Drei Dinge sind ja – unserem Camper Gabi sei Dank – in Australien anders als auf unserer bisherigen Reise: Wir fahren selbst, wir schlafen im Auto und wir kochen selbst. Wer selbst kocht, muss auch selbst einkaufen. Wie lange haben wir nicht mehr richtig eingekauft! Ein echtes Erlebnis für uns, als wir gleich am ersten Tag etwas ansteuern, das es hier in Australien geben soll: Aldi!

Tatsächlich, wir finden den Aldi in der Lutwyche Road im nördlichen Brisbane auf Anhieb und staunen: die gleichen Farben auf dem Logo, der gleiche Ladenaufbau wie zu Hause, Wochenangebote im Nonfood-Bereich, ein Paradies! Wir fühlen uns wie zu Hause, kaufen fast einen ganzen Einkaufswagen mit allem, was man für 4 Wochen so braucht, bezahlen ungefähr 100 Euro und stellen fest, dass wir gar nicht wissen, wie wir all die Sachen in unserer Gabi transportieren sollen. Gegenüber im Laden gibt’s eine günstige große Plastikkiste, die uns während der nächsten Wochen ein treuer und wichtiger Gefährte sein wird.

Während Aldi noch recht günstig ist (leider nicht günstig im Vergleich zu Aldi in Deutschland), gibt es hier noch andere Supermärkte: Woolworths, Coles, Super IGA und wie sie sonst noch heißen. Wir kennen sie alle: kleine, große, günstige, teure. Wir stellen fest, dass zwei Abteilungen besonders ausgeprägt sind in den australischen Supermärkten: BBQ und Fertiggerichte/Tiefkühlgerichte. Zweiteres deutet wohl darauf hin, dass viele faul sind beim Kochen, kann man ja sein. Ersteres hat damit zu tun, dass wir selbst auf entlegenen Rastplätzen eine Möglichkeit zum Grillen finden. Meist mit Gas, manchmal elektrisch, BBQ muss sein! Ich habe es nicht immer so mit Fleisch, Marsi hingegen legt sich schon mal ab und an ein ordentliches Rumpsteak auf die heiße Platte.

Gabi kam mit 2 tragbaren Gaskochern, wir können also gleichzeitig auf 2 Flammen kochen. Außerdem haben die meisten Campgrounds eine Camp Kitchen mit allem drum und dran. Und was isst man so beim Camping? Das wisst ihr besitmmt schon: Nudeln mit Sauce. Richtig, auch wir essen das oft. Verzichten werden wir aber auf Fertig-Ravioli und alles, was man nur noch erhitzen muss. Stattdessen lassen wir es uns gutgehen. Es gibt viel Salat, mal ein Müsli, frisches Obst und auch mal ein rotes Thai-Curry mit Reis. Und natürlich BBQ, ganz klar. Dank einer einzigartigen Erfindung gibt es auch Pfannkuchen: Wir kaufen Pulver in einer Plastikflasche, füllen Wasser hinein, schütteln kräftig und fertig ist der Pfannkuchenteig.

Wir verhungern also nicht und freuen uns nach monatelangen lästigen Restaurantbesuchen, wo Marsi sich ohnehin nie zwischen den vielen Gerichten entscheiden kann, richtig auf das Selbstversorgerleben.

Vegemite: The taste of Australia

Ein wichtiges Thema bleibt aber, und darüber diskutieren nicht nur wir, sondern die ganze Welt. Es geht um Vegemite, „The taste of Australia“. Ihr wisst nicht, was das ist? Wir wollen es euch erklären. Vegemite ist wie DJ Ötzi oder Helene Fischer, wie Rosinen oder indisches Essen. Man liebt es oder man hasst es. Es kommt in einer markanten aber unauffälligen Verpackung aus Glas oder hartem Plastik und hat einen gelben Schraubdeckel. Vorne steht direkt unter dem Produktnamen „Concentrated Yeast Extract“. Konzentriertes Hefeextrakt? Und was bitteschön macht man damit? Soll ich mir das etwa aufs Brot schmieren? Genau! Man nimmt einen schönen weichen australischen Toast, toastet ihn oder auch nicht, schmiert ein bisschen (!) Vegemite drauf und beißt rein. Profis streichen darunter noch eine gute Lage frische Butter.

Wir müssen das natürlich probieren. Bei unserem ersten Aldi-Einkauf nehmen wir ein Glas mit. Wer Marsi schon mal aus Versehen eine Rosine hat essen sehen, weiß, wie ihre Reaktion auf diesen völlig neuartigen Geschmack ausgesehen hat. Seither hat sie es auch nie wieder probiert. Auch ich bin schockiert über das, was ich da schmecke und frage mich, ob man das eigentlich beim Schadstoffmobil abgegeben muss oder ob es in die normale Mülltonne darf. Der Blick aufs Haltbarkeitsdatum verrät uns außerdem, dass dieser Geschmack wohl durchaus beabsichtigt ist, obwohl es so schmeckt, als müssten wir eher 2002 als 2012 auf dem Aufdruck lesen.

Aber das Glas ist nun mal da, und es passiert etwas, das es auf der Welt bestimmt nicht noch einmal gibt: Nach exakt 10 Tagen macht es bei mir „Klick“ und ich komme nicht mehr von dem Zeug los. Jeden Tag habe ich ein bisschen davon probiert, das Glas ist kaum leerer geworden und bei keinem Mal hat es besser geschmeckt als beim ersten Mal. Aber schlagartig schmeckt es mir, ich schmiere es mir viel dicker als bisher auf meinen ungetoasteten Toast und esse alles auf. Jetzt ist die Zeit gekommen für ein bisschen Vegemite pur, direkt vom Messer. Fantastisch! Ganz neu gibt es „Vegemite Cheesybite“, eine Kombination mit Schmelzkäse. Auch dieses Glas mache ich in weniger als einer Woche leer, für das erste normale Glas muss sowieso bald Ersatz her.

Gut, aber jetzt wisst ihr immer noch nicht, wie es schmeckt. Ich werde es beschreiben, Marsi kann ohnehin nicht mitreden. Vegemite ist etwa so streichzart wie Nutella, vielleicht ein bisschen härter, aber schön cremig. Die Farbe ist glänzend tiefbraun. Der Geschmack erinnert ein wenig an Brühwürfel und Maggi, hauptsächlich schmeckt es nach hochkonzentriertem Weißbier. Außerdem ist es sehr salzig, weswegen man sich das Teufelszeug wirklich nur dünn aufs Brot schmieren sollte.

Wie ihr seht: Marsi hasst es, ich liebe es. Und da soll nochmal einer sagen, dass für eine erfolgreiche Ehe die gleichen Interessen wichtig sind!