Auf unserer bisherigen Reise waren wir wie badischer Wein: von der Sonne verwöhnt. Die Tage mit nennenswertem Niederschlag können wir an zwei Händen abzählen. Wie ihr aber wisst, sind die Jahreszeiten auf der Südhalbkugel andersrum als zu Hause. Winter ist Sommer, Frühling ist Herbst und so weiter. In Australien ist im März also schon fast Herbst. Vor wenigen Monaten machten wir uns noch Sorgen, ob wir überhaupt nach Queensland im Osten Australiens reisen können, weil wir in den Nachrichten von sintflutartigen Regenfällen und Überflutungen gehört hatten. Nachdem es ruhig um dieses Thema geworden war, sprach nichts mehr dagegen.

Am ersten Tag empfängt uns am Flughafen Sonnenschein mit ein paar strahlend weißen, weit entfernten Wolken. Schon am übernächsten Tag, als wir auf dem Weg nach Norden sind, lernen wir den australischen Regen kennen, und zwar von seiner besten Seite. Es schüttet wie aus Eimern. So stark, dass wir wie viele andere Autos auch für eine halbe Stunde am Straßenrand stehenbleiben müssen, weil die Scheibenwischer einfach nicht mehr hinterherkommen.

Während unserer Zeit in Australien geben sich Sonne und Regen die Klinke in die Hand, oft beginnt ein Tag nach sternenklarer Nacht mit wolkenlosem Himmel und abends können wir nicht einschlafen, weil die Regentropfen so heftig auf Gabis Dach trommeln. Insgesamt regnet es bestimmt an einem Drittel der Tage, mal nur kurz, mal länger, ein Mal auch den ganzen Tag und die ganze Nacht.

Wenn wir fahren, macht uns der Regen nicht viel aus. Wohl aber, wenn wir nicht fahren. Dann sitzen wir entweder vor Gabi auf den Stühlen, kochen gerade in einer Zeltplatz-Küche oder machen einen Ausflug. Wie ihr von unserem Artikel über Gabi wisst, können wir in unserem Camper nicht sitzen, außer auf Fahrer- und Beifahrersitz, und das ist wahrlich nicht gemütlich. Hinten können wir nur liegen. Während andere in ihren größeren Campern ihr Bett zu einer Sitzbank mit Tisch umbauen und den Regen gemütlich mit Mau-Mau, Schach oder einer DVD aussitzen, sind wir mit Gabi absolut wetterabhängig. Kochen können wir ja auch nicht den ganzen Tag in der Camp Kitchen, auch sonst bieten die meisten Zeltplätze nicht gerade viel Erwachsenen-Entertainment bei Regen.

Einige Ausflüge vermasselt uns der Regen so richtig, einige vermiest er uns nur. Während unserer 3 Tage in Hervey Bay möchten wir gerne einen Ausflug auf die berühmte Sandinsel Fraser Island machen. Die Tage sind so voller Wolken und Regenschauer, dass wir uns entscheiden, den ohnehin viel zu teuren Ausflug ausfallen zu lassen. Lieber Fraser Island nicht oder das nächste Mal sehen als verregnete Erinnerungen und Fotos mit nach Hause nehmen und dafür noch 300 Euro bezahlen. Das ist es uns einfach nicht wert.

Unser einziger Erkundungstag in Sydney beginnt wolkenlos und sonnig, wir sind optimistisch und fahren in Flip-Flops, T-Shirt und ohne Jacke mit Bus und Fähre mitten in die Millionenstadt, wo wir am frühen Nachmittag von Regen und fallenden Temperaturen überrascht werden, sodass wir viel weniger sehen können als wir eigentlich wollten und am Abend auch noch mächtig frieren.

Wir gewöhnen uns daran, dass wir mit Gabi dem Wetter ausgeliefert sind und lernen daraus. Wir beschließen, für das wettermäßig noch viel kritischere Neuseeland einen größeren Camper zu mieten, in dem wir uns auch mal einen Tag beschäftigen können, wenn es draußen ungemütlich ist. Und wir gewöhnen uns an den Gedanken, dass man auf einer Reise nicht unbedingt alles gesehen haben muss, was einem vom Reiseführer vorgeschlagen wird. Das Wetter kann man eben nicht ändern, wir können uns nur anpassen und das Beste daraus machen.

Manchmal hat man auch Glück bei Regen: Beim Besuch des Lone Pine Koala Sanctuary, wo es neben Koalas auch viele andere Tiere gibt, zeigen sich bei Regen tagsüber viel mehr Kängurus als bei gutem Wetter, wenn die Beutelmonster nämlich lieber im Schatten bleiben und schlafen. Wir hatten also Gelegenheit – in Regenjacke und Mütze – ausgiebig Kängurus zu füttern und zwischen den Ohren zu kraulen. Darauf müssen viele andere verzichten, die dafür sonniges Wetter haben.

Regen ist aber nicht das einzige Problem. Wir haben in unserer Gabi außer in der Fahrerkabine keine Klimaanlage. Auf dem anfänglichen Weg nach Norden müssen wir lernen, bei 30 Grad einzuschlafen. Türen und Fenster können wir nicht offen lassen, denn die Sandfliegen sind gnadenlos. Lieber schwitzen als die nächsten 3 Tage juckende Stiche kratzen. Weiter südlich, spätestens in den Blue Mountains westlich von Sydney, sieht es anders aus. Auf über 1.000 m fallen die Temperaturen früh morgens auf 6-8 °C. Wir haben zum Glück unsere guten Schlafsäcke dabei und schlafen viel besser bei 10 °C als bei 30 °C.

Wie ihr euch denken könnt, lassen wir uns weder von Regen noch von Kälte die Stimmung vermiesen. Wir müssen manchmal nur etwas umplanen.