Unseren ersten Tag in Peking beginnen wir, wie die meisten anderen Tage auch, ohne Frühstück. „Richtig“ frühstücken kann man hier gar nicht so einfach. Ein Müsli, Obstsalat, Spiegelei oder was wir sonst auf Reisen gern morgens zu uns nehmen … hier nicht! Es gibt zwar vereinzelt ein paar Straßenstände mit Dingen, die wir noch nicht kennen, aber gemütlich hinsetzen und einen Kaffee trinken, das gibt’s hier nicht.
Wir probieren immer wieder kleine Leckereien mit undefinierbaren Gewürzen, während wir durch die Straßen schlendern und finden in manchen kleinen Snacks neue Freunde: In einer Art Blätterteig wird hier entweder Süßes oder Saures gebacken, mal Gemüse oder Pilze, mal Fleisch, mal auch nichts. Und einen Gemüsedöner (Karotte und Kraut im Wrap) gönnen wir uns auch.
Auf der Suche nach einer neuen Unterkunft
Heute wollen wir uns nach einer anderen Unterkunft umsehen, schließlich haben wir unser Guesthouse von zu Hause aus gebucht, ohne wirklich zu wissen, worauf wir uns einlassen. Nicht dass uns dieses Guesthouse unsympathisch wäre, aber für die knapp über 30 Euro pro Nacht könnte man woanders inklusive Frühstück fürstlich wohnen und auf einer weichen Matratze schlafen. Ein paar Adressen suchen wir uns im Lonely Planet oder online heraus, mit der U-Bahn geht’s Richtung östliches Zentrum. Das gelbe M! Ein Kaffee! Zielgerichtet hechten wir an die Theke, wie gewohnt viel zu heiß und mit Deckel, ganz „To Go“ gibt’s hier für wenige RMB einen echten gebrühten Kaffee.
Die U-Bahn fährt sinnvollerweise nur große Straßenkreuzungen an, so finden wir auch dieses Mal die kleine Seitenstraße (den Hutong) der ersten zu besichtigenden Unterkunft erst nach einer halben Stunde. Hier will man etwas weniger als in unserem Guesthouse, WLAN umsonst, ein gemütliches Café im Eingangsbereich, aber die Zimmer überzeugen uns nicht. Auch die nächste Unterkunft, die Jugendherberge, ähnelt eher einem Gefängnis und die weiteren Unterkünfte sind zu teuer oder keineswegs besser als die, die wir schon haben.
Weiter mit der U-Bahn Richtung Ping Anli, hier soll das „Red Lantern Guesthouse“ sein. Auf dem Fußweg dorthin entdecke ich das Paradies. Offensichtlich ist Peking in Themengebiete gegliedert, was das Einkaufen angeht. Gibt es in einem Viertel fast nur Künstlerbedarf oder Eisenwaren, ist auf dieser Straße ein Musikgeschäft nach dem anderen: Gitarren, Bässe, Elektronik und auch exotische Instrumente wie Guzheng und Erhu gibt es hier in einer unglaublichen Auswahl. So richtig traue ich mich in keines der Geschäfte hinein, aber ganz vorsichtig erspähe ich auf einer Erhu ein Preisschild mit 850 RMB (90 Euro). Das wäre doch bezahlbar, denke ich mir und überlege weiter, wie ich Marsi überzeugen könnte … doch dazu später mehr.
Dumplings im Guesthouse
Das Red Lantern war leider auch nichts für uns, ebensowenig die benachbarten Hotels und Hostels. Eine halbe Stunde zu spät kommen wir in unserem Guesthouse an, wo um 18:00 Uhr die Dumpling Cooking Show stattfinden soll. Alle Gäste der 10 ausgebuchten Zimmer haben sich am großen Tisch im Innenhof eingefunden und formen aus Teigkreisen und einer grünen Gewürz- und Gemüsefüllung Dumplings. Nachdem diese in Wasser gekocht wurden, beginnt die Dumpling-Orgie mit Sojasoße und Chilis. Fantastisch ist dieser Geschmack, wenn auch nach 20 dieser Teigteile die Abwechslung fehlt. Nachts rächen sich die Dumplings bitterböse an meinem Magen, was in Kombination mit dem Jetlag zwangsläufig zu einer kurzen Nacht führt.
Unser neues Hotel
Am nächsten Morgen reservieren wir online ein Hotel im Süden der Innenstadt, das wir uns sogleich anschauen wollen. Linie 4 nach Süden, aussteigen und dann erstmal mit Karte und Kompass zur Hand nehmen, das kennen wir schon. Wenn Marsi nicht ganz zufällig in eine Seitenstraße geschaut hätte, hätten wir dieses Hotel wohl niemals gefunden. Trotz der Baustelle nebenan schauen wir uns die Zimmer an und beschließen, hier am nächsten Tag einzuziehen.
Den restlichen Nachmittag verbringen wir in einem Park um die Forbidden City, zu groß sind die Menschenmassen, die sich während der allgemeinen chinesischen Ferienwoche hier tummeln. Der Eingang zu einem besonders großen Park, den wir uns gerne angesehen hätten, wird uns von einem bewaffneten Polizisten verwehrt, „No park!“. Auf Nachfrage wieso und warum wieder: „No park!“. Später stellen wir fest, dass dies wahrlich kein Park ist, sondern ein Teil der chinesischen Regierung hier im Grünen ihren Sitz hat.
Die Pekingente
Wieder im Guesthouse wollen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen, uns gleich um die Ecke eine Beijing Roast Duck, die berühmte Pekingente, schmecken zu lassen. Sie kostet in diesem Restaurant nicht wie üblich den Touristenpreis, sondern lediglich 78 RMB (8,50 Euro). Vor unseren Augen schneidet ein Koch die gebratene Ente eine halbe Stunde später in mundgerechte Stücke, die wir auf Tellern serviert bekommen. Neben einem köstlich schmeckenden Blütentee bekommen wir außerdem kleine Pfannkuchen, eine Art süßen Rettich, Frühlingszwiebeln, sehr dunkle Sojasoße, Zucker und Erdbeermarmelade. Alles gehört wohl in irgendeiner Weise zur Ente dazu, wir wickeln fachmännisch Fleischstücke mit Gemüse in die Pfannkuchen und tunken den Wrap in die Soße. Satt werden wir. Die Haut der Ente ist aber leider unglaublich fettig, sodass wir sie komplett zurücklassen, das Fleisch selbst ist prima. Der Rest, den der Koch nicht aufgeschnitten hat, wird uns freundlicherweise gleich in zwei Plastiktüten verpackt, damit wir auch „To Go“ noch etwas davon haben. Uns reicht’s aber mit Geflügel und nachdem Marsi noch ein bisschen geknabbert hat, verabschieden wir uns ins Bett.
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