Wir sind nach Waitomo gefahren, um die berühmten Waitomo Caves zu besichtigen, wir buchen ein Ticket für den wolkigen Montagnachmittag. Aber es gibt einfach zu viele Höhlen und zu viele Anbieter für Höhlentouren hier, wir müssen uns entscheiden, ohne eine wirklich gute Grundlage dafür zu haben.

Waitomo Caves Tour

Schlussendlich buchen wir eine kombinierte Tour zur Ruakuri Cave und zu den Waitomo Glow Worm Caves. Die erste Höhle Riakuri Cave ist wirklich spektakulär, eine künstlich angelegte Spirale bringt uns zu Fuß 20 m unter die Erde, von wo aus wir eine Stunde lang die Kalksteinhöhle erkunden. Neben den üblichen, sehr langsam wachsenden Stalagmiten und Stalagtiten (die „miten“ wachsen von unten, die „titen“ von oben, wieder was für den Stammtisch gelernt!) sehen wir bizarre Formen, die die Natur über Jahrtausende geschaffen hat und die ersten Glühwürmchen, die gar keine sind.

Wir fahren weiter zu den Glow Worm Caves, wo alle halbe Stunde eine bestens organisierte Tour angeboten wird. Mit vielen asiatischen Touristen schauen wir uns die riesige „Kathedrale“ an, eine große Höhle, in der wegen der ausgezeichneten Akustik sogar schon Konzerte gegeben wurden. Wir arbeiten uns nach unten durch und erfahren eine Menge über die Glühwürmchen, deswegen sind wir ja schließlich hier. Die Ernüchterung kommt schnell, denn eigentlich sind es gar keine Glühwürmchen, sondern Larven einer Mücke, die hier 9 Monate lang im Dunkeln leben, ein paar Dutzend klebrige Fäden für den Futterfang nach unten bilden und in ihrem Hinterteil durch Biolumineszenz leuchten, um Beute anzulocken. Danach leben sie für wenige Tage, pflanzen sich fort und sterben. Na gut, wir freuen uns auf Millionen leuchtender Larven auf der abschließenden Bootsfahrt durch die Höhle. Keine 5 Minuten dauert diese, in der Tat leuchtet es über uns hundertfach gespenstisch blau, fast sieht es aus wie ein heller Sternhimmel in einer klaren Nacht. Das war’s auch schon, wir sehen Tageslicht und die Tour ist zu Ende.

Richtige Begeisterung will sich nicht einstellen über das, was wir für knapp 100 Euro in gut 2 Stunden gesehen haben, aber gut, es muss ja nicht alles aufregend sein. Wir fahren 70 km weiter nach Hamilton und verbringen den nächsten Tag mit City-Sightseeing, wobei wir wieder feststellen, dass es uns in kleineren Städten einfach besser gefällt.

Coromandel: Pinnacles

Wir haben noch etwas Zeit, bis unser Flug von Auckland im Norden der Nordinsel nach Chile geht. Wir fahren tags darauf einen kleinen Umweg in die Coromandel-Region und übernachten im kleinen Städtchen Thames. Am nächsten Morgen ist Marsi irgendwie faul, ich aber nicht. Wir fahren ein paar Kilometer ins nahegelegene Kauaeranga Valley, Marsi fährt zurück in die Stadt und macht sich einen schönen Tag. Ich hingegen starte gegen 11:00 Uhr einen Tagestrek zu den Pinnacles. So genau weiß ich nicht, worauf ich mich einlasse, statt einer guten Wanderkarte habe ich nur die große Karte an der Wand des Info-Centers abfotografiert, das sollte genügen.

Über kleine Hängebrücken, glitschige Steine und durch kleine Flüsse laufe ich durch den Wald, in der Hälfte der auf den Schildern angegebenen Zeit erreiche ich schon die „Pinnacles Hut“, wo die Wanderer üblicherweise übernachten. Ein kurzer Abstecher zum Gipfel der Pinnacles erfordert vollen Körpereinsatz, denn der Weg ist steil und mehr als holprig. Leider sind inzwischen Wolken aufgezogen und ich kann nur erahnen, wie die weit entfernte Küste im Osten wohl ohne die weißen Schwaden aussehen mag. Kurz bevor es dunkel wird, holt Marsi mich wieder ab, wir fahren noch weiter bis kurz vor Auckland.

Auckland

Am nächsten Tag fahren wir am Zentrum von Auckland vorbei auf eine andere Campsite, die etwas zentraler liegt. Aber irgendwie haben wir überhaupt keine Lust auf Großstadt. Auch wenn Wellington Neuseelands Hauptstadt ist, ist Auckland mit Abstand die größte Stadt des Landes. Das sehen wir schon von der gigantischen Brücke aus, die wir überqueren. Wir machen es die letzten beiden Tage lieber auf der Campsite gemütlich und packen in aller Ruhe unsere Rucksäcke für die Weiterreise.

Nach 6 Wochen Camping-Luxus müssen wir uns wieder daran gewöhnen, unser Gepäck selbst zu tragen und für jede Strecke einen Transport zu organisieren. Das wird eine ordentliche Umstellung werden, das merken wir spätestens, als wir am letzten Tag um die Mittagszeit die gute Heidi im Büro der Autovermietung im Süden von Auckland zurückgeben. Da stehen wir wieder, jeder einen großen Rucksack hinten und einen kleinen vorne, ich zusätzlich mit meiner Gitarre in der Hand und dem australischen Hut auf dem Kopf.

Fazit Neuseeland

6 Wochen sind vergangen, seit wir Heidi in Christchurch abgeholt haben. 4.886 km sind wir mit ihr gefahren, 43 Mal haben wir die Sitzbänke abends zum Bett umgebaut und morgens wieder zurück. 12 Mal haben wir unsere Camper-Toilette geleert, ein paar hundert Liter Frischwasser in den Tank gefüllt. Die Gasflasche haben wir nur ein Mal nachfüllen lassen und hatten immer noch genug übrig. Ein Mal sind wir losgefahren, obwohl das lange, am Camper fixierte Stromkabel noch in der Steckdose der Campsite steckte. Wir haben viel erlebt mit Heidi, das können wir mit Sicherheit sagen.

Neuseeland hat uns wirklich gut gefallen. Falls ihr nach dem Lesen unserer Artikel den Eindruck habt, dass wir meistens schlechtes Wetter hatten: Nur an ca. einem Viertel der Tage hatten wir nennenswerten Niederschlag. Und das kann sich sehen lassen, wie wir finden. Auf der Südinsel hat es uns eindeutig besser gefallen als auf der Nordinsel. Die kleinen Städte, endlosen Wiesen und viele Millionen Schafen waren eher unser Ding als die Metropolen wie Wellington und Auckland. Die Südinsel erschien uns ursprünglicher, natürlicher und auch wilder, vor allem in der Mitte bei den Bergen und Gletschern.

Neuseeland hat ein ordentliches Loch in unser Budget gerissen, wir haben pro Tag ziemlich genau gleich viel ausgegeben wie in Tibet, Australien oder auf den Fidschis, und das ist fast 3 Mal so viel wie beispielsweise in Laos oder Nepal. Aber es hat sich gelohnt und wir sind froh, dass wir nicht während der Hauptreisezeit im Sommer hier gewesen sind, auch wenn uns dadurch die schönen Strände entgangen sind, denn gutes Badewetter kann man den neuseeländischen Herbst und Winter wahrlich nicht nennen. Dafür mussten wir niemals Zeltplätze reservieren und haben uns viele Sehenswürdigkeiten mit nur einem Bruchteil der sonst üblichen Besucher geteilt.

Als wir am letzten Morgen mehr als rechtzeitig am Flughafen ankommen, gibt es eine Überraschung. Wir sehen etwas, das uns ganz und gar nicht gefällt. Mehr dazu im nächsten kurzen Artikel, wir halten euch auf dem Laufenden. Nur so viel sei verraten: Unsere Zeit Neuseeland ist noch nicht zu Ende!