Mit ihren zahllosen buddhistischen Tempeln, Märkten und restaurierten Kolonialhäusern hat sich die beschauliche ehemalige französische Kolonialstadt im Norden von Laos in den letzten Jahren einen Ruf bis weit über Südostasien hinaus gemacht. Doch die größte Sehenswürdigkeit sind nicht Tempel oder Museen, sondern die Mönche.
Die Mönchsprozession
Jeden Morgen verlassen Hunderte von ihnen pünktlich mit dem Sonnenaufgang ihre Tempel, mit nichts am Leib außer ihren organgefarbenen Roben und ihren Almosenschalen. Mit Dutzenden Tempeln und bis zu dreißig Ordensbrüdern in jedem kann man sich vorstellen, wie viele Mönche Tag für Tag an dieser Prozession teilnehmen.
Hintereinander aufgereiht sind sie schon von weitem auszumachen. Auch wenn es gerade erst hell wird, sind die leuchtend orangefarbenen Gewänder – typisch für alle buddhistischen Mönche in Südostasien – unverkennbar und nicht zu übersehen. Die Tempelältesten laufen in der Regel ganz vorn, gefolgt von den jüngeren und schließlich den Novizen.
Je näher die Mönche der Thanon Sisavangvong, der Hauptstraße von Luang Prabangs Altstadt kommen, desto dichter gedrängt stehen Zuschauer rechts und links am Straßenrand, um das Spektakel zu erleben. Nicht nur europäische Touristen sind im Morgengrauen aufgestanden, um die Almosengaben zu beobachten, es sind erstaunlich viele asiatische Touristen aus China und Korea hier, für die die Mönchsprozession genauso außergewöhnlich ist wie für uns.
Während wir nur Beistehende sind, sind Dutzende Touristen mit uns gekommen, die nicht nur zusehen, sondern an diesem besonderen Brauch teilnehmen. Buddhisten aus aller Welt kommen tagtäglich nach Luang Prabang, um sich im Gegenzug für Almosen den speziellen Dank Buddhas zu verdienen. Es heißt, dass die Buddhisten, die Almosen überreichen, mit besonderem Glück und gutem Karma belohnt werden.
Die wartenden Buddhisten, die auf ihren Knien auf dem Fußweg sitzen, haben ihre Almosen vor sich ausgebreitet. Sobald sich die Mönche nähern, begrüßen die Betenden sie mit über der Brust zusammengefalteten Händen, um dann ihre Almosen zu überreichen. Die meisten Einheimischen geben ihnen eine große Kelle gekochten Reis in ihre Schale, während die angereisten Buddhisten hauptsächlich Obst überreichen. Es ist nicht zu übersehen, was für ein besonderer Moment dies für viele der Buddhisten ist, die sich emotional in den Armen liegen oder Tränen von den Wangen wischen, sobald die Prozedur vorüber ist.
Tak Bat
Die Mönche, die jeden Morgen ihre Runde durch Luang Prabang drehen und sich ihre Almosenschalen von den Buddhisten füllen lassen, haben keine andere Essensquelle als dieses Ritual, welches in Laos als „Tak Bat“ bekannt ist. Sie sind darauf angewiesen, dass sie ihre Schalen mit genügend Essen für den Tag gefüllt bekommen. Sobald sie ihre tägliche Route gelaufen sind und ihre Almosen entgegengenommen haben, kehren sie in ihre Tempel zurück und frühstücken. Die letzte Mahlzeit, die ihnen erlaubt ist, muss vor zwölf Uhr mittags eingenommen werden, den Rest des Tages wird gefastet.
Obwohl Tak Bat die populärste Attraktion in Luang Prabang ist, könnte es gut passieren, dass man die Mönchsprozession nicht mehr lange erleben kann. Nicht dass die Stadt sich nicht über die Heerscharen von Touristen (und die damit verbundenen Einnahmen), die dieser Brauch Tag für Tag nach Luang Prabang zieht, freuen würde – es sind die Mönche, die sich von den Menschenmassen überfordert fühlen.
Während vor 10 Jahren kaum ein Tourist den Weg nach Laos fand, geschweige denn diesem spirituellen Brauch in Luang Prabang beiwohnte, hat sich Laos in den letzten Jahren vom Geheimtipp zum ganz gewöhnlichen Zwischenstopp auf einer Südostasienreise gewandelt. Mit wachsenden Touristenzahlen wuchs auch das Interesse an Tak Bat, und inzwischen kommen jeden Morgen ganze Busladungen von Touristen aus den größeren Hotels vor den Toren der Stadt im Zentrum an, um sich die Prozession anzuschauen. Und obwohl es eine Etikette gibt, an die sich Besucher halten sollen, richten sich nicht alle danach – zum Beispiel, dass man von der anderen Straßenseite zuschauen soll, dass man die Mönche nicht anfassen soll (insbesondere als Frau), oder dass beim Fotografieren der Blitz ausgeschaltet sein soll.
Dennoch leuchtet ein Blitzlicht nach dem anderen auf, und nicht nur ein Amateurfotograf hält den Mönchen seine Kamera fast direkt ins Gesicht. Es ist deutlich erkennbar, wie unangenehm ihnen dieser Rummel ist, aber die Mönche halten tapfer durch und bahnen sich ihren Weg durch die Massen. Man kann ihren inneren Zwiespalt nachvollziehen: Einerseits ist der Trubel zu viel, andererseits garantiert er ihnen immer einen vollen Magen.
Damit die Mönche ihren jahrhundertealten Brauch nicht aufgeben müssen und Touristen dieses faszinierende Spektakel weiterhin erleben dürfen, gibt es hier unsere Tipps, wenn ihr Tak Bat selbst erleben wollt:
- Haltet respektvoll Abstand – positioniert euch idealerweise auf der anderen Straßenseite und nutzt den Zoom eurer Kamera.
- Stellt sicher, dass der Blitz an der Kamera ausgeschaltet ist.
- Kleidet euch entsprechend – auch wenn man nicht in einer religiösen Stätte ist, handelt es sich um ein religiöses Ritual. Also: Schultern und Knie bedecken.
- Reiht euch nur dann in die Reihen der Almosengebenden ein, wenn ihr praktizierende Buddhisten seid.
- Steht den Mönchen nicht im Weg und rennt nicht hinterher, wenn die Prozession an euch vorübergezogen ist.
Hey, netter Beitrag zum Thema Buddhisten. War für mich auf jeden Fall neu. Danke. Ciao, Ann-Kathrin.