Für unsere 7 Wochen in Down Under wollen wir für Marsis Handy eine australische SIM-Karte kaufen, mit der wir Reservierungen auf Campingplätzen machen, im Notfall die Road Assistance verständigen oder auch mal zu Hause in Deutschland anrufen können. Einen Tarif mit 2 Jahren Mindestvertragslaufzeit und monatlicher Abbuchung brauchen wir also nicht, für uns ist Prepaid genau das Richtige. Dadurch wird die Auswahl schon auf ein erträgliches Maß eingeschränkt, denn die meisten Tarife in Australien sind – wie zu Hause auch – mit monatlichen Zahlungen verbunden und Postpaid.

Außerdem wollen wir ab und an mit unserem Laptop und unseren Handys ins Internet gehen, um Kontakt zur restlichen Welt zu halten, E-Mails zu beantworten und unser Blog zu pflegen. Viele Reisende in Australien haben damit überhaupt kein Problem, denn in den meisten Hotels und Hostels gibt es kostenloses WLAN. Der Sinn eines Campervans liegt aber auch darin, eben nicht in solchen Unterkünften zu übernachten, wodurch leider auch die Nutzung der WLANs wegfällt.

Mobil ins Internet mit Laptop und Smartphone

Dann wird es schon schwierig: Kostenloses Internet über WLAN gibt es in manchen Innenstädten, in Bibliotheken, bei McDonald’s und auf manchen Campsites. Von den klassischen Internetcafés gibt es nicht mehr viele und wenn, dann nur in den Städten. Die Bezahltarife für WLAN auf manchen Campsites sind unverschämt teuer. Da kosten 100 MB Datenvolumen schon mal 10 AUD (7 Euro), das reicht für E-Mails abrufen, Nachrichten lesen und einen Dropbox-Sync. Zudem sind alle diese kostenlosen Möglichkeiten mit einer Begrenzung des Datenvolumens verbunden – meist 50 MB pro Tag – und leider viel zu oft auch schnarchend langsam wie in den meisten Filialen von McDonald’s, wo ich mir allzu oft mein gutes altes Elsa-56k-Modem herbeigewünscht hätte.

Während die SIM-Karte für Marsis Handy nicht so schwierig zu bekommen sein sollte, wissen wir nicht so recht, wie wir das mit unserem Laptop machen sollen. Wir brauchen eine mobile Lösung, um unabhängig von den oben genannten Einrichtungen zu sein. Im Jahr 2011 haben wir in Neuseeland einen kleinen USB-Stick von Vodafone gekauft, der mit einer neuseeländischen SIM-Karte versehen werden konnte und unser Laptop mit ausreichend schnellem 3G (UMTS) versorgte. Inzwischen gibt es 4G (LTE), auch in Australien, aber so schnell muss es für uns gar nicht sein.

Lösungen mit USB-Stick finden wir bei bei allen großen australischen Anbietern, es gibt aber einen Nachteil: Damit kann nur das Laptop ins Internet, nicht aber unsere Smartphones. Wir könnten zwar unser Laptop mit ein paar Klicks zum WLAN-Hotspot machen und diesen für unsere Handys nutzen, dann müsste das Laptop aber immer angeschaltet sein, auch wenn wir mal nur eben mit dem Handy eine WhatsApp-Nachricht verschicken wollen. Für jedes Gerät eine Einzellösung ist umständlich und vermutlich auch teuer, außerdem möchte ich aus beruflichen Gründen auf meiner deutschen Handynummer erreichbar bleiben.

Das passende Angebot finden wir bei Australiens größten Mobilfunkanbieter Telstra. Hier verkauft man ein kleines Gerät, etwa so groß wie ein kleines Handy aus der Zeit, als es noch keine Smartphones gab. Es verbindet sich über UMTS (3G) mit dem gut ausgebauten Handynetz von Telstra und stellt WLAN für maximal 5 Geräte zur Verfügung, die die UMTS-Verbindung parallel nutzen können. Technisch gesehen steckt in der magischen Kiste ein ausgewachsener Router mit UMTS auf WAN-Seite und WLAN auf LAN-Seite. Durch den Akku ist das Gerät – wie ein Mobiltelefon – sogar für viele Stunden unabhängig vom Stromnetz zu betreiben, wenn wir mal irgendwo im Outback ohne Stromanschluss übernachten.

Für 59 AUD (ca. 40 Euro) bekommen wir das Gerät mit Akku und Ladegerät (mit dem gleichen Anschluss wir für unsere Samsung-Smartphones), eine SIM-Karte mit Prepaid-Datentarif und 2 GB Datenvolumen, die wir innerhalb von 30 Tagen verbrauchen können. Danach können wir weiteres Volumen nachkaufen, z.B. weitere 2 GB für 30 AUD. 40 Euro sind zwar immer noch recht teuer und mit 2 GB Volumen müssen wir uns sehr einschränken und viele Hintergrunddienste abschalten, aber wir haben mit dieser Lösung alle Fälle abgedeckt: Wir kommen überall mit allen unseren Geräten parallel ins Internet, sofern es Netzabdeckung gibt.

Mobil telefonieren mit dem Handy

Internet haben wir also jetzt. Für Marsis Handy brauchen wir noch eine SIM-Karte. Nach der ersten kalten Nacht in Australien haben wir gerade im Highpoint-Einkaufszentrum in Braybrook bei Melbourne ein paar warme Sachen eingekauft und stehen mit unserem Campervan noch auf dem Parkplatz. Vor dem Losfahren versucht Marsi noch eben, die gestern gekaufte SIM-Karte von Aldi Mobile zu aktivieren. Wir haben uns vorher informiert: Dieser Prepaid-Tarif ist genau das, was wir fürs Telefonieren brauchen. Die Minuten sind unschlagbar günstig, Gespräche nach Deutschland ebenso und sogar ein bisschen Datenvolumen kann versurft werden. Fast eine Stunde lang telefoniert sie mit der Hotline. Es will einfach nicht funktionieren, da wir keine Adresse in Australien haben, die Postleitzahl der Behelfsadresse vom Autovermieter nicht im System ist und wir – als letzte Option – keine australische Bankverbindung haben.

Marsi gibt auf und ich gehe „schnell“ nochmal ins Einkaufszentrum zurück und sehe eine meterlange Schlange am Laden von Telstra, dem größten Mobilfunkanbieter in Australien, dessen UMTS-Router wir benutzen. Das gerade vorgestellte iPhone 6 ist seit heute erhältlich, dafür gibt es die Extra-Schlange, an der ich mich glücklicherweise nicht anstellen muss. Nach wenigen Minuten kümmert sich ein Mitarbeiter um mich. Wir finden den am besten geeigneten Tarif im Angebot von Telstra, der mir allerdings nicht gut genug ist, vor allem im Vergleich zum Tarif von Aldi, den ich ja schon kenne.

Am anderen Ende des Einkaufszentrums finde ich einen Shop von Optus. Der Anbieter ist zwar kleiner als Telstra und die Netzabdeckung soll nicht so gut sein, aber wir wollen ja nur ab und an telefonieren. Hier werde ich von einer netten Mitarbeiterin bedient, zwei Prepaid-Tarife kommen infrage. Beide überzeugen mich nicht so recht, das merkt sie schnell. Ihr Joker, der dritte Tarif mit dem Namen „Optus Prepaid Social“, wird offiziell zwar gar nicht mehr angeboten, kann aber trotzdem noch gebucht werden: Für 30 AUD (ca. 20 Euro) gibt es 250 Freiminuten, 500 MB Datenvolumen und 30 Dollar Credit für Auslandsgespräche oder Daten jenseits der 500 MB. Das Guthaben ist 30 lang Tage gültig, danach verfällt es und muss aufgeladen werden. Das Beste ist aber: Der Zugriff auf Social-Media-Webseiten wie Facebook und Twitter ist umsonst und innerhalb der großzügigen Freiminuten können wir sogar nach Deutschland telefonieren. Kurze Zeit später ist die SIM aktiviert und funktioniert bereits prächtig in meinem Handy, in dem ich die Karte gleich teste.

Aus „schnell“ ins Einkaufszentrum wurde dann doch weit mehr als eine Stunde, es ist schon 15 Uhr, als ich wieder bei Marsi und Darian im Camper bin. Doch jetzt sind wir für die nächsten Wochen gerüstet und können es heute noch an die Küste zu unserem ersten Stopp auf der Great Ocean Road schaffen.

Netzabdeckung

Mit der Netzabdeckung – wir können nur über Telstra und Optus berichten – ist das übrigens so: In bewohnten Gebieten, z.B. von Melbourne an der Küste entlang bis nach Adelaide und weiter nach oben bis Port Augusta, gibt es überall Empfang. Mit beiden Anbietern. Auf unserer Route durch Australien, und wir sind in über 6.000 km durchs halbe Land gefahren, macht sich die bessere Netzabdeckung von Telstra praktisch nicht bemerkbar.

Auf dem Weg nach Norden durchs Outback sieht es hinter Glendambo aber ganz düster aus. Auf dem Stuart Highway gibt es bis Glendambo mit Telstra besseren Empfang als mit Optus, das sind aber auch nur 200 km. Danach, von Glendambo bis nach Alice Springs, kann man praktisch nur in Coober Pedy und Marla telefonieren. Dazwischen ist nichts. Außer ein paar toten Kängurus und Kühen am Straßenrand gibt es hier auch niemanden, der ein Mobilfunknetz brauchen könnte.

Auch auf dem westlich verlaufenden Lasseter Highway Richtung Uluru ist man nicht nur landschaftlich gesehen im Off. Erst in Yulara, in der kleinen Ortschaft direkt beim Uluru, verschwindet der durchgestrichene Kein-Empfang-Kreis und die volle Anzahl Signalstärke-Balken erscheint wieder.

Wir lassen uns die Kommunikation also einiges kosten. Dass wir mobil ins Internet kommen und – außer im Outback – immer surfen und telefonieren können, ist ein Luxus, den wir uns auf unserer ersten Weltreise nur selten gegönnt haben.

Nachtrag aus Tasmanien vom November 2014

Inzwischen haben wir neue Erfahrungen gemacht, die wir euch nicht vorenthalten wollen: Bei unserem zweiwöchigen Aufenthalt in Tasmanien schneidet Optus oft schlechter ab als Telstra, was die Netzabdeckung angeht. Während Marsi mit ihrer Optus-SIM oft keinen Empfang hat, funktioniert unser kleiner Telstra-Router meist problemlos. An wenigen Stellen im westlichen Tasmanien gibt es auch mit Telstra keinen Empfang, doch das ist die Ausnahme.