenn wir nach den Mietbedingungen unbefestigte Straßen mit unserem Camper nur im Ausnahmefall fahren dürfen, lassen wir uns nicht von den zahlreichen Schildern abschrecken, die uns auf viele Kilometer Schotterpiste vorbereiten. Zum Parkplatz beim Waipapa Point sind es 4 km auf einer staubigen Piste. An 2 Stellen in den Catlins wurden nach vielen Schiffsunglücken Leuchttürme erbaut, einer davon ist der Waipapa Point Lighthouse, den wir nach einem halben Kilometer Spaziergang erreichen. Er wurde 1884 erbaut und bis 1976 lebten hier tatsächlich viele Generationen Leuchtturmwärter-Familien, bis die Funktion des Turms schließlich automatisiert wurde. Der starke Westwind bläst uns fast davon, den vielen Seelöwen am Strand scheint dies nichts auszumachen.

Der Rückweg lässt Hoffnung aufkommen, bis kurz vor Haldane ist die Straße für ein paar Kilometer wieder geteert. Danach folgen 13 km Schotterpiste bis zur Curio Bay. Wir nehmen zusätzliche 4 Kilometer Schotter in Kauf und biegen nach rechts zum Slope Point ab. Spektakulär ist anders. Nüchtern betrachtet steht hier ein Wegweiser auf einem großen Feld an einer zerklüfteten Küste. Es handelt sich aber um den südlichsten Punkt des neuseeländischen Festlands und somit auch um den südlichsten Punkt, an dem wir uns jemals befunden haben. Immerhin sind wir jetzt dem Südpol deutlich näher als dem Äquator.

Wir fahren zurück zur Hauptstraße oder vielmehr zur Haupt-Schotterpiste und weiter bis zur Curio Bay. Der Campingplatz hier ist uns zu teuer: Für 30 NZD (ca. 20 Euro) bekommen wir einen Stellplatz mit Strom, einen Dump Point gibt es nicht und die Duschen kosten extra. Wir investieren lieber Geld in ein leckeres Eis und bewundern vom Strand aus ein paar Hector-Delfine, die es nur in Neuseeland gibt. Einige Schwimmer sind mit Neopren-Anzügen im Wasser und geben die Hoffnung nicht auf, dass die Delfine gerade in Spiellaune sind. Ein paar Minuten später sind sie aber offenbar eher in Tauchlaune, weg sind sie.

Auf der anderen Seite der Bucht wartet eine weitere Attraktion der südlichen Catlins: Abends kann man hier Gelbaugenpinguine beobachten. Gleich als wir ankommen, hüpft einer nach vorne ins Wasser, später sehen wir noch einen, der es sich etwas weiter entfernt gemütlich gemacht hat. Damit niemand den sensiblen Tieren zu nahe kommt, ist ein Ranger vor Ort, der überwacht, dass sich kein Tourist abseits des durch Seile markierten Bereichs bewegt. Und während man auf die Pinguine wartet, gibt es gleich ein zweites Highlight: Man steht mitten im Petrified Forest, den versteinerten Überresten eines 160 Millionen Jahre alten Waldes.

Ganz zufällig kommen auch Nicole und Tijmen zu den Pinguinen, als wir uns gerade auf dem Parkplatz etwas kochen. Wir verabreden uns für später auf einer kostenlosen Campsite in Waikawa. Der kleine Ort liegt nur 5 km entfernt und besteht aus einer Hauptstraße und einer Seitenstraße. Über Nacht verziehen sich auch die allerletzten Wolken, wir gehen den folgenden Tag gemütlich an und fahren erst um 11:30 Uhr zu den Niagara Falls, die nur ein paar Minuten entfernt liegen. Mit diesem Namen hat sich jemand einen geschmackvollen Scherz erlaubt. Es sind in der Tat Wasserfälle, aber im Gegensatz zu den Original-Wasserfällen in den USA sind sie hier in Neuseeland nur ein paar Zentimeter hoch.

Richtige Wasserfälle bekommen wir ein bisschen weiter bei den McLean Falls zu sehen. Eine Viertelstunde laufen wir mit Dari in der Rucksacktrage auf einem angenehmen Weg durch den dichten Wald, bis wir an den Wasserfällen ankommen. Wir sind nicht alleine, der Platz scheint sehr beliebt zu sein, bei Touristen und bei Kiwis. Trotzdem finde ich ein paar geeignete Stellen für Langzeitbelichtungen, damit das schnell fließende Wasser gut zur Geltung kommt.

Auch auf der Hill View Campsite treffen wir unsere holländischen Weltreisefreunde wieder und machen Bekanntschaft mit dem sympathischen Betreiber des Campingplatzes. Es gibt nur 2 Powered Sites, bei Bedarf finden sich aber bestimmt genug Verlängerungskabel. Es gibt auch nur eine Dusche und eine Toilette für alle Gäste zusammen. Dafür ist die Übernachtung günstig und das Essen auf der übersichtlichen Speisekarte sehr zu empfehlen.

Für den nächsten Tag haben wir uns den Nugget Point aufgehoben, den wir schon 2011 bei bescheidenem Wetter gesehen haben. Heute aber trübt keine Wolke den Himmel, als wir von der Mini-Siedlung Kaka Point die letzten 9 km Schotterpiste bis zum Parkplatz fahren. Von dort ist es nur noch eine Viertelstunde zu Fuß bis Nugget Point Lighthouse. An diesem Punkt werden garantiert alle Einsamer-Leuchtturm-vor-unendlichem-Ozean-Träume wahr. Der Leuchtturm steht prominent auf dem felsigen Kap, ist seit 1870 in Betrieb und wird erst seit 1989 automatisch gesteuert. Die „Nuggets“ sind kleine Felseninseln vor dem Kap, auf denen sich Hunderte Pelzrobben (neuseeländische Seebären) tümmeln. Dabei sind sie durch die Farbe ihres Fells so gut getarnt, dass man oft erst durch ihre Geräusche auf sie aufmerksam wird. Im Südosten Neuseelands ist der Nugget Point definitiv unser persönliches Highlight und einen Besuch wert, auch wenn er weit abseits der üblichen Touristenrouten liegt.

In Balclutha sind wir endlich wieder in der Zivilisation. Wir haben die Catlins hinter uns gelassen und sind begeistert von diesem abgelegenen Stück Wildnis, das trotzdem einfach zu erreichen ist. Auch hier gibt es – wie so oft in Neuseeland – mit relativ wenig Aufwand viel einzigartige Natur zu bewundern. Wir haben euch unsere Highlights mitgebracht: