Wieder einmal klingelt unser Wecker um 6:00 Uhr morgens, gewohnt schnell packen wir unsere Sachen in die Rucksäcke und sind pünktlich um 7:00 Uhr an der Busstation am Rande des alten Kathmandu-Viertels Thamel, wo die Touristenbusse abfahren. Kurze Zeit später fährt auch unser Bus ab, 4 Stunden soll die Fahrt in den Süden Nepals dauern.

4 Tage, 3 Nächte im Paket

Wir haben am Vortag in Kathmandu ein Paket gebucht: 4 Tage und 3 Nächte am Rand des Chitwan-Nationalparks, der bereits seit den 1970ern besteht und allerlei Flora und Fauna beheimatet. Der Trip beinhaltet alles: vom Transfer zum Park und weiter zur Grenze nach Indien über Unterkunft und 3 Mahlzeiten pro Tag bis zu diversen Ausflügen und „Activities“ innerhalb des Nationalparks. Hierzu zählen beispielsweise ein Elefantenritt, der Besuch einer Elefanten-Aufzuchtstation, ein Dschungelspaziergang oder eine Kanutour auf dem Fluss, der den Park umgibt. Es gibt wenige Resorts im Park selbst, die meisten befinden sich um oder direkt am Park. Wir haben uns für eines entschieden, das direkt am Fluss liegt, auf dessen anderer Seite der Park beginnt. Obwohl wir hart um den Preis verhandelt haben, sind wir uns sicher, dass wir mal wieder zu viel bezahlt haben. Wir lernen jeden Tag etwas Neues dazu.

Unser Camp am Fluss

Nach dem üblichen Frühstücks-Stopp, den alle Busse einlegen, geraten wir in einen durch einen Streik verursachten Stau, der uns fast eine Stunde Zeit kostet. Nach der Ankunft an einem kleinen Buspark im Nirgendwo dauert es noch 10 Minuten auf der Ladefläche eines kleinen Jeeps, bis wir im Jungle Wildlife Camp ankommen. Dort erwartet man uns bereits, wir bekommen unser Zimmer mit Blick auf den Fluss. Das Zimmer ist überraschend sauber, sogar das Badezimmer wurde geputzt. Das sind wir gar nicht mehr gewohnt. Von der kleinen Terrasse vor dem Zimmer haben wir einen wunderbaren Ausblick auf den kleinen Garten, die Hängematte, den kleinen Pavillon und den Fluss. Das Wetter ist erstklassig, nur kleine harmlose Wolken trüben den blauen Himmel. So haben wir uns das vorgestellt!

Zum Mittagessen gibt es Gemüse und einen Gemüsetaler, später gehen wir mit einem Guide und anderen Gästen auf Erkundungstour. In einer Stunde sehen wir die Gegend um das kleine Dorf und viele Elefanten, die hier arbeiten und leben. Der Sonnenuntergang ist fantastisch, direkt gegenüber hinter dem Fluss geht die Sonne tieforange unter und versteckt sich immer mehr hinter den entfernt liegenden Urwaldbäumen.

Magenprobleme und Fieber

Zum Abendessen gibt es ein kleines Buffet, ich habe nach dem anstrengenden Tag richtig Hunger und schlage mehrmals zu. Ein Fehler. Um 1:00 Uhr in der darauffolgenden Nacht wache ich auf und bemerke, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Das Essen muss sich zu einem riesigen Klumpen geformt haben und liegt wie eine Bleikugel in meinem Magen. Außerdem fühle ich mich schlapp und irgendwie schlecht, leichtes Fieber stellt sich ein. Der Gang zur Toilette wirkt ein wenig erlösend, denn jetzt herrscht Gewissheit: Mein erster Reisedurchfall hat sich eingestellt.

Am Tag darauf geht es mir nicht besser, das Fieber ist zwar nicht sehr hoch, aber hoch genug, um den ganzen Tag im Bett zu bleiben und zu schlafen. Marsi nutzt die Gelegenheit und kümmert sich um dies und das, was in den letzten Tagen und Wochen liegengeblieben ist. Zu den Essenszeiten kann ich wenigstens ein bisschen Reis mit Dal (Linsensuppe) essen. Das Resort bietet freies WiFi an, sodass wir abends nach vielen Wochen erstmals mit der Familie skypen und uns austauschen können.

Elefantentour und Nashörner

Tags darauf wird es besser. Noch nicht gut, aber doch so gut, dass wir morgens den Elefantenritt durch den Dschungel mitmachen können. Wir sitzen mit 2 anderen Gästen und dem Elefantenführer auf dem mächtigen Tier und lassen uns eine Stunde lang durch den Fluss und den Dschungel tragen. Wie Urwald aussieht, wissen wir bereits von früher, und auch hier in Nepal sieht er nicht anders aus. Die Elefanten schaffen es mühelos, auf dem Weg ganze Bäume umzuknicken und Teile davon zu essen. Vor uns erscheint auf unter dem Blätterdach plötzlich eine kleine Panzernashorn-Familie: Mutter und Kind bedienen sich reichlich an den Pflanzen und lassen sich kaum von uns und den anderen Elefanten stören. Sonst sehen wir nicht viel, die Tiger und Bären müssen sich wohl tiefer im Urwald versteckt haben.

Am Nachmittag besuchen wir das Elephant Breeding Center, eine Aufzuchtstation für Elefanten. Eigentlich ist es hier wie im Zoo zu Hause: von sicherer Entfernung sehen wir ca. 20 Elefanten, große und kleine, alte und junge, die angekettet und mehr oder weniger glücklich unter schützenden Dächern stehen und essen.

Kurz vor der Abreise: Schon wieder Magenprobleme

Am nächsten Morgen scheint mein Durchfall überstanden, dafür klagt Marsi jetzt über heftige Magenkrämpfe und ähnliche Symptome. Da heute schon der vierte und letzte Tag unseres Aufenthalts ist und wir irgendwie zur indischen Grenze kommen wollen und außerdem keine Ahnung haben, ob und wo und wie wir schlafen werden, entscheiden wir uns, die passenden Medikamente in der Dorfapotheke zu besorgen, um den Verlauf der Krankheit abzukürzen. Für 3 Euro bekommen wir alles, was wir brauchen.

Kurz vor 9 Uhr sind wir wieder am kleinen Buspark, wo schon unser Bus bereitsteht, der uns in 4-5 Stunden zur Grenzstadt Sunauli bringen soll, einer der wenigen Orte, wo der Grenzübertritt von Nepal nach Indien über Land möglich ist. Für das, was wir während unserer Reise bis zur ersten Station in Indien (Varanasi) erleben, schreiben wir einen eigenen Artikel.

Fazit

Hat sich der Trip in den Chitwan-Nationalpark gelohnt? Geldlich gesehen sicher nicht, denn wir haben bestimmt zu viel bezahlt und außerdem viele Aktivitäten ausfallen lassen müssen. Auch den Transfer hätten wir selbst bestimmt günstiger organisieren können, und etwas zu essen findet sich immer. Trotzdem war ich froh, dass ich während meiner kurzen Krankheit ein sauberes Zimmer hatte, wo ich in einer ruhigen Umgebung den Durchfall schnell auskurieren konnte.

Echtes Safari-Feeling darf man in Chitwan nicht erwarten, denn die Aktivitäten sind Einheitsbrei, den man mit vielen anderen Touristen teilt. Große, wild lebende Tiere bekommt man hier äußerst selten zu Gesicht. Mit unseren beiden Nashörnern hatten wir schon großes Glück. Zweifellos ist es viel gemächlicher und ruhiger als in jeder Stadt, insofern kann man hier herrlich ausspannen, in der Hängematte liegen und auch mal nichts tun.

Die passenden Fotos aus dem Park findet ihr hier: