Schon um 8:00 Uhr treffen wir uns mit Nicole, die für ein paar Tage mit uns reist, zum Frühstück. Manchmal muss man auch auf einer Weltreise früh aufstehen, um eine günstige Zeit für interessante Sehenswürdigkeiten zu erwischen. Eine Stunde später stehen wir am Tha Pae Gate, dem östlichen Stadttor an der großen Straße, die die Altstadt von Chiang Mai umrundet.

Taxis wie in anderen Städten gibt es hier nicht, stattdessen hält man einfach eines der vielen dunkelroten Songthaews an, die Tag und Nacht in der Stadt verkehren. Auf der überdachten Ladefläche befinden sich zwei große Sitzbänke in Fahrtrichtung, auf denen 8 Personen bequem Platz finden. Während man sich in Bangkok selbst bei den Taxis mit Taxameter heutzutage nicht mehr darauf verlassen kann, nicht über den Tisch gezogen zu werden (wir haben darüber berichtet), gibt es in den Songthaews schon gar keine Möglichkeit, Fahrtzeit oder Distanz zu messen. Es wird immer ein Festpreis ausgehandelt.

Wir versuchen unser Glück eine ganze Weile lang und stellen fest, dass uns keiner der Fahrer für weniger als 400 THB (ca. 11,50 Euro) auf den Berg zum Tempel bringen möchte. Da wir uns die Summe mit Nicole teilen, steigen wir irgendwann ein und fahren gut 10 Minuten, bis wir die Stadt hinter uns gelassen haben. Weitere 20 Minuten geht es auf einer neuen Straße kurvig bergauf. Gegen den permanenten Abgasgeruch können wir leider nichts tun. Unser Fahrer gibt ordentlich Gas, wir halten sicherheitshalber mal eine Tüte bereit für den Fall der Fälle. Seit Dari auf unserer Höllenfahrt nach Luang Prabang sein Frühstück im Minivan verteilt hat, sind wir vorbereitet.

Um 10:00 Uhr ist schon mächtig viel los auf dem Parkplatz am berühmtesten Tempel von Chiang Mai. Viele große Reisebusse und unzählige Songthaews warten darauf, dass die Besucher nach ein paar Stunden vom Tempel zurückkommen und wieder in die Stadt gebracht werden wollen. Wir vereinbaren mit unserem Fahrer, dass er 2 Stunden auf uns wartet und wir um 12:00 Uhr wieder an der Stelle sein werden, wo unser Songthaew parkt. Mit vollem Namen heißt unser heutiges Ausflugsziel Wat Phra That Doi Suthep und liegt auf dem Berg, der ebenfalls den Namen Doi Suthep trägt. In Chiang Mai weiß aber jeder sofort Bescheid, wenn man nur von Doi Suthep spricht.

Wenn man die vielen Stufen nach oben erst einmal hinter sich gebracht hat, trennen einen nur noch die 30 THB (0,85 Euro) Eintritt von einem einmaligen Erlebnis hoch über Chiang Mai. Man sollte sich – wie in allen buddhistischen Tempeln – angemessen kleiden: die Schultern bedeckt und Hosen bis übers Knie. Auf unserer ersten Weltreise haben wir in Tibet gelernt, dass man Tempel stets im Uhrzeigersinn umrundet. Auch hier pflegen wir diese Tradition und gelangen nach einer dreiviertel Umrundung zu einer gerade erst fertiggestellten Aussichtsplattform mit einem – unter normalen Umständen – grandiosen Ausblick auf die Stadt. Wenn da nicht der Dunst wäre. Genau genommen können wir das gesamte Ausmaß der Stadt nur erahnen, schon nach wenigen Hundert Metern verschwinden die grünen Bäume in einem grauen Schleier.

Wir laufen ein paar Meter zurück und steigen über eine Rampe ins Innere des Tempels, wir ziehen unsere Schuhe aus und drehen – natürlich im Uhrzeigersinn – eine Runde um den großen goldenen Chedi. Die vielen Buddhastatuen in allen Größen, Farben und Materialien können wir gar nicht zählen. Auch wenn sich in diesem Bereich des Tempels die Besucher zwangsläufig gegenseitig auf die Füße treten, können wir die einzigartige spirituelle Stimmung in uns aufsaugen. Marsi geht mit Dari auf dem Arm und Lotus in der Hand dreimal die Kora, bevor wir wieder nach draußen gehen.

Pünktlich um 12 Uhr sind wir wieder bei unserem Songthaew auf dem Parkplatz. Auf dem Weg zurück in die Stadt muss unser Fahrer glücklicherweise langsamer fahren als auf dem Hinweg, weil viele Autos vor uns es offenbar nicht sehr eilig haben. Dari ist das egal, denn nach den vielen Eindrücken des Morgens schläft er schon nach 2 Minuten im Auto ein. Er hat jede einzelne der unendlich vielen Glocken im Tempel geläutet und zu jeder der Buddhastatuen Wawawa gesagt. Schon in Neuseeland wollten wir ihm „Wawawap“ beibringen als vereinfachte Form von „Sawadee kap“, wie man sich in Thailand begrüßt. Damit wäre er bestimmt ein noch größerer Star bei den Thais gewesen als er es mit seinen blonden Haaren und seiner tapsigen Art ohnehin schon ist. Dari hat aber seinen ganz eigenen Gruß daraus gemacht: Seit wir in Thailand sind, faltet er bei jedem Buddha und bei jedem Tempel die Hände und ruft lächelnd „Wawawa“. Wer schon einmal in Thailand war und weiß, wie viele Buddhastatuen und Tempel es dort gibt, kann sich vorstellen, welches Wort Dari am häufigsten benutzt.

Wir beenden unseren Ausflug zum Wahrzeichen Chiang Mais wieder am Tha Pae Gate, dem östlichen Stadttor in der Nähe unseres Hotels. Der Vormittag hat sich gelohnt und war die 400 THB teure Fahrt im Songthaew und den Eintrittspreis definitiv Wert. Wir haben euch ein paar Fotos mitgebracht: