Wer noch nie in Südostasien gewesen ist, kann sich gar nicht vorstellen, in wie viele Fettnäpfchen man im alltäglichen Touristenleben treten kann. Die Unterschiede zwischen den Kulturen sind oft offensichtlich, manchmal aber auch so versteckt, dass sich manchmal erst auf den zweiten Blick erschließt, warum man gerade einen schrägen Blick von einem Einheimischen erntet.
Man muss sich in Thailand nicht mit dem traditionellen Gruß, dem Wai, begrüßen. Wenn man nicht genau weiß, was man tut, sollte man es sogar unbedingt bleiben lassen. Beim Wai werden die Hände in der Körpermitte aneinandergelegt und der Körper auf einer bestimmten Höhe mit den Händen berührt. Aber auf welcher Höhe? Je höher, desto mehr Respekt bringt man seinem Gegenüber entgegen. Aber wie viel Respekt ist angemessen? Vor welchen Körperteil gehören die Hände? Brust, Kinn, Nase, Stirn?
Du bist eine Frau und im Bus ist noch ein Platz frei, neben einem Mönch in seinem leuchtenden orangefarbenen Gewand. Zum Gruß legst du die Hände auf Höhe deiner Brust zusammen und setzt dich neben ihn. Du hast noch ein paar Süßigkeiten in der Tasche und bietest ihm einen kleinen Snack an. Mit diesem Verhalten bringst du den Mönch gleich vierfach in eine missliche Lage! Gleich vierfach? Die Gründe dafür erschließen sich gar nicht auf den ersten Blick: Der Wai vor der Brust ist für einen Mönch zu tief. Als Frau einen Mönch oder sein Gewand zu berühren ist sowieso tabu. Ihm etwas zu übergeben ebenso, man sollte immer einen Mann bitten, dies zu übernehmen. Und wenn der Mönch den Snack in die Tasche steckt und nicht gleich isst, wird er es mit seinen Mönchskollegen teilen wollen. In den letzten Fettnapf bin ich selbst getreten, als ich einer Gruppe von 3 Mönchen in Kambodscha einmal 3 Eis spendiert habe, nachdem ich mich eine ganze Weile blendend mit ihnen unterhalten hatte. Ausgerechnet Eis in der Hitze von Kambodscha, das den Weg zum Tempel der Mönche ganz sicher nicht überlebt hat!
Nicht schreien, nicht den Kopf berühren, nicht mit der linken Hand essen … das sind die offensichtlichen Regeln, von denen man vielleicht schon einmal gehört hat. Auch in unserem Artikel übers Taxifahren geht es darum, niemals das Gesicht zu verlieren und immer dafür zu sorgen, dass auch der andere niemals sein Gesicht verliert.
Es geht aber auch ganz subtil, zum Beispiel wenn man an der Supermarktkasse in Thailand eine Münze aus dem Geldbeutel verliert. Die Münze fällt auf den Boden und rollt davon, glücklicherweise trittst du gerade noch rechtzeitig mit dem Fuß darauf, bevor sie für immer unter dem Süßigkeitenregal verschwindet. Da oft ein Bild des Königs (Thailand ist eine Monarchie) auf den thailändischen Münzen zu finden ist, hat man soeben das Staatsoberhaupt und das größte Vorbild eines jeden Thais mit Füßen getreten. Ausgerechnet mit den unreinen Füßen!
Nun, wir können es schon hören: „Ich bin Tourist in diesem Land, man wird mir wohl den einen oder anderen Patzer verzeihen.“ oder „Woher soll ich denn das wissen?“. Sicherlich wird dich keiner bei der Polizei anzeigen, wenn du die Hände beim Wai zu tief hältst. Aber für uns gehört es unbedingt dazu, sich mit den kulturellen Besonderheiten eines Landes zu beschäftigen, das man besuchen möchte. Es hat mit Respekt zu tun, die Gastgeber nicht durch auffälliges Verhalten in eine missliche Lage zu bringen. Nach ein wenig Lektüre weiß man schon, wie die Südostasiaten ticken und an welcher Ecke besonders große Fettnäpfchen lauern.
Vielleicht verdeutlicht ein kleines Beispiel, was wir meinen: Was würdet ihr von einem Touristen aus Peking halten, der in Berlin den Reichstag besucht und dabei einen Schlafanzug trägt und in die Ecken spuckt? Sicherlich würdet ihr euch für ihn schämen und doch erwarten, dass er wie selbstverständlich weiß, dass man in Deutschland nun mal nicht im Schlafanzug herumläuft und schon gar nicht spuckt.
In Luang Prabang finden wir ein Schild mit tollen Illustrationen über respektvolles Verhalten in Laos. Auch in Vang Vieng werden die Tubing-Touristen auf einem Schild über die größten Missgeschicke aufgeklärt. Offensichtlich gibt es immer noch genug Touristen, die sich daneben benehmen. Die Regeln auf diesem Schild gelten aber nicht nur für Laos, sondern können auf andere Länder im nördlichen Südostasien übertragen werden: In Thailand, Myanmar und Kambodscha gelten ähnliche Regeln.
In den weniger vom Buddhismus geprägten Ländern (Vietnam, Indonesien, Philippinen, Malaysia und Singapur) weht ein anderer Wind, was nicht bedeutet, dass es hier weniger Fettnäpfchen gibt, in die man mit dem ganzen Fuß treten könnte.
Damit euch das erspart bleibt, haben wir die Schilder in Vang Vieng und Luang Prabang fotografiert und euch die einzelnen Szenen mitgebracht:
Sehr interessanter Artikel, die Schilder sind humorvoll und informativ. Nur eins vermisse ich: Du schreibst, die Frau im Bus hat den Mönch dreifach in eine Missliche Lagen gebracht, erklärst aber nicht, inwiefern … Oder habe ich das übersehen?
Liebe Grüße! Maike von Reisetageblog.de
Liebe Maike!
Da hast du Recht, ich hätte wohl wirklich darauf eingehen sollen. Ich habe den Artikel jetzt erweitert und sogar noch einen draufgesetzt, aus dem dreifach ein vierfach gemacht und erklärt, was ich damit meine.
Vielen Dank fürs Nachfragen!
Daniel
Super, vielen Dank!
Lieber Daniel, ich danke Dir nochmals für die super Jahreszeiten-Pack-Tipps für Nordthailand! Falls Du magst und ich dazu noch komme, würde ich sie gerne im Rahmen meiner Berichterstattung auf meinem Reisetageblog.de veröffentlichen, sozusagen als „Packlisten-Interview“, so dass auch andere etwas davon haben. Natürlich mit Link zu Deinem Blog, vielleicht hast Du einen passenden Packtipp-Artikel, auf den ich dann direkt verlinken könnte? Wenn das für Dich in Ordnung ist, schreib mir doch bitte eine kurze Mail dazu – ich komme gerade nicht an mein Account ran, daher frage ich Dich hier :-) Auf alle Fälle noch einmal vielen Dank und liebe Grüße! Maike
Hi Maike! Das machen wir doch gern. Marsi wird sich bei dir melden wegen eines passenden Artikels bei uns, wir haben ja einen. Und falls du noch mehr Futter fürs Packlisten-Interview brauchst, sag Bescheid. Dafür war es ja sogar etwas dürftig, oder nicht?
Liebe Grüße,
Daniel
Ich musste so schmunzeln bei dem Vergleich mit dem Chinesen in Berlin! Das erlebe ich tagtäglich! Gerne wird dann auch im Schlafanzug-Partnerlook spazieren gegangen.
Liebe Grüße aus Hong Kong,
Kaja
Ich kam mir in Thailand nicht so vor als ob man viel falsch machen kann. Dort sind sie auch sehr an Touristen gewöhnt sodass sie über vieles hinweg sehen. Eine Situation habe ich mitbekommen, als ein Tourist auf dem Motorrad sitzend mit einer Karte in der Hand einen Barbesitzer nach dem Weg fragen wollte und der ziemlich genervt geantwortet hat „get at least off the f*cking bike“. Recht hatte er, hat weniger was mit Tradition zu tun sondern mit gesundem Menschenverstand. Nicht jeder Einheimische ist ein Infostand.
An viel besuchten Orten ist man auch an Touristen gewöhnt, das ist natürlich richtig. Manchmal begrüßt man sich sogar mit einem Handschlag statt mit einem Wai. Wir finden trotzdem, dass man sich auch mit den feinen kulturellen Unterschieden auseinandersetzen sollte und sich so gut wie möglich an das Land anpassen sollte, in dem man gerade zu Gast ist. Der Spaß hört sicherlich beim Oben-ohne-Baden an einem thailändischen Strand auf, auch wenn viele westliche Touristinnen das trotzdem tun. Die Sache mit dem Motorrad ist in der Tat etwas, das auch hierzulande unhöflich wäre. Der Rüffel ist gerechtfertigt! ;-)