Ab und an nehmen wir in unserem großen Campervan Tramper mit, die am Straßenrand auf eine Mitfahrgelegenheit warten. Das ist in Neuseeland gar nicht so selten, allerdings sind es fast ausschließlich Touristen. Heute haben wir besonderes Glück, als wir Lisa und Johanna mitnehmen. Denn die beiden verstehen sich so gut mit Darian, dass wir sie gar nicht mehr aussteigen lassen wollen nach nur 40 Kilometern.
Wir sind aber schon an unserem heutigen Ziel angekommen. Wir wollen die Nacht in der Nähe von Levin in der Celtic Winery verbringen. Malcolm ist ein angenehmer Mittfünfziger, der seinen Hof gerne für Campervans zur Verfügung stellt, sofern sie self-contained sind. Sein Hund Jack begrüßt uns freudig, viel zu freudig für einen Wachhund. Das braucht Malcolm aber auch gar nicht, denn hinterm Haus gibt es eine Wachgans, die trotz eines gebrochenen Flügels bisher noch jeden Eindringling in die Flucht geschlagen hat. Wenn sie gerade nichts zu bewachen hat, lebt sie friedlich auf der Wiese mit 2 Hühnern und Barbara, dem Schaf.
In einer großen Hütte neben seinem Wohnhaus braut Malcolm Cider, Bier und Wein nach alter keltischer Tradition, ganz ohne chemische Zusatzstoffe und moderne Hilfsmittel. An der Cellar Door wird an Endverbraucher verkauft. Nach einer kurzen Verköstigung nehmen wir uns eine Flasche Green Ginger Wine (ein kräftiger Wein mit ordentlichem Ingwergeschmack im Abgang), einen Feijoa Wine (sehr fruchtig aber trotzdem heftig), einen Lime Cider und eine Flasche Licorice Beer (Lakritzbier) mit, die wir uns in den nächsten Wochen schmecken lassen wollen.
Am nächsten Morgen verlassen wir die Winery schon wieder und wollen unser Abwasser am öffentlichen Dump Point im Ort loswerden. Wir können mit unserem Frisch- und dem Abwassertank ohne Probleme 2 Tage lang auskommen. Das Ablassen des Abwassers klappt am Dump Point auch wie immer wunderbar, nur mit dem Durchmesser des Gewindes am Wasserhahn fürs Frischwasser haben wir mal wieder Pech. Während der vom Vermieter mitgelieferte Schlauch einen Anschluss mit ½ Zoll hat, ist am Wasserhahn leider ein Anschluss mit ¾ Zoll angebracht. Einen Adapter haben wir natürlich nicht. Zum Glück können wir den Schraubverschluss unseres Schlauchs auf diesem nach unten schieben, sodass das Kunststoffende des Schlauchs zu sehen ist. Unser Joker ist das viel zu steife Dichtungsgummi, das ich jetzt mit aller Kraft auf den zu großen Anschluss am Wasserhahn drücke, während Marsi ihn langsam aufdreht. Dass das nicht lange gutgeht und dass wir uns die Dusche am Morgen hätten sparen können, muss an dieser Stelle nicht erwähnt werden.
Schon 2 Stunden später sind wir mitten in Wellington, der Hauptstadt Neuseelands im Süden der Nordinsel. Sie hat knapp 200.000 Einwohner und ist ein begehrter Wohn- und Arbeitsort, nicht nur für Neuseeländer. Unseren Camper parken wir auf einem der großen Parkplätze in der Nähe der Innenstadt, für 12 NZD (7,50 Euro) können wir 12 Stunden stehenbleiben. Wir gehen an der tollen Uferpromenade entlang in Richtung Zentrum. Die gemütliche Cuba Street ist eine Fußgängerzone mit allen wichtigen Geschäften, von denen wir fast keines auslassen bei unserem Stadtbummel.
Da es in Wellington ohnehin kaum kostenlose Campingplätze gibt, fahren wir am Abend ein paar Kilometer nach Norden nach Lower Hutt, wo wir schon 2011 ein paar Nächte auf einem Top10-Campingplatz verbracht haben. Auf dem Weg zurück nach Wellington am nächsten Nachmittag wollen wir ein Ticket für die Interislander-Fähre buchen, die die Cook Strait durchquert und die Nordinsel mit der Südinsel verbindet. Wir rechnen gar nicht damit, dass wir für den nächsten Tag überhaupt noch einen Platz bekommen, doch haben wir unverschämtes Glück. Die Mitarbeiterin versichert sich noch telefonisch, dass unser Lui mit seiner 7,70 m Länge auch wirklich noch den allerletzten Platz auf der Nachmittagsfähre bekommt und berechnet uns, sozusagen Last Minute, auch noch einen günstigeren Preis als üblich.
Normalerweise haben wir für Museen, Kirchen und Kunstgalerien wirklich nicht viel übrig. Das Te-Papa-Museum ist aber eine der wenigen Ausnahmen, denn hier kann man Stunden zubringen und es wird einem immer noch nicht langweilig. Wir sehen den 4 Meter langen Giant Squid, Skelette von urzeitlichen Fischen und Walen und erleben in der Erdbeben-Demonstration, wie gefährlich es sich in Neuseeland lebt.
Für den Abend haben wir uns mit Jody und James in einem türkischen Restaurant in der Cuba Street verabredet. Die beiden Engländer haben wir im August 2011 auf der indonesischen Insel Java kennengelernt, als wir in einer 3-Tages-Tour von Yogyakarta zurück nach Bali gefahren sind. Heute leben und arbeiten die beiden in Neuseeland, weil es ihnen hier so gut gefällt. Es ist einer dieser Abende, an denen einem bewusst wird, wie einzigartig Reisebekanntschaften sind. Man trifft sich zufällig, versteht sich prächtig und tauscht Kontaktdaten aus. Dann sieht und hört man sich jahrelang nicht, liest vielleicht hier und da etwas über Facebook. Und wenn man sich dann für einen Abend verabredet, versteht man sich immer noch genauso prächtig wie beim ersten Mal. Bei Falaffel, Mixed Grill Platter und Baklava fühlt es sich gar nicht so an, als hätten wir uns über 3 Jahre nicht gesehen.
Es ist schon 21:30 Uhr und nur noch 14 Grad kalt, als wir wieder bei unserem Camper sind. Für heute hat Marsi einen Platz gefunden, auf dem wir ganz gemütlich Freedom Camping machen können. Der große Parkplatz in der Evans Bay liegt auf der anderen Seite der Stadt, nur 5 km vom Te-Papa-Museum entfernt. Eine erstklassige Alternative zu den teuren Campingplätzen in und um Wellington, denn hier übernachtet man umsonst.
Ein Highlight haben wir uns für den nächsten Morgen aufgehoben. Von der Evans Bay fahren wir 3 km hinauf zum Mount Victoria Lookout, einem Aussichtspunkt mit Premium-Panoramablick auf die ganze Stadt. Zufällig kommen auch zwei Kiwis (hier: Neuseeländer) auf einer schönen Harley vorbei, die sie ausgerechnet neben unserem Camper abstellen. Wir bekommen Dari fast nicht mehr von der Maschine herunter, so sehr gefällt es ihm auf dem gemütlichen Sitz. Wir plauschen ein bisschen, wie man nur mit Kiwis plauschen kann und verabschieden uns bald, denn wir haben ja Tickets für die Nachmittagsfähre auf die Südinsel.
Wie immer haben wir ein paar Fotos von Neuseelands Hauptstadt mitgebracht:
Hi Daniel,
nach Neuseeland hat’s mich nie wirklich gezogen, weiß auch nicht warum. Ich hab halt den Südostasien-Virus – chronisch – unheilbar! Deshalb sehe ich euren Abschied von Neuseeland und Australien auch mit zwei lachenden Augen, denn jetzt heißt’s dann: ยินดีต้อนรับในประเทศไทย
Hoffe, ihr denkt im Paradies auch ab und zu an mich!
Herzliche Grüße an dich und den Rest ;-)
Welcome to Thailaaaaaand! Nun ja, noch haben wir ein bisschen Zeit für Sydney. Gerade geht die Sonne auf, der Rest der Schroths schläft noch und ich hab einen Blick aus dem 17. Stock aufs Opera House und sehe links dahinter die Harbour Bridge … was für eine Riesenstadt!
Pob kan mai!
Daniel
Sehr schön erzählt, die Geschichte mit dem nicht passenden Gewinde! Allerdings hätte ich davon gerne auch ein Foto gehabt! :-)
Auch der Spaß, den Dari auf der Harley hatte, kommt super rüber. Wie ein Großer sitzt er auf dem Mopped. Sein Gesichtsausdruck – einfach köstlich!
Die Frage nach eurem Wohlergehen erübrigt sich. Euer Strahlen reicht bis ans anderen Ende der Welt!
Freu mich immer wieder aufs Neue, bei euch sein zu dürfen!!!
Hi Clivia!
Da biste ja wieder! Wir dachten schon, du kommst uns doch noch besuchen. ;-) Gerade sitzen wir in Christchurch am Flughafen und warten auf unseren Flug nach Sydney. 74 Tage in Neuseeland sind schon wieder vorbei, das ist kaum zu glauben, wie schnell das ging.
Daniel und der Rest