Luang Prabang ist eine wirklich gemütliche Stadt am Mekong in Laos. Eigentlich wollten wir nur wenige Nächte bleiben, es gefällt uns aber so gut, dass wir schon eine knappe Woche hier sind. Nachdem wir die Stadt einen Tag lang mit dem Fahrrad erkundet haben, wird es Zeit für die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die etwas weiter entfernt liegen: die Pak Ou Caves und der Kuangsi Waterfall.

Motorradmiete in Luang Prabang

Auf der Hauptstraße finden wir heraus, dass wir mit dem Tuktuk mindestens 150.000 Laotische Kip (LAK, entspricht 15 Euro) bezahlen müssten, um die Ziele zu erreichen. Da die beiden aber in entgegengesetzten Richtungen liegen, müssten wir diese Summe also zwei Mal ausgeben. Um die Mittagszeit beschließen wir, ein Motorrad auszuleihen. So sind wir flexibel, sparen Geld und haben eine Menge Spaß. So dachten wir zumindest.

In Laos ist ein Motorrad leider nicht ganz billig, wir finden einen Vermieter in unserer Straße, unterschreiben den Vertrag und bezahlen 15 Euro für 24 Stunden. Wir besorgen uns eine Karte von Luang Prabang und Umgebung, füllen für 3 Euro den Tank bis zum Anschlag auf und fahren los. Wirklich verfahren können wir uns nicht, denn irgendwann führt jede Straße zurück nach Luang Prabang, habe ich irgendwo gelesen.

Ich habe zwar keinen Motorradführerschein, fahre aber traditionell im Ausland, weil ich mir selbst einfach am meisten vertraue. Marsi sitzt hinten. Dieses Mal haben wir keine Automatik, sondern eine rote Honda Wave mit 100 ccm, Halbautomatik und Fußschaltung. Das Vorderrad eiert kräftig bei Geschwindigkeiten ab 20 km/h. Wäre das schon ein Grund gewesen, ein anderes Motorrad zu mieten? Das hätten wir mal besser gemacht!

Pak Ou Caves mit Zwischenfällen

Das Wetter ist gut, wir tuckern mit 40-50 km/h auf den wenig befahrenen Landstraßen („National Highway“ hießt das in Laos) und fragen nach 20 km jemanden, ob wir denn noch richtig sind. Immer geradeaus, sagt man uns. Nach weiteren 5 km sehen wir das erlösende Schild: Pak Ou nach links, noch 10 km. Wir biegen vom Highway ab, schon sind wir auf einer sandigen Piste. Es ist schwierig, die kleine Maschine mit 2 Personen um Steine und Geröll zu navigieren, dazu wird es bergig, wir benutzen oft den 1. Gang. Nach 2 km fragen wir nochmals nach, ob wir auch wirklich richtig sind. Wir fahren weiter, mal sehen wir den Mekong, mal dichten Wald neben uns.

Nach etwas mehr als der Hälfte passiert es. Zu den holprigen Straßen und dem eiernden Vorderrad kommt ein neues Gefühl dazu: Wir haben einen Platten am Hinterrad. Wir nehmen die Helme ab und überlegen ganz sachlich, was jetzt zu tun ist. Der ADAC wird uns hier nicht helfen, der Motorradverleiher auch nicht, schließlich steht im Vertrag, dass wir als Mieter für alle entstandenen Schäden aufkommen müssen, auch für Reifenschäden. Unser Notfallhandy schlummert ausgeschaltet im Guesthouse.

Ich fahre noch ein paar Meter weiter, dann gebe ich auf. Weitere 4 km auf dieser Piste mit einem platten Hinterreifen, das wäre zu gefährlich. Außerdem wissen wir nicht, was nach 4 km kommt. Die Höhlen? Ein Dorf? Gibt es dort eine Werkstatt? Kann man unseren Reifen reparieren? Sind die Reifen womöglich schlauchlos? Brauchen wir einen komplett neuen Reifen oder nur den Schlauch oder kann man den Reifen/Schlauch flicken?

Wir warten ein paar Minuten und halten ein Songthaeo an, das typische Transportmittel mit überdachter Pritsche, auf der in Längsrichtung zwei Sitzbänke installiert sind. Für schlappe 50.000 LAK (5 Euro) nimmt uns der Fahrer mit zum Dorf. Wir sind froh, dass die beiden italienischen Touristen, die das Songthaeo für ihren Ausflug gechartert haben, nichts dagegen haben, dass wir zu fünft das gar nicht so leichtgewichtige Motorrad auf die Ladefläche wuchten. Im Dorf angekommen, möchte man uns einen neuen Schlauch verkaufen, wir halten 75.000 LAK (7,50 Euro) für etwas zu übertrieben und schieben die Maschine weiter zur Dorfmitte.

„Let me fix this!“, ruft uns ein sympathischer junger Laote entgegen. Wir fragen ihn, wie er das tun möchte und er zeigt uns eine Packung mit vielen weißen Teilen, die wir nicht näher beschreiben können. Wir haben keine Ahnung, wie das funktionieren soll, vertrauen ihm aber. Für 10.000 LAK (1 Euro) will er unseren platten Reifen flicken. Wir schieben das Motorrad vor eine Holzhütte, er holt ein bisschen Werkzeug. Dann pult er den Reifen von der Felge, fummelt den Schlauch heraus und findet schnell das Loch, es ist sogar ein recht ansehnlicher kleiner Riss. Auf der Unterseite der magischen weißen Teile ist ein Stück Gummi mit Kleber, dieses wird auf den Riss geklebt. Mit einer Schraubzwinge wird es auf dem Schlauch fixiert, dann kommt ein Feuerzeug zum Einsatz. Zum Vulkanisieren wird die andere Seite angezündet, dann raucht und stinkt es für eine halbe Minute.

Er pumpt den Reifen auf, Marsi hört es schon, ganz leise: „Pffffffffffff!“. Ein zweites Loch, ein paar Zentimeter vom gerade reparierten entfernt. Auch dieses wird mit den magischen weißen Teilen überklebt, es raucht und stinkt wieder. Der Schlauch wird in den Reifen gelegt, Reifen auf die Felge, Luft rein … weiter geht’s! Wir bezahlen 23.000 LAK (2,30 Euro) für zwei geflickte Löcher, darin sind noch 3.000 LAK Trinkgeld enthalten, weil wir so froh sind, dass man uns hier so schnell und unkompliziert hilft. Der junge Laote freut sich sichtlich.

Gegen 16:00 kommen wir an der Stelle an, wo man mit einem kleinen Boot auf die andere Seite des Mekongs übersetzt. Keine 5 Minuten dauert die Fahrt, dann sehen wir die beiden Höhlen, in denen Tausende kleine und große Buddhastatuen untergebracht sind. Sie wurden über Jahrhunderte als Opfergaben zurückgelassen. In der oberen Höhle brauchen wir unsere Taschenlampe, denn sie geht über 50 m in den Berg hinein, ganz hinten ist es stockdunkel. Im Schein unserer Lampe erkennen wir, dass sich ein Känguru und ein Stinktier unter die Buddhas gemischt haben, wie das wohl kommt? ;-)

Wir fahren mit dem Boot zurück über den Mekong, bezahlen 20.000 LAK (2 Euro) für den Fährservice und müssen uns jetzt richtig beeilen. Wir haben wieder die 10 km sandige Steinpiste und weitere 25 km zurück nach Luang Prabang vor uns. Die Sonne verschwindet bereits hinter den Bergen über dem Mekong, wir machen ein paar herrliche Fotos.

Rückweg: Noch mehr Zwischenfälle

Als wir den Highway erreichen, halten wir an, bleiben aber sitzen und prüfen den Hinterreifen. Alles prima, prall gefüllt, er hat die Strecke gut überstanden. 200 m später aber kommt das holprige Gefühl vom Hinterrad wieder, wir kennen es bereits. Wir haben wieder einen Platten! Ein paar Hundert Meter weiter sehen wir ein kleines Dorf, genau genommen ist es nur eine Handvoll kleiner Holzhütten. Wir fahren hin und deuten auf unser Hinterrad. In der Nachbarhütte soll es jemanden geben, der uns helfen kann. Wir sprechen außer „Sabai-Dee“ (Hallo) und „Kop Jai“ (Danke) kein Laotisch, die Dorfbewohner sprechen kein Wort Englisch. Ich kann immerhin noch zählen bis 99.999, denn die Zahlen sind fast die gleichen wie in Thai.

Nach ein paar Minuten kommt jemand mit Werkzeug, mit Händen verständigen wir uns irgendwie darauf, dass wir den Schlauch nicht flicken lassen, sondern einen neuen bekommen. 25.000 LAK (2,50 Euro) soll uns diese Reparatur kosten. Der Mann repariert nicht zum ersten Mal einen Motorradreifen, das sehen wir schnell. Die Hinterradbremse wird abmontiert, die rechte Radschraube gelöst. Der alte Schlauch wird durch die schmale Öffnung gefummelt, der neue angebracht. Es ist inzwischen so dunkel, dass wir mit dem Mann mit unserer Taschenlampe leuchten müssen, damit er auch keine Schraube vergisst. Mit einer kleinen Handpumpe wird der Reifen gefüllt, durch kräftige Schraubenschlüssel-Schläge auf den Reifen und den daraus entstehenden Klang prüft er, ob der Reifendruck stimmt, fertig!

Wir geben ihm 30.000 LAK, 5.000 mehr als er haben möchte, woraufhin er uns den 5.000er-Schein zurückgibt. Ich mache ihm klar, dass wir überglücklich über seine Hilfe sind und er die 5.000 LAK bitte behalten soll. Hier wird uns klar, warum es uns in Laos so gut gefällt: Die Menschen sind einfach anders. Sie sind gutmütig und ehrlich, lächeln uns an und helfen uns.

Als wir losfahren, ist es dunkel. Genau das wollten wir vermeiden! Mit der Dunkelheit kommt auch die Kälte, wir reden zwar hier von für manchen von euch lächerlichen 15 Grad, aber auf dem Motorrad ist das verdammt kalt! Vor allem, wenn man Shorts, Crocs und oben nur eine dünne Jacke trägt. Das Visier meines Helms ist zerkratzt, so dass ich es nicht benutzen kann. Dafür fliegen mir Hunderte kleine und große Insekten direkt ins Gesicht. Immer schön den Mund geschlossen halten und den Kopf so weit nach unten neigen, dass sie nicht in die Nase fliegen. Irgendwie schaffen wir es in einer knappen Stunde zurück nach Luang Prabang, wo wir durchgefroren gleich eine heiße Dusche nehmen.

Das Abendessen haben wir uns wirklich verdient, und zur Feier unseres Glücks im Unglück trinken wir das erste Bier auf unserer Reise. Ein großes, richtig kühles Beerlao, das uns außerordentlich gut schmeckt. 3 Löcher in einem Hinterreifen, das ist wirklich nicht normal, es ist genau der richtige Tag für ein Bier!

Wasserfälle von Kuangsi: Schon wieder Zwischenfälle

Nach dem Frühstück am nächsten Tag haben wir noch genug Zeit, um die Wasserfälle von Kuangsi zu besuchen, wir müssen unser Motorrad erst um 13:00 Uhr zurückgeben. Um 9:00 Uhr fahren wir los, es ist wolkig und ziemlich frisch, aber nicht so kalt wie am Abend davor. 35 km führt uns die bergige, gut asphaltierte Straße nach Südwesten, vorbei an kleinen Dörfern und über hölzerne Brücken. Langsam wird es wärmer und wir freuen uns auf die Wasserfälle.

Gerade sehen wir noch den Randstein mit der Aufschrift „Kuangsi 2 km“ … ihr ahnt es schon: Der hintere Reifen ist platt! Genauso platt wie schon 2 Mal am Vortag. Wir sind wieder mitten im Nirgendwo, aber nur 2 km vom Dorf Kuangsi entfernt. Da die Straße gut ist, fährt Marsi das Motorrad alleine langsam den steilen Berg hinauf bis zum Dorf. Ich jogge hinterher und sehe Marsi wenige Minuten später in einer Holzhütte von einigen Männern umringt, sie lachen und deuten immer wieder auf unser Motorrad. Wir sind in einer richtigen Werkstatt, zumindest leiten wir das daraus ab, dass es hier einen Druckluftschlauch gibt, um Reifen aufzupumpen und mehrere Laoten gleichzeitig Motorräder reparieren.

Wir werfen einen Blick auf den Schlauch und finden mindestens 2 Löcher und kleine Risse. Der Mechaniker zeigt uns, dass die Enden der Speichen viel zu spitz sind und von innen auf den Schlauch drücken und dass der Reifen an mindestens einer Stelle so porös ist, dass wir uns über den inzwischen dritten Platten nicht mehr wundern. Der am Vorabend ersetzte Schlauch, den wir in unserem schicken Metallkorb vor dem Lenker mitgenommen haben, wird längsseitig zerschnitten. Die dünnere Hälfte wird zu einem Ring zusammengeklebt und auf die Felge gezogen, so dass die spitzen Enden der Speichen nicht mehr direkt mit dem Schlauch in Kontakt kommen. Mit der dickeren Schlauchhälfte wird der Reifen großzügig ausgekleidet, so dass die porösen Stellen zumindest ein bisschen ausgebessert sind. Wieder geben wir gerne ein kleines Trinkgeld und erreichen um 11:00 Uhr endlich den Parkplatz zum Wasserfall.

Die nächsten beiden Stunden besteigen wir den Wasserfall von ganz unten bis ganz oben, durchwaten dort glitschige kleine Seen und klettern in unseren Crocs den matschigen Weg wieder hinunter. Das Wetter ist sonnig und warm, die Becken, die sich überall bilden und zum Schwimmen einladen, schillern uns in herrlichem türkisblau entgegen. Badesachen haben wir leider nicht dabei, außerdem auch gar keine Zeit. Um 13:00 Uhr fahren wir vom Wasserfall los, obwohl wir um diese Zeit bereits unser Motorrad zurückgeben sollten. Wir haben ja eine gute Ausrede.

Ärger mit dem Motorradvermieter

Die Rückfahrt verläuft, man glaubt es kaum, ohne weitere Pannen. Eine knappe Stunde später erreichen wir das Guesthouse, wo wir das Motorrad am Vortag ausgeliehen haben. Marsi ist schon jetzt auf 180 und will dem Vermieter richtig den Marsch blasen. Wir sind überzeugt, dass er genau wusste, dass das Motorrad nicht nur wegen des eiernden Vorderrads ganz dringend in die Werkstatt sollte.

Ich kann Marsi gerade noch besänftigen, als der Vermieter auch noch anfängt, das Motorrad auf Schäden zu untersuchen und den über die Jahre durchgerosteten Korb vor dem Lenker viel länger als nötig prüft. Der Besitzer des Motorrads kommt hinzu, denn der Vermieter ist nur ein Mittelsmann. Man will uns weitere 50.000 LAK (5 Euro) abknöpfen, da wir eine Stunde zu spät sind. Wenn Marsi ein Dampfkochtopf wäre, würde spätestens jetzt das rote Ventil aufgehen. Das wäre ein Drittel der Tagesmiete für eine Stunde Verspätung!

Wir versuchen, gelassen zu bleiben und die Angelegenheit sachlich zu lösen. Nach einigen Minuten Diskussion bekomme ich endlich meinen Reisepass zurück, den ich als Pfand beim Vermieter lassen musste und wir müssen nichts extra bezahlen. Der Dampf entweicht aus Marsi in Form einer Salve von üblen Schimpfwörtern auf dem kurzen Weg zurück in unser Guesthouse.

Bilanz und Fazit

Hier die Bilanz unseres 24-stündigen Motorradausflugs:

1.) Kosten mit Motorrad ohne Zwischenfälle: 182.000 LAK

2.) Kosten mit Motorrad mit allen Zwischenfällen: 265.000 LAK

  • Motorradmiete: 150.000
  • Benzin: 30.000
  • 1. Platten, 2 Löcher geflickt: 23.000
  • 2. Platten, neuer Schlauch: 30.000
  • 3. Platten, neuer Schlauch: 30.000
  • Parkgebühr beim Wasserfall: 2.000

3.) Kosten mit einem Tuktuk: 150.000 LAK pro Tag, in Summe 300.000.

Fantastisch, wir haben also immer noch etwas gespart! Und wir sind um viele Erfahrungen reicher, haben genug Material für diesen Artikel, viele schöne Fotos und etwas, das wir unseren Enkeln noch erzählen werden. Was will man mehr?

Hier könnt ihr die kurze Foto-Lovestory über uns und unseren Hinterreifen sehen und natürlich ein paar schöne Bilder von den Höhlen und vom Wasserfall: