„Bing!“, ihr erinnert euch. Bei jedem Motorstart und ungefähr alle 10 km während der Fahrt kommt die warnende Glocke. Wurde unser Camper vor ungefähr 6.000 km ordnungsgemäß gewartet oder nicht? Auch diverse Warnleuchten haben unser Display in bunten Farben schimmern lassen. Am besten fassen wir kurz die E-Mail zusammen, die wir nach einer guten Woche mit unserem ersten Camper in Tasmanien an das Flottenmanagement des Autovermieters geschrieben haben.

Es gibt einige Punkte, für die der Vermieter nichts kann, dabei geht es um das allgemeine Design des Fahrzeugs:

  • Es gibt keinen Safe.
  • Es gibt praktisch keinen Stauraum für Koffer oder Rucksäcke.
  • Die Dachluken sind nicht winddicht. Schon bei mäßigem Tempo zieht es auf Daris Sitz hinten ordentlich, bei kaltem Wetter (und davon haben wir reichlich) wird es richtig unangenehm. Für die seitliche Eingangstür gilt das gleiche.

Dann kommen die Punkte, gegen die der Vermieter bei der Durchsicht und Kontrolle durchaus etwas hätte unternehmen sollen:

  • Viele Moskitonetze an den Fenstern haben Löcher, manche sind falsch montiert und fallen uns bei der kleinsten Berührung entgegen.
  • Am von außen zugänglichen Fach für die Gasflasche fehlt das Schloss, stattdessen ist da einfach ein Loch. Das darf man nicht übersehen.
  • Bei den LED-Spots über dem Esstisch sind die blanken Kontakte sichtbar und in Reichweite, die Blenden fehlen komplett. Genau unter diesen Lampen ist Daris Kindersitz montiert, an einer anderen Stelle würde er auch gar nicht passen.
  • Das Besteck (Metall) liegt in einem IKEA-Besteckkorb (auch Metall). Teller, Schüsseln, Gläser und Tassen liegen bzw. stehen ungesichert einfach so in der Schublade darunter. Was das für den Lärm im Auto bedeutet, müssen wir nicht lange erläutern.
  • Die schicke Glasabdeckung unseres Herds ist falsch bemessen und stößt bei jeder noch so kleinen Unebenheit auf der Straße mit den Metall-Abstandhaltern der Kochstellen zusammen.
  • Nach 10 km Fahrt nach der Abholung ist der erste Balken der Tankanzeige verschwunden, der Tank hätte laut Vertrag aber voll sein sollen.

Ein paar Punkte betreffen Darians Kindersitz, den wir keineswegs umsonst dazu bekommen haben:

  • Der Kindersitz wird am Esstisch (Tisch für 4 Personen hinter dem Fahrersitz) in Fahrtrichtung eingebaut. Damit der Sitz überhaupt auf die Sitzbank passt, muss der Tisch so weit nach vorne verschoben werden, dass man auf der anderen Seite nur noch sitzen kann, wenn man mindestens magersüchtig ist. Daris Füße haben in dem schmalen Spalt zwischen Tischplatte und Sitz trotzdem kaum Bewegungsfreiheit.
  • In dem Kindersitz haben schon Generationen vor uns gesessen und gegessen, man hätte ihn wenigstens mal absaugen können.
  • Alle Polster des Kindersitzes fehlen: Sowohl das Sitzpolster als auch die Gurtpolster.
  • Hilfe vom Personal konnten wir beim Einbau des Sitzes nicht erwarten. Auch wenn aus versicherungstechnischen Gründen niemand anders außer uns den Sitz einbauen darf, hätten wir uns doch über ein paar Tipps gefreut. Isofix gibt es natürlich nicht, der Sitz muss aufwendig mit den Sicherheitsgurten fixiert werden.

Und dann waren da noch die Probleme mit der Maschine:

  • Zuerst gingen die Warnleuchten für ASR/BAS und ESP an. Meistens waren sie verschwunden, wenn wir den Motor ein zweites Mal gestartet haben.
  • Eine recht universelle Warnleuchte, die „Engine Diagnostic Lamp“, bereitete uns am meisten Spaß. Mal war sie da, dann wieder nicht. Mal blinkend, dann konstant leuchtend. Die Lampe kann alles bedeuten, von einem vollen Partikelfilter bis zu ernsthaften Problemen mit der Elektrik ist alles dabei.
  • An zwei Tagen ging dem Camper die Puste aus und selbst bei Vollgas ging nicht mehr als Schrittgeschwindigkeit, ein Mal davon an einem ordentlichen Anstieg mit viel Verkehr hinter uns.
  • Von der Road Assistance und der Hotline des Vermieters fühlten wir uns zwischendurch veräppelt. Wir sollen besser abends noch mal anrufen, dann ist die Leitung auf ein anderes Team umgestellt, das uns besser helfen kann. Das andere Team am Abend kann auch nichts für uns tun und meint, es sei besser, wenn wir am Morgen nochmal anrufen, denn dann ist die Leitung auf ein anderes Team umgestellt, das uns besser helfen kann. Hallo???
  • Und natürlich das „Bing“, alle 10 km und bei jedem Motorstart. Es hätte schon mindestens zweimal gebingt, während ihr diesen Artikel lest.

Eine lange Liste, das finden wir auch. Viele Punkte sind Kleinigkeiten, mit denen man sich locker arrangieren könnte. Und schließlich fährt das Ding ja noch, meistens zumindest. Einige Punkte davon sind aber ernsthafte Probleme, die wir nicht hinnehmen wollen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass wir für unseren Camper jeden Tag 155 Euro bezahlen. Nur Mietkosten und Versicherung, Diesel geht extra, versteht sich. Da kann man schon mal meckern und diese Liste an den Vermieter schicken. Damit es besser wirkt, haben wir die E-Mail ans Flottenmanagement, an den Customer Service und auch noch an die Agentur in Deutschland geschickt, über die wir den Camper gebucht haben.

Am Morgen, nachdem wir die Mail abgeschickt haben, kommt ein ganz neues Problem hinzu. Die Wasserpumpe pumpt und pumpt und hört gar nicht mehr auf. Nicht die Wasserpumpe vom Motor, sondern die, die das Frischwasser für Spüle, Dusche und Waschbecken vom großen Wassertank zu den Wasserhähnen pumpt. Außerdem ist die Pumpe jetzt nicht mehr nur abartig laut wie bisher, sondern klingt wie ein frisiertes Mofa. Von Wasserdruck kann keine Rede mehr sein. Wir haben noch volle 6 Miettage vor uns und sind gerade in Strahan an der Westküste mitten im Nirgendwo. Die Hotline sagt uns, dass die nächste Werkstatt nicht allzu weit von Tasmaniens Hauptstadt Hobart sei, wo wir ohnehin in Kürze wieder sein wollten. Wir verzichten lieber für die nächsten beiden Tage auf Dusche und Waschbecken, schalten die übereifrige Wasserpumpe ab und übernachten auf bezahlten Campsites, wo wir unser eigenes Wasser nicht brauchen.

Am übernächsten Tag sind wir in Hobart, wir fahren direkt zum Büro unseres Autovermieters in der Nähe des Flughafens. Der Mechaniker schaut sich die Wasserpumpe an, da ist nichts mehr zu retten. Sie ist hinüber und muss ersetzt werden. Da gerade keine passende Ersatzpumpe da ist, können wir uns aussuchen, ob wir eine Weile warten, bis die Pumpe eines anderen Campers aus- und in unseren Camper eingebaut ist oder ob wir gleich in einen neuen Camper umziehen wollen. Wir denken kurz an die lange Liste mit Mängeln und überlegen nicht lange, trotzdem wollen wir das neue Gefährt vorher gerne sehen. Der neue hat noch nicht einmal 25.000 km auf dem Tacho, unterscheidet sich im Aufbau von unserem bisherigen Camper, punktet durch viel mehr Platz im oberen Bett und verliert diese Punkte wieder durch weniger allgemeinen Stauraum. Er hat nur einen Fernseher statt zwei (welch Rückschritt) und einen kleineren Kühlschrank, dafür aber richtige Polster statt Kunststoff und außerdem eine Rückfahrkamera in Farbe (wie unnötig). So könnten wir die Liste mit Unterschieden endlos fortführen, wir müssen uns aber entscheiden.

Wir nehmen schließlich das Ersatzfahrzeug und räumen unseren Camperrat (Hausrat haben wir ja nicht) um, das dauert fast eine Stunde. Was wir beim Einräumen sehen, sorgt für die nächste Überraschung. Wer uns kennt, dürfte wissen, dass wir nicht zu sehr auf Kleinigkeiten achten und dass wir auch gern mal selbst Hand anlegen, um kleine Missstände schnell zu beseitigen. In unserem neuen Camper hat aber das Putzteam nicht nur ein bisschen geschlampert. Wir sind es leid, nach der Übernahme eines Campers zuerst eine Grundreinigung durchführen zu müssen und weisen das Personal im Büro auf die Frechheiten hin: Was die großflächig verteilte grünblaue Flüssigkeit oben auf der Ablage ist, wollen wir gar nicht so genau wissen. Dafür könnten wir aber mit hoher Wahrscheinlichkeit korrekt bestimmen, was die Vormieter als letzte Mahlzeit mit den Küchenutensilien zubereitet und in der Pfanne gebraten haben. Mit der Schätzung, dass die Betten den letzten Staubsauger kurz nach der Fahrzeugzulassung gesehen haben, würden wir sicherlich auch nicht ganz falsch liegen.

Auch die Mitarbeiter im Büro sind überrascht, wie ein Fahrzeug in diesem Zustand an einen Kunden herausgegeben werden konnte. Das gibt uns eine gute Ausgangsposition, denn wir wollen klarstellen, dass der Fahrzeugtausch uns keineswegs vergessen lässt, was mit dem ersten Camper alles schiefgelaufen ist. In dieser Sache warten wir nämlich immer noch auf eine Antwort per E-Mail, außer ein bisschen Blabla haben wir nämlich noch nichts Sinnvolles gehört.

3 Tage und ein paar E-Mails später erhalten wir endlich einen Anruf von einem freundlichen Mitarbeiter unseres Autovermieters. Wir sind gerade auf Bruny Island, wo wir den letzten Tag unserer 2 Wochen in Tasmanien verbringen. Seit Tagen drängen wir den Autovermieter auf eine Antwort, denn nach unserer Abreise wäre es einfach gewesen, uns mit noch mehr Blabla abzuspeisen, wir hätten ja nichts mehr unternehmen können. Jetzt wird uns für den ganzen Ärger eine Erstattung in Höhe von 3 Tagesmieten angeboten. Damit sind wir einverstanden, es ist mehr als nur eine nette Geste. Der Betrag soll in den nächsten Tagen unbürokratisch auf unsere Kreditkarte zurückerstattet werden.

Schnell, günstig, gründlich. So soll es sein. Zwei dieser Eigenschaften funktionieren zusammen, die jeweils dritte fällt dann hinten runter. Leider gilt dieses Prinzip wohl auch bei den Camper-Vermietern, nicht zuletzt ist günstiges Personal schuld, wie wir in Hobart erfahren haben. Qualität bleibt dabei oft auf der Strecke. Es lohnt sich, einen Camper bei der Fahrzeugübernahme genau zu prüfen, auch wenn es länger dauert. Ein Camper ist so viel mehr als ein Mietwagen, denn man verbringt ja nicht nur ein paar Kilometer darin. Stattdessen mietet man ein mobiles Zuhause, da sollte man schon auch auf Kleinigkeiten achten. Und es lohnt sich, den Mund aufzumachen, wenn etwas nicht stimmt. Oft ist es den Vermietern gar nicht bewusst, wie schlampig in der Werkstatt oder bei der Fahrzeugaufbereitung gearbeitet wird.

Es wird Zeit für ein paar Fakten: Unser Autovermieter in Tasmanien war Apollo, das Büro befindet sich in unmittelbarer Nähe des Flughafens von Hobart. Wir würden keineswegs von Apollo abraten, denn im Großen und Ganzen war ja alles in Ordnung. Wenn man mal von den riesengroßen Schlampereien absieht.

Als äußerst hilfreich hat sich herausgestellt, dass wir unseren Camper über eine Agentur in Deutschland gebucht haben: Die Firma Bestcamper sitzt in Neuried bei München und vermittelt Wohnmobile für Australien und Neuseeland. Während sich Apollo für eine Antwort schon mal ein paar Tage Zeit ließ, glänzte Bestcamper meist durch Antwortzeiten, wie ich sie nur von mir selbst kenne. Ein zuverlässiger Ansprechpartner – vor allem für Reisende, die nicht so gerne E-Mails auf Englisch schreiben – zahlt sich vor allem dann aus, wenn mal nicht alles klappt und man schnell Hilfe benötigt. Ganz nebenbei war der Mietpreis über Bestcamper auch noch günstiger als bei anderen Agenturen und auch günstiger als direkt bei Apollo.

Endlich mal wieder ein Artikel, der nicht davon handelt, wie toll eine Weltreise ist und wie perfekt unsere Tage ablaufen. Wer unsere Traumteiler-Shows kennt, weiß: Genau das ist es, was wir vermitteln wollen. Im Pauschalurlaub ist vielleicht alles perfekt, auf einer echten Reise aber ganz bestimmt nicht. Aber es sind eben genau diese Dinge, die nicht perfekt sind, an die man sich noch lange erinnern wird.

Welche Geschichten von unserer ersten Weltreise erzählen wir zu Hause öfter? Die mit dem Diebstahl in Bangkok kurz nach Marsis Augen-OP, während ich mit heftigem Durchfall das Zimmer nicht verlassen konnte oder die von den tollen Stränden auf den Fidschis?