Eine Insel vor der Insel? Ist Tasmanien nicht schon eine Insel? Das ist richtig, aber es ist so eine Sache mit den Inseln. Schließlich sind wir ja immer noch in Australien, wo Entfernungen bekanntlich etwas anders sind als sonst. Das gilt auch für Tasmanien und ebenso für Bruny Island, die Insel vor der Insel.

Die Doppelinsel ist von der kleinen Stadt Kettering aus einfach mit der Fähre zu erreichen. Wir übernachten in Snug, einem kleinen Ort nur wenige Kilometer von Kettering entfernt. Der Wecker klingelt um 6:30 Uhr, wir ignorieren ihn gekonnt und bleiben noch eine halbe Stunde im Bett liegen. Draußen ist es angenehm warm und früh morgens schon wolkenlos. Um 9:00 Uhr fahren wir los und erreichen Kettering nur eine Viertelstunde später, leider sind wir ausgerechnet das erste Auto, das nicht mehr auf das Boot um 9:30 Uhr kommt. Wir stellen uns ganz vorne in die Reihe und warten eine Dreiviertelstunde, bis die Fähre wieder von Bruny Island zurückgekehrt ist. Es gibt nur ein einziges Boot, das ständig hin- und herpendelt und einen mehr oder weniger fixen Fahrplan einzuhalten versucht. Mitsamt dem Camper fahren wir auf die Fähre und sind schon nach 15 Minuten beim Roberts Point auf Bruny Island. 50 AUD (35 Euro) kostet die Überfahrt als Return Ticket, der Transfer zurück aufs Festland ist also gesichert.

Bruny Island ist 50 km lang und 20 km breit. Öffentlichen Nahverkehr gibt es nicht, man ist also aufs eigene Auto oder auf eine organisierte Tour angewiesen. Obwohl kaum Menschen auf der Insel leben, kommen doch viele Tausend Touristen jedes Jahr hierher. Wir fahren zunächst so weit nach Süden wie möglich, um uns dann gemütlich zurück zum Roberts Point vorzuarbeiten, wo die letzte Fähre am frühen Abend zurück Richtung Kettering geht.

Genau genommen besteht die Insel aus Nord- und Südinsel, die durch The Neck verbunden sind. Über dieser schmalen Stelle gibt es einen grandiosen Lookout, den wir natürlich nicht auslassen können. Es ist schon eine kleine Anstrengung bis nach oben, der Panoramablick in alle Richtungen entschädigt aber vielfach dafür.

Schon hier zwischen den beiden Inseln jagen wir unseren Camper über eine 3 km lange holprige Schotterpiste, offensichtlich ist den Jungs vom tasmanischen Hochbauamt mitten beim Straßenbau der Asphalt ausgegangen. Weiter unten auf der südlichen Insel bei den Orten Alonnah und Lunawanna wird es nicht besser, ganz nach unten zum Cape Bruny führt sogar einzig und allein eine 18 km lange Schotterpiste. Obwohl wir den Leuchtturm dort wirklich gern gesehen hätten, sparen wir uns den Schotter und fahren lieber zur Ostseite der Südinsel, wo die Straßen bis zur Adventure Bay gut in Schuss sind.

Ein recht eigenwilliges Ehepaar bewirtet das Penguin Café und verdient sich etwas zur Rente dazu. Wir sind wirklich neugierig und strengen uns nach Kräften an, doch können wir selbst bis nach dem Mittagessen nicht herausfinden, ob die Stimme der Frau vielleicht deswegen so seltsam klingt, weil sie heute ihre Zähne vergessen hat. In unserem Essen sind die Zähne jedenfalls nicht, denn kochen können die beiden sehr gut. Wir essen Fish & Chips und einen Burger, beides schmeckt spitzenmäßig und auch über den Cappuccino danach kann man nicht meckern.

Nur ein paar Meter weiter finden wir eine einsame Bucht direkt an der Straße. Dari ist wie immer in Planschlaune, heute kann er nach Herzenslust im flachen Meer spielen. Dass das Wasser hier auch nicht viel wärmer ist als im übrigen Tasmanien, scheint ihn nicht zu stören. Es ist schon praktisch mit so einem Campervan, wenn man den von oben bis unten eingesandeten Sohn nach dem Bad im Meer nur ein paar Meter weiter in eine warme Dusche stecken kann.

Wir wundern uns, wohin die ganze Zeit gegangen ist, denn wir müssen schon wieder an die Rückfahrt denken, damit wir die letzte Fähre noch erwischen. Zwischen Süd- und Nordinsel halten wir natürlich nochmal beim Lookout an und erreichen den kleinen Hafen am Roberts Point um 16:30 Uhr. Eine Stunde müssen wir warten, bis die Fähre wieder da ist und uns zurück nach Kettering bringt. Der Ausflug hat sich gelohnt und ist uneingeschränkt empfehlenswert, wie unsere Fotos verraten: