Wir stehen früh auf, frühstücken gemütlich und fahren zum nahegelegenen Airport. Wir ahnen es schon: Unser heutiger Flug wurde bereits wieder gestrichen, also eine weitere Nacht in Auckland. Die Schlange am Schalter ist schon jetzt deutlich länger als gestern.

Unser Ticket von Auckland nach Santiago de Chile ist ein bisschen speziell, denn die australische Airline Qantas hat das Ticket ausgestellt, der Flug selbst wird aber von der chilenischen LAN durchgeführt, das nennt sich Code Sharing. Eigentlich gar nicht so speziell, wohl aber, wenn es um die Übernahme der entstehenden Übernachtungskosten geht. Qantas stellt ihren Passagieren bei Flugausfall nämlich eine Unterkunft zur Verfügung, LAN hingegen nicht.

Bereits gestern waren wir hier am Flughafen in Auckland, wurden von einem zum nächsten Schalter geschickt, bis man uns am LAN-Schalter deutlich zu verstehen gab, dass es sich bei dem Vulkanausbruch in Chile um einen „Act of God“ handelt, also um höhere Gewalt, für die die Airline nichts kann. Das verstehen wir. Aber die von LAN verstehen nicht, dass wir uns kein Hotel leisten wollen und können. Trotzdem buchen wir ein günstiges Hotel in Flughafennähe und bezahlen selbst. Das Hotel ist gar nicht so schlecht, Abendessen und Frühstück finden wir in Restaurants in der Nähe, auch dort bezahlen wir selbst. Insgesamt hat uns also der gestrige Flugausfall bisher 160 NZD (rund 90 Euro) gekostet.

Haben wir uns gestern noch abwimmeln lassen, fragen wir heute gezielter nach und siehe da: Wir haben einen Hotelgutschein und 2 Taxi-Gutscheine in der Hand. Die nächste Nacht ist also gesichert und kostet uns keinen Cent.

13:00 Uhr: Marsi steht gerade in der immer länger werdenden Schlange am Schalter an, wo wir unser Ticket auf morgen umbuchen wollen. Das ist prima, sofern wir morgen einen Platz im Flieger bekommen (das werden wir gleich wissen) und der Flug nicht wieder gestrichen wird (das bleibt bis morgen spannend).

14:00 Uhr: Ich habe nach einer Stunde in der Warteschleife unseren Flug bereits telefonsich umgebucht, während Marsi immer noch in der Schlange ansteht. Es war aber weder morgen noch übermorgen ein Platz zu haben, also sind wir erst für den 17. Juni gebucht, das ist in 3 Tagen. Wir haben aber nur einen Übernachtungs-Voucher für die nächste Nacht. Da lässt sich doch bestimmt was machen!

15:00 Uhr: Wir haben auch für die 2 fehlenden Nächte Hotelvoucher von Qantas bekommen. Das freut uns ungemein, wenigstens können wir noch etwas unternehmen, da wir jetzt nicht mehr täglich am Flughafen sein müssen, um irgendetwas zu erledigen.

16:00 Uhr: Wir sind im Rendezvous Hotel, es liegt im Stadtzentrum von Auckland und nicht in Flughafennähe. Wie viele Sterne das Hotel hat, wissen wir nicht, aber es sind bestimmt nicht weniger als 4. Die Lobby ist allein so groß wie das Hotel von letzter Nacht, überall blinkt und blitzt es. Wir bekommen unser Zimmer für die nächsten 3 Nächte, das Gepäck wurde bereits nach oben gebracht. Das Zimmer im 9. Stock ist gewaltig. 2 Doppelbetten, Flatscreen-TV, Internet, Dusche, Badewanne und auch sonst alles, was ein gehobenes Hotel braucht. Das hätten wir nicht erwartet, und dass wir auch noch 3 Mahlzeiten pro Tag umsonst dazu bekommen, ist wirklich fantastisch.

Ihr seht also, das Abenteuer geht immer noch weiter und uns wird nicht langweilig! Wir haben zum Glück außer einer Unterkunft in Chile für 2 Nächte nichts gebucht und sind nicht in Zeitdruck. Aber langsam verstehen wir, wie man sich fühlt, wenn man täglich am Flughafen rumhängt und sich auf Informationen verlassen muss, die sich ständig ändern können.

Aber wir haben Glück im Unglück und können die nächsten Tage bis zum Abflug mit ein bisschen Luxus genießen. So sehen wir doch noch etwas von Auckland. Und wenn der Flug am 17. wieder gestrichen wird … naja, es könnte schlimmer sein!

Update vom 16. Juni:

Unser Flug für morgen, 17. Juni, ist wieder gestrichen worden. Ihr glaubt gar nicht, wie lustig das ist mit der Qantas-Hotline. Nach 1,5 h Warteschleife sind wir endlich dran. Die Dame tut wirklich ihr Möglichstes. Der Plan: Wir fliegen am 21. Juni nach Sydney und von dort aus nach Santiago de Chile. Uns egal, ergibt zwar wenig Sinn, aber besser als nicht fliegen. Wir drängeln ein bisschen, dass Qantas auch weiterhin die Hotelkosten übernimmt. Während des Telefonats bekommen wir noch per E-Mail die Bestätigung für die neuen Flüge. Was uns seltsam vorkommt: Der Flug von Sydney hat einen Stop, wir wissen aber nicht wo. Und er hat die gleiche Flugnummer wie unser eigentlicher Flug von Auckland nach Santiago. Wir schlussfolgern: Der Flug von Sydney nach Santiago hat einen Stop in Auckland, wo wir gerade sind. Das sagen wir der Dame, und auf wundersame Weise findet sie noch 2 Plätze in der Maschine am 20. Juni. Wir sind also weitere 3 Tage in Auckland!

Jetzt heißt es hoffen, dass Qantas ihre Flüge von und nach Neuseeland wieder aufnimmt und die Aschewolke sich endlich verkrümelt!

Update vom 18. Juni:

Na, was meint ihr? Fliegen wir nach Santiago de Chile?

Unser Direktflug für den 20. Juni wurde bereits gestrichen, das wissen wir seit heute früh. Den nächsten freien Platz würden wir erst in ca. 10 Tagen bekommen, das ist uns definitiv zu lang. Und wir wissen nicht, ob er dann vielleicht wieder gestrichen wird.

Heute haben wir deshalb telefonisch umgebucht. Wir fliegen am 21. Juni von Auckland nach Los Angeles und von dort aus weiter nach Santiago. 2 Mal 13 Stunden im Flieger, 7 Stunden Stopover in L.A., prima. Immerhin kostet uns das, bis auf das Transit-Visa für die USA, nichts extra und wir kommen hoffentlich endlich an!

Die Diskussion mit Qantas über die Kostenübernahme unserer Unterkunft ist inzwischen wirklich nervig geworden. Wir müssen die letzte Nacht vor dem neuen Flug wohl selbst übernehmen, das verkraften wir gerade noch. Falls die Qantas-Hotline eine Blacklist hat, auf der alle Kunden stehen, mit denen kein Kontakt mehr gewünscht wird, sind wir uns absolut sicher: Wir stehen ganz oben!

Update vom 20. Juni:

Eigentlich gibt es nicht viel Neues, aber irgendwie doch. Heute früh, einen Tag vor Abflug nach L.A., wollten wir sicherheitshalber online nachschauen, ob unsere Flüge auch wirklich nicht gestrichen sind. Und was sehen wir da? Wie Sie sehen, sehen Sie nichts!

Unser Anschlussflug von L.A. nach Santiago ist nicht mehr da. Einfach weg, den anderen nach L.A. sehen wir noch, aber der andere ist verschwunden. Natürlich rufen wir gleich wieder die Qantas-Hotline an, vielleicht hat jemand aus Wut den Flug gestrichen, weil uns die Airline so viel fürs Hotel bezahlt hat. Die Mitarbeiterin der Hotline versteht es auch nicht, wir müssen unser Ticket neu buchen. Glücklicherweise bekommen wir Plätze für den ursprünglich gebuchten Flug und nach einer Stunde ist der Spuk vorbei. Wir bekommen später unsere Tickets per E-Mail zugestellt, das Visum (ESTA) für die USA haben wir bereits online erledigt, es kann also nichts mehr schiefgehen!