Für mich ist es bereits das dritte Mal in Indonesien, bereits 2005 reiste ich für 4 Wochen durch Bali und Lombok. Zusammen mit Marsi war ich dann 2008 nochmals für 2 Wochen auf den beiden Inseln unterwegs.

Irgendwie ist Bali seltsam, denn schon nach meinem ersten Besuch im September 2005 stand eigentlich fest: Ein Mal reicht. Damals hatte ich fast jede wichtige Sehenswürdigkeit auf Bali gesehen, unzählige Tempel und Reisfelder besichtigt und einige Tauchgänge in Tulamben und Menjangan gemacht. Trotzdem waren wir zusammen 3 Jahre später wieder dort, nur um festzustellen: Noch ein weiteres Mal muss wirklich nicht sein. Und jetzt sind wir schon wieder hier.

Für unser drittes Mal hatten wir uns eigentlich vorgenommen, die Inseln östlich von Lombok zu besuchen: Sumba, Sumbawa, Flores, Komodo und vielleicht Sulawesi. Mehrere Gründe sprachen dafür, diesen Plan aber auf später zu verschieben, also waren wir nach unserem Abstecher auf die Insel Java ein drittes Mal auf Bali und Lombok unterwegs. Wir wollten es ja sonnig und warm, noch ein letztes Mal Sonne tanken vor der Heimreise und dem Winter in Deutschland. Am Ende unserer Reise sind wir uns auch gar nicht so sicher, ob wir noch viel Neues hätten aufnehmen können oder wollen, insofern ist Altbekanntes vielleicht gar nicht so schlecht.

Nach diesem Mal reicht’s aber wirklich. Vielleicht fällt es den Pauschaltouristen nicht so auf wie uns. Wenn man einen schönen Strand mit Sonnenliege hat, sich dort einen Cocktail bestellen kann und sein Hotel nur verlässt, wenn sich das Dinner-Buffet nach einer Woche wiederholt, ist es sicherlich anders. Beim Herumreisen fallen einem aber ein paar Dinge auf, die sich trotz der vielen schönen Hochglanz-Werbeprospekte nicht wegdiskutieren lassen. Vielleicht sind wir am Ende unserer Reise auch empfindlicher als sonst und würden unter normalen Umständen alles lockerer sehen. Trotzdem wollen wir euch ein paar allgemeine und ganz persönlich gefärbte Infos über die Urlaubsparadiese Bali und Lombok nach Hause schicken.

Verkehr

Indonesien hat ganz offensichtlich zwei ganz große Probleme. Das erste ist der Verkehr. Es gibt kaum mehr Grenzen zwischen den früher einmal für sich existierenden Orten, selbst auf Bali gibt es kaum noch eine unbebaute Stelle entlang der Straße, zumindest entlang der großen Hauptstraßen im Süden. Weiter im Norden und Westen sieht es sicherlich (oder hoffentlich?) anders aus.

In Lombok hingegen, sobald man Bangsal, den kleinen Fährhafen zu den Gilis, hinter sich gelassen hat und sich an der Nordküste Richtung Osten bewegt, könnte man fast den Eindruck gewinnen, als wäre hier alles immer noch genau wie früher. Anders geht es in Lomboks Hauptstadt Mataram zu. Wer einmal durch diese Stadt gefahren ist oder fahren musste, weiß sicherlich, was wir meinen. Hier will man nicht wohnen, nicht mal eine Nacht im Hotel verbringen. Eigentlich will man erst gar nicht aus dem Auto aussteigen, denn meistens sieht man die Stadt nur auf dem Weg von oder zum Fährhafen in Lembar.

Wir waren entsetzt, wie viele Autos und Motorräder auf Bali pausenlos die Straßen verstopfen. Ganz schlimm ist es zwischen in den Haupt-Touristenregionen um den Flughafen (Kuta/Legian/Seminyak), wo selbst die Bypass-Straßen in Lärm und Gestank untergehen. Da kann man schon fast Verständnis aufbringen für Pauschalurlauber, die ihr Hotel gar nicht verlassen wollen.

Müll

Das zweite große Problem ist Müll. Nicht überall in Bali oder Lombok liegt Müll herum, aber man muss sicherlich nirgendwo lange nach der nächsten Sauerei suchen. Vor allem Plastikflaschen zieren die Landschaft, ob auf dem Gipfel des Gunung Rinjani oder in Padang Bai. Was genau mit diesen Flaschen einmal passieren wird, wissen wir nicht. Irgendwann werden sie vielleicht verrotten, mit etwas Glück vorher eingesammelt und fachgerecht entsorgt.

Aber wer ist verantwortlich für diesen ganzen Müll? Das Wasserflaschen-Problem hat sicherlich damit zu tun, dass man Trinkwasser zwangsläufig kaufen muss, denn das aus dem Wasserhahn ist ungenießbar. Und Trinkwasser wird hier nunmal in Plastikflaschen verkauft. Man kennt weder Mehrwegflaschen noch Pfandsystem. Schade eigentlich, denn wenn jeder beim Zurückbringen einer Plastikflasche Geld erhalten würde, würde wohl kaum mehr jemand seine Flasche einfach aus dem Fenster werfen.

Beschweren wir uns zu Hause nicht über das vor wenigen Jahren eingeführte Pfandsystem für Plastikflaschen und andere Getränkeverpackungen? Darüber können wir nur lachen. Wer gesehen hat, wie Müllentsorgung auf Bali funktioniert, wird nie wieder ein böses Wort darüber verlieren und brav jede Flasche freiwillig zurückbringen.

Und überhaupt: Müssen wir zu Hause in Deutschland Trinkwasser wirklich extra kaufen? Evian und Volvic? Eigentlich nicht. Nachdem wir ein Jahr lang sogar zum Zähneputzen kein Wasser aus dem Wasserhahn verwenden konnten (mit Ausnahme von Australien und Neuseeland), werden wir das Wasser aus dem Wasserhahn in unserer Küche zelebrieren, wenn wir wieder zu Hause sind. Und Gott, Buddha, Allah, Vishnu und wie sie alle heißen mögen gleichzeitig dafür danken, dass wir diesen Luxus genießen dürfen.

Wir wissen inzwischen, dass es sich bei dem Wasser, das fast jeder in Deutschland rund um die Uhr aus dem Wasserhahn bekommen kann, um ein Privileg handelt, das nicht viele Menschen auf der Welt haben. Und es kostet quasi nichts. „Aber der Kalk!“ hören wir da jemanden sagen? Also bitte. Wenn’s wirklich sein muss, schafft ein Filter Abhilfe.

Dass die Müll-Sauerei auf den Inseln von Touristen kommt, ist unwahrscheinlich. Das sagen selbst die Einwohner von Bali und Lombok. Viel wahrscheinlicher ist es, dass ganz dringend am Umweltbewusstsein der Bevölkerung gearbeitet werden muss, denn wir erleben oft, dass beispielsweise ein Autofahrer seinen Müll auf die „natürliche“ Weise entsorgt: Flasche ausgetrunken? Fenster einen Spalt auf. Flasche raus. Fenster zu. Fertig. Aus den Augen, aus dem Sinn. Wird schon jemand einsammeln. Zu Wasser sieht es nicht besser aus. Auch auf Bootsfahrten wird der Müll nicht gesammelt und am Ende der Fahrt entsorgt, denn das Meer schluckt einfach alles. Irgendwo wird es schon wieder angespült werden.

Strände

Ein paar Worte wollen wir noch zum Thema Strände verlieren. Viele von euch träumen vielleicht davon, einmal nach Bali zu fliegen, am Strand zu liegen und das süße Nichtstun zu genießen. Wir sagen euch: Wer Traumstrände sucht, ist hier definitv falsch. Vielleicht kann man die gepflegten Privatstrände von teuren Hotels als schön durchgehen lassen, aber die bekanntesten Strände wie Kuta/Legian, Sanur oder Padang Bai (Bali) und Senggigi oder die Gilis (Lombok) sind weit entfernt von einem Traumstrand.

Was macht denn einen Traumstrand aus? Für uns sind die Anforderungen ebenso einfach wie klar definiert: Man muss im Meer baden und nach dem Trocknen ein Schläfchen im Schatten halten können. Damit sind quasi alle Strände, die wir auf Bali oder Lombok gesehen haben, raus. Hier nur kurz ein paar Gründe, die allesamt nicht unserer Fantasie entspringen: Fliegen, Sandfliegen, kleine Ameisen, rote Ameisen, Riesenameisen, Muezzins, Strandverkäufer, Massage-Anbieter, Pediküre-Anbieter, Maniküre-Anbieter, Bob Marley von der Beachbar, kein Wasser wegen Ebbe, zu viel Wasser wegen Flut, zu viel Wind (Sand im Gesicht), zu wenig Wind (zu heiß), Baustellen, Restaurants, Bars, schreiende Kinder, schimpfende Eltern, Bootsbauer, Jetski-Fahrer, Quallen, Müll … die Liste ist endlos. Irgendwas ist immer.

Transport

Besonders berühmt ist Bali und inzwischen auch Lombok für ein Wort, das man ununterbrochen auf der Straße hört, egal zu welcher Uhrzeit man sich dort aufhält. Auch dieses Mal sind wir nach 4 Wochen mehr als genervt davon. Es geht um „Transport“. Es scheint, als ob sich hier jeder ein paar Rupiah durch Transport dazuverdienen möchte. Jeder. Transport kann auf einem Motorrad erfolgen, in einem Privatwagen, im Bemo (einem ungemütlichen Kleinbus) oder in einem Taxi, natürlich ohne Taxameter. Transport ist überall und immer.

Es sind ausnahmslos Männer, die uns Transport anbieten. Die Frauen sind wohl zu Hause oder arbeiten in einem Hotel oder Restaurant. Oft wird das Transport-Angebot aber eröffnet von einer einleitenden Phrase, die uns die Anbieter von überall her entgegenschleudern. Man will ja höflich sein. Statt langer Reden haben sich hier kurze knackige Wörter als Eröffnung etabliert. „Helloooo“ geht ja noch. Richtig nervend ist auf Dauer das fragende „Yeeees?“, ganz schlimm ist „Boss!“, uns laut entgegengerufen von der anderen Straßenseite. Auf alle Eröffnungen folgt „Transport?“ oder „Taxi?“. Wer besonders höflich sein will, verwendet vielleicht sogar noch ein „You want …?“ oder „You need …?“ vor dem „Transport“ und ein „please“ dahinter.

Ein „No, thanks“ oder „Tidak, terima kasih“ auf Bahasa Indonesia reicht oft nicht aus. „Maybe tomorrow?“ kommt sofort, wie ein Auto-Responder. Wir haben es gründlich satt. Wenn wir Transport wollen, werden wir schon von selbst danach fragen! Aber bestimmt niemanden, der uns mit „Yeees, Transport?“ begrüßt.

Sollten wir – warum auch immer – noch einmal nach Bali kommen, werden wir sicherlich eines im Gepäck haben: einen Stapel Spielkarten, auf denen allen „No“ steht. Stellt euch vor, ihr geht zu einem besonders nervigen Transport-Anbieter, mischt euren Kartenstapel durch, fächert die Karten mit dem „No“ nach unten vor ihm aus und sagt ihm, ihr würdet einen Transport mit ihm buchen, wenn er kein „No“ zieht. Er zieht natürlich ein „No“ und wird die anderen Karten sehen wollen. Vielleicht könnte das dem Transport-Wahn Abhilfe schaffen und wir würden durch den Verkauf von No-Karten reich werden. Die verdutzten Gesichter würden außerdem einen dicken Bildband füllen.

Ach ja, im Touristenort Sanur auf Bali fällt uns auf, dass jedes Bemo und jedes freie Taxi, das an uns vorbeifährt, wenigstens kurz hupt. Als ob wir sie sonst nicht bemerken würden. Besonders wenn man wirklich mal „Transport“ sucht, schaut man ja nicht auf die Straße, sondern wartet lieber, bis man angehupt wird. Natürlich hupen sie nicht nur uns an, sondern jeden Touristen auf der Straße. Zum Glück gibt es gerade nicht so viele Touristen in der abklingenden Hauptsaison. Könnt ihr euch vorstellen, wie nervend das ist, selbst wenn man nur zum Supermarkt um die Ecke gehen will?

Mit diesem Artikel beschreiben wir unsere ganz subjektive Meinung zu vielen allgegenwärtigen Problemen und Kleinigkeiten, die uns in Indonesien ständig begegnen. Ein Urlaubsparadies ist Bali unserer Meinung nach nur innerhalb der Hotelmauern oder in den einsamen Vulkangebirgen im Westen. Oder für alle, die ein dickes Fell haben und denen „Transport“ auch nach dem hundertsten Mal am Tag nichts anhaben kann. Ganz nebenbei wissen wir aber immer noch, dass Bali unglaublich viele tolle Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, die definitiv einen Besuch wert sind. Ob ihr Pura Tanah Lot seht oder den Temple on the lake oder den Fledermaustempel, den Gunung Batur zum Sonnenaufgang besteigt oder über die großen grünen Reisterrassen staunt, Bali kann auch richtig schön sein! Und auf der schnucklige Insel Gili Air bei Lombok waren wir sicherlich nicht zum letzten Mal.