Am Morgen angelt uns Marsi einen Lachs, danach fahren wir nach Takaka und bewundern diese spezielle Stadt für eine Stunde. Das touristische Leben spielt sich auf der sehr überschaubaren Hauptstraße ab. Wir finden einen Straßenstand mit Thaifood, eine deutsche Bäckerei und viele Läden mit Klamotten aus Nepal. Überhaupt ist in Takaka alles irgendwie alternativ, hier und da riecht es nach Räucherstäbchen und viele der Besucher waren vermutlich schon einmal in Thamel (Kathmandu) oder auf der Khao San Road (Bangkok).

Das Wetter ist inzwischen traumhaft geworden, blauer Himmel und ein paar harmlosen weiße Wolken begleiten uns auf den 6 km von Takaka zu den Te Waikoropupu Springs. Pupu Springs ist die inoffizielle Abkürzung für die heiligen Quellen, da man sich den offiziellen Namen ohnehin nicht merken kann. Wir stellen Lui auf dem großen Parkplatz ab. Da Dari gleich nach dem Losfahren in Takaka eingeschlafen ist, gehen wir den kurzen Rundweg getrennt. Marsi geht zuerst und findet eine halbe Stunde später gar keine Worte für das, was sie gesehen hat.

Jetzt bin ich an der Reihe, ich bewaffne mich mit Foto- und Videokamera und dem Stativ. Der 1 km lange Rundweg ist gut ausgebaut und führt zunächst durch dichten Wald, ein kleiner Fluss wird überquert. Unerwartet offenbart sich dann nach einer Rechtskurve ein Anblick, den man wohl fürs restliche Leben nicht mehr vergisst. Ein ansehnlich großer Quellsee liegt vor mir, er geht nach rechts hinter der Büschen noch weiter oder in einen Fluss über, das kann ich noch nicht genau erkennen. Irgendetwas ist an diesem See aber anders als an allen anderen. Ich kann unmöglich einschätzen, ob dieser See 2 oder 20 Meter tief ist, realistisch ist wohl ein Wert dazwischen, vielleicht ist er auch viel tiefer. Nur die Reflexion des Himmels an der Wasseroberfläche trüben den Blick zum sandigen Grund des Sees. Ich kann jede einzelne Pflanze erkennen, viele wachsen vom Boden bis über die Oberfläche hinaus.

An wenigen Stellen ist das Wasser zwar glasklar, aber offensichtlich in Bewegung. An der gewölbten Oberfläche sieht man deutlich, wie viel Wasser die unterirdischen Quellen ausstoßen: Laut Wikipedia sind es unglaubliche 14.000 Liter pro Sekunde. Beeindruckend ist auch der Vergleich der Sichtweite mit destilliertem Wasser für Laborzwecke, das eine Sichtweite von 80 m hat. Die Pupu Springs haben eine mittlere Sichtweite von 63 m, das erklärt, warum ich die Tiefe des Sees so schwer einschätzen kann. Nur ein See in der Antarktis und ein weiterer in Neuseeland sind im weltweiten Vergleich noch klarer.

Mir reichen die Pupu Springs aber, ein so reines Gewässer habe ich noch nie gesehen. Die Quellen sind für die Maori heilig, ich sehe allerlei Schilder mit Hinweisen, dass das Wasser nicht berührt werden sollte. Daran halte ich mich gerne, auch wenn ich zu gerne ein kühles Bad in diesem unglaublich einladenden Wasser genommen hätte. Ich bin froh, dass ich mein Polfilter dabeihabe, damit kann ich die Reflexionen an der Wasseroberfläche einigermaßen eliminieren, sodass auch ihr auf unseren Fotos etwas von der unwirklichen Klarheit des Sees an diesem besonderen Ort habt: