Der Flug von Christchurch in Neuseeland bis nach Sydney dauert nur 2 Stunden und 41 Minuten. Weil Dari noch unter 2 ist, reist er ohne eigenen Sitzplatz. Das stellt uns bei den im Flugzeug servierten Mahlzeiten immer wieder vor eine große Herausforderung. Getrennt essen ist sowieso klar, anders geht es gar nicht. Aber bis dann das eine Essen abgeräumt ist, obwohl alle anderen ihr Tablett noch vor sich haben und die Flugbegleiter uns mit dem zweiten Essen auch nicht vergessen, vergeht schon eine ganze Weile. Dass Dari von beiden mitessen will und auch mit dem Inhalt beider Tabletts eine Riesensauerei veranstaltet, erklärt sich fast von selbst.

Wir landen um kurz vor 19 Uhr in Sydney. An der Ostküste Australiens sind wir nur noch 10 Stunden vor der deutschen Zeit und nicht mehr 12 wie in Neuseeland. Wir waren vor wenigen Monaten schon einmal in Australien und da unser Visum mehrere Einreisen innerhalb eines Jahres erlaubt, mussten wir uns für die erneute Einreise nicht mehr darum kümmern. Die Quarantäne-Schalter passieren wir, ohne dass irgendjemand etwas von uns wissen oder sehen möchte. Mit dem Airport Shuttle für 20 AUD (ca. 14 Euro) pro Person fahren wir zu unserem Hotel, es ist längst dunkel, als wir dort ankommen. Marsi hat einen guten Deal gefunden und uns ein schickes Hotel mitten in der Millionenstadt gebucht. Im Sydney Boulevard Hotel beziehen wir unser Zimmer im 17. Stock und bleiben erst mal eine Weile am Fenster stehen. Wir sehen direkt auf den Hyde Park und die Harbour Bridge, rechts davon ist das berühmte Opera House zu erkennen. Auckland war die letzte richtige Großstadt, die wir in den letzten Monaten gesehen haben, und das ist über 2 Monate her.

Ich wache um 6:00 Uhr auf, nach unserer gewohnten Neuseeland-Zeit wäre es schon 2 Stunden später und somit Aufstehzeit. Wir frühstücken ausgiebig im großen Café im 1. Stock. Wir können uns gar nicht mehr daran erinnern, wann wir zum letzten Mal ein Frühstück hatten, das wir uns nicht selbst gemacht haben, so viel Zeit haben wir im Campervan verbracht. Wir kaufen uns Tickets für den Sydney Explorer, die gibt es für 60 AUD (ca. 42 Euro) mit 48 Stunden und für 40 AUD (28 Euro) mit 24 Stunden Gültigkeit. Während dieser Zeit kann man beliebig oft auf den beiden Runden ein- und aussteigen, die der Bus durch die Stadt dreht.

Heute machen wir die City-Runde, wir steigen in den Doppeldeckerbus ein und eine Treppe nach oben. Wir haben einen Open-Air-Sitzplatz, während uns eine Stimme erzählt, was wir gerade links und rechts sehen. Auf niedrig hängende Äste sollen wir aufpassen, das sagt die Stimme verdächtig oft. An Kings Cross, Library, Hyde Park und Darling Harbour fahren wir vorbei, bis wir am Circular Quay aussteigen. Von hier aus ist es nicht weit zum Opera House, nur ein paar Minuten zu Fuß. Wir kommen aber nicht weit, ein paar Polizisten sperren das Hafengebäude ab und schicken uns auf die andere Straßenseite. Es werden immer mehr Polizisten und immer mehr Polizeiautos und Absperrbänder. 3 Hubschrauber kreisen über uns, das geht weit über eine Stunde so. Wir laufen gemütlich zum Opera House, das wir bei unserem letzten Besuch im April 2011 bei mäßig gutem Wetter gesehen haben. Heute ist es 30 Grad heiß und nicht eine Wolke ist am Himmel zu sehen.

Wir umrunden das Wahrzeichen der Stadt und haben die Sydney Harbour Bridge auf der anderen Seite der Hafeneinfahrt immer im Blick. Direkt hinter dem Opera House liegen die Botanic Gardens. In 4 Tagen ist Australia Day, der offizielle Nationalfeiertag des Landes, der in Sydney ganz groß gefeiert wird. An diesem Tag werden wir längst in Bangkok sein, wir sind keine allzu großen Fans von Partys und großen Menschenmassen. In den Wochen vor dem Feiertag gibt es überall in der Stadt Veranstaltungen und kostenlose Konzerte, wir laufen auf dem Weg zurück ins Hotel durch das extra für die Feierlichkeiten errichtete Festival Village im Hyde Park.

Im Hotel erfahren wir, dass auf einer der Fähren im Circular Quay heute eine verdächtige Tasche gefunden wurde. Daraufhin wurden einige Gebäude evakuiert und das Gelände abgesperrt. Wir waren mittendrin. Glücklicherweise hat sich der Inhalt der Tasche als harmlos herausgestellt.

Am Nachmittag des nächsten Tages nehmen wir die zweite Route des Sightseeing-Busses. Wir steigen beim berühmten Bondi Beach (wichtig für den nächsten Australien-Stammtisch: das i spricht sich wie „ai“) aus und staunen nicht schlecht. Parallel zum Strand verläuft eine breite Straße mit zahlreichen Geschäften, Restaurants und Cafés. Vorne am Strand ist mächtig viel los, hier wird nicht einfach faul am Strand gelegen. Surfbrett, Volleyball, Frisbee … am Bondi Beach wuselt es nur so vor lauter Action. Statt der üblichen Strandschönheiten, die besser keinen Bikini tragen sollten, sehen wir hier zum größten Teil wirklich wohlgeformte Körper. Man muss zeigen, was man hat, das bemerken wir schnell.

Wir lassen uns mit dem Bus wieder in die Stadt zurückfahren und steigen bei Chinatown aus. An einer Straßenecke finden wir einen paradiesischen Food Court: dampfende Woks, exotische Gerüche, Fotos der angebotenen Speisen über den Ständen, genau wie am Anfang unserer Reise in Singapur. Eine Laksa und ein paar Dumplings später laufen wir die Fußgängerzone auf der Dixon Street hinunter, sie erinnert uns ein bisschen an die Jalan Petaling in Kuala Lumpur in klein. Am unteren Ende der Straße sehen wir Paddy’s Markets: In einer riesigen Markthalle sind Hunderte Stände mit Kleidung, Souvenirs, Elektronik und Essen untergebracht. Wir müssen gleich an den Ben Thanh Market in Ho-Chi-Minh-Stadt (früherer Name: Saigon) denken, der uns Anfang 2011 so gut gefallen hat. Leider haben wir nur noch eine Viertelstunde, bis die Geschäfte schließen. Wir wollen am nächsten Tag auf jeden Fall nochmal herkommen. Auf unseren Bus warten wir vergeblich, es ist Feierabendverkehr und keiner weiß, ob heute überhaupt noch ein Bus kommt. Wir laufen einfach zurück zum Hotel, es sind nur 20 Minuten durch den Hyde Park und vorbei an der St. Mary’s Cathedral.

Nach unserer letzten Nacht in Sydney lassen wir unser Gepäck im Hotel und laufen wieder nach Chinatown zu Paddy’s Markets. Ein paar letzte australische Souvenirs und ein leckeres asiatisches Essen im Food Court später sind wir wieder im Hotel und eine Stunde später schon am Flughafen. Ein 9-Stunden-Flug nach Bangkok steht uns bevor, glücklicherweise fliegen wir über Nacht. Die restliche Zeit unserer Reise werden wir in Südostasien verbringen, womit das gemütliche Camperleben schlagartig vorbei sein wird. Dort werden wir zwar mit einem Tagesbudget von Neuseeland oder Australien eine halbe Woche lang leben können, doch müssen wir auf die große Campervan-Freiheit verzichten und uns wie ordinäre Backpacker fortbewegen: mit Bus, Bahn, Boot oder zu Fuß. Während wir auf der bisherigen Reise nicht ein einziges Mal über den Tisch gezogen wurden, rechnen wir für die nächsten Monate mit dem Schlimmsten. Dass der erste Zwischenfall nicht lange auf sich warten lässt, ist zu erwarten. Dass es aber nach unserer Ankunft in Thailand keine zwei Stunden dauern wird, bis man uns übers Ohr hauen will, überrascht selbst uns. Mehr dazu lest ihr in unserem nächsten Artikel.

Vorher könnt ihr aber unsere Fotos aus Sydney genießen: