Unsere beiden letzten Artikel über den Transfer von Lhasa nach Kathmandu waren recht sachlich. Einfach deshalb, weil wir unglaublich viele Eindrücke zu verarbeiten hatten und versucht haben, diese in chronologischer Reihenfolge zu schildern. In diesem Artikel schreiben wir noch ein paar Dinge, die dort keinen Platz gefunden haben.

Geheimnisvolles Tibet

Tibet ist geheimnisvoll, so dachten wir. Größtenteils ist das auch wahr, denn es ist eine völlig fremde Welt für jeden, der vom Buddhismus nicht viel versteht. In Tibets Hauptstadt Lhasa waren wir im alten tibetischen Viertel untergebracht und konnten den ursprünglichsten Teil der Stadt jeden Tag erleben und genießen. Pilger, die ihre Kora um den Tempel machen und die anderen, die sich unaufhörlich alle zwei Meter niederwerfen und deshalb ein Vielfaches an Zeit brauchen für eine Umrundung. Metzger, die ihre frische Yak-Lieferung auf offener Straße mit einem riesigen Beil zerhacken, aufhängen und zum Verkauf anbieten. „Tashi Delek“ aus aller Munde. Und alles in einer Höhe, die bei fast jedem zu Symptomen der Höhenkrankheit führt.

Aber Tibet ist auch ein Stück weit ganz normal, zumindest innerhalb der Städte. Lhasa ist eine riesige Stadt mit viel Verkehr, die Menschen hier müssen auch „ganz normal“ leben wie wir und sie ernähren sich nicht von Räucherstäbchen und Yakbutter. Warmes Wasser für die Dusche wird hier ebenso benötigt wie sauberes Trinkwasser.

Insgesamt können wir sagen, dass wir die Zeit in Tibet sehr genossen haben und es nicht bereuen, so viel Geld ausgegeben zu haben. Und dass wir ganz bestimmt irgendwann wiederkommen werden. Wir wollen unseren Gesamteindruck in einzelne Punkte unterteilen:

Tempel und Klöster

Ja, die gibt es hier, Tausende davon. Wir mussten bereits lange vor unserer Zeit in Tibet überlegen, welche davon wir sehen wollen und welche nicht. Das ist wirklich nicht einfach, denn der tatsächliche Eindruck vor Ort ist ganz anders als die Vorstellung, die man sich nach der Lektüre von Dutzenden Websites macht. Wir haben die touristisch und buddhistisch wichtigsten Stätten besucht, nach einer Handvoll hat sich eine gewisse Müdigkeit eingestellt. Ohne fundiertes Hintergrundwissen über den tibetischen Buddhismus erschließen sich die Unterschiede kaum. Natürlich sehen die Klöster und Tempel unterschiedlich aus, sodass wir uns hauptsächlich von optischen Eindrücken leiten ließen und die Ganden Monastery zu unserem Favoriten erklären mit ihrer eindrucksvollen Kora um den Berg.

Im Inneren der Tempel darf man übrigens nicht fotografieren und wenn, muss man ordentlich extra bezahlen. Aus diesem Grund findet ihr bei unseren Fotos auch keinen Buddha, keinen Boddhisatva und auch sonst keine buddhistischen Statuen. Wir finden es gut, wenn wir die Atmosphäre im Inneren der Tempel allein in unserem Kopf festhalten und dabei den tibetischen Glauben respektieren.

Lhasa

Tibets Hauptstadt auf 3.700 m Höhe ist seit der Kulturrevolution Ende der 1950er Jahre immer mehr chinesisch geworden. Inzwischen gibt es einen alten, tibetischen Teil und einen neueren, unübersehbar chinesisch geprägten Teil. Uns hat es im alten Teil deutlich besser gefallen. Unzählige kleine Shops, die auf großen Schildern in der optisch sehr eindrucksvollen tibetischen Schrift anzeigen, was sie anbieten. Verwinkelte kleine Gässchen, die zum Erkunden einladen. Verlaufen kann man sich nicht. Wenn doch, bringt einen ein Taxi bestimmt wieder zurück. Die Sehenswürdigkeiten in und um Lhasa zählen definitiv zu den Schönsten, die wir jemals gesehen haben.

Agentur, Reisen und Permits

Wir haben viel Zeit in die Auswahl einer passenden Agentur gesteckt, die uns auch alle nötigen Permits und Tickets für unsere Zeit in Tibet bucht. Bis wir Lhasa verlassen haben, wollte keiner unser Tibet Travel Permit sehen. Danach aber sehr wohl, oft musste unser Guide an verschiedenen Checkpoints die Unterlagen zeigen, damit wir durchgelassen werden. Mit der Agentur waren wir teilweise zufrieden.

Besonders gut hat die Kommunikation im Vorfeld funktioniert, auch der Preis war in Ordnung im Vergleich zu anderen Agenturen. Die Tickets für den Zug von Peking nach Lhasa kamen rechtzeitig an, außerdem ohne zu viel Aufschlag für deren Beschaffung. Die Landcruiser waren einigermaßen gut in Schuss, die Hälfte der gebuchten Hotels war prima.

Leider hatten wir 3 verschiedene Guides nacheinander, außer dem ersten haben wir – rein sprachlich – keinen wirklich gut verstanden. Der letzte Guide, mit dem wir die 5 Tage auf dem Weg nach Nepal verbracht haben, hat diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient, wir haben mehr erwartet. Die Hälfte der Hotels war schlecht bis miserabel.

Insgesamt war alles ok, wir ließen uns den Trip durch nichts vermiesen und haben auch aus dem Schlechten das Beste gemacht. Es wäre nicht nötig gewesen, alles bereits von zu Hause aus zu buchen. Auch in Peking hätten wir innerhalb weniger Tage über eine Agentur einen ähnlichen Trip buchen können, preislich hätten wir allerdings nicht viel gespart.

Zugfahrt nach Lhasa

Unbedingt machen! Fliegen ist langweilig! Die paar Unannehmlichkeiten im Zug haben wir schnell vergessen, und es fühlt sich einfach ganz anders und viel besser an, wenn man 2 Tage lang auf Tibet eingestimmt wird.

Kosten

Jetzt kommen die Fakten: Für 12 Tage Tibet (ab Peking, inklusive Anfahrt, bis Grenzübergang nach Nepal) haben wir für uns beide zusammen 1.735 Euro ausgegeben, durchschnittlich 145 Euro pro Tag. In dieser Summe ist alles enthalten: Eintrittskosten, Essen, Trinken, Agentur, Zugfahrt und Souvenirs. Nicht wenig, wenn man bedenkt, dass wir für diese Summe in anderen Ländern locker 2 Monate fürstlich leben könnten. Alternativen gibt es kaum, für Touristen ist Tibet teuer. Aber wir finden, das Geld wurde gut angelegt, wir haben es gerne ausgegeben und wurden mit unvergesslichen Eindrücken entschädigt.

Wetter und Reisezeit

Bestens! Oktober und November sind eine prima Reisezeit. Wir hatten keinen einzigen Tag Regen oder schlechtes Wetter. Dafür ist es ein wenig kälter als im Sommer. Aber mit ein paar Lagen Kleidung ist alles kein Problem. Besonders auf dem Weg nach Nepal mussten wir die Wolken wirklich suchen.

Unterkünfte

Wie schon beschrieben, war die Hälfte sehr gut und die andere Hälfte nicht so gut. Wenn man seine Ansprüche etwas herunterschraubt und bedenkt, dass wir nun mal eine sehr günstige Tour gebucht haben, passt es aber. Eventuell wären wir besser damit gefahren, wenn wir die Unterkünfte vor Ort selbst ausgesucht hätten, günstiger aber ganz sicher nicht.

Fahrten im Geländewagen

Ein Erlebnis für sich! Stellenweise wäre ohne Vierradantrieb gar nichts gegangen. Selbst für mich mit einer Größe von 1,92 m war genug Platz im Landcruiser, die Netto-Zeit im Auto betrug zwischen 4 und 7 Stunden pro Tag auf dem Weg nach Nepal. Durch Pausen und die Tatsache, dass wir immer jemanden aus der Gruppe im Wagen hatten, war die Zeit aber nicht langweilig.

Landschaften

Einzigartig! Wie ihr auf unseren Fotos sehen könnt, gibt es unglaublich viel zu sehen! Es sind nicht nur die schneebedeckten Achttausender, sondern auch die unterschiedlichen Arten von Landschaften, die uns in Erinnerung bleiben werden. Ganz besonders eindrucksvoll ist die unbeschreibliche Weite, die man auf dem gesamten Plateau erleben kann.

Gerüche

Ein eigener Punkt über Gerüche? Oh ja! „Juniper Incense“ und „Butter Lamps“ werden für unser restliches Leben gespeichert sein. Im Inneren der Tempel brennen unaufhörlich Wacholder-Räucherstäbchen und eimerförmige Butterkerzen mit vielen Dochten. Diese Kombination ist zunächst fremd, aber schnell gewöhnt man sich daran und genießt es.

Luft und Gesundheit

Keine Frage, bezüglich Luftverschmutzung kann Tibet mit Peking und vielen anderen Gegenden und Großstädten Chinas natürlich nicht mithalten. Die Luft ist klar, die Weitsicht fantastisch. Leider ist sie auch kalt und extrem trocken. Aufgerissene Lippen und eine ständig trockene Nase sind üblich, sodass die Verkäufer im Supermarkt sofort auf Lippenbalsam deuten, wenn man sie fragend mit dem Finger Richtung Mund ansieht. Wir empfehlen jedem Tibet-Reisenden auf jeden Fall einen guten Lippenbalsam, Sonnencreme und etwas, um Nase und Mund ständig feucht zu halten.

Die andere Seite

Was hat uns nicht gefallen? Auch hier gibt es einige Punkte, die wir euch nicht vorenthalten wollen.

  • Das Hupen, dieses ständige Hupen … warum eigentlich? Auch in Tibet bleiben wir davon nicht verschont. Der Unterschied zum Hupen in Peking war, dass wir besonders in Lhasa den hupenden Autos sehr viel näher waren als in der chinesischen Hauptstadt mit ihren weiten Straßen. Umso mehr nervte es uns.
  • Auch das Spucken – wir haben bereits mehrfach darüber berichtet – ist hier üblich. Anfangs dachten wir, dass nur Chinesen dies tun würden, aber die Tibeter haben sich das wohl abgeschaut. Wir zum Glück noch nicht.
  • Das chinesische Militär patroulliert Tag und Nacht in Lhasa. Was genau die schwer bewaffneten Soldaten tun, wissen wir nicht. „Angst machen“, „Präsenz zeigen“ und „einschüchtern“ sagen uns manche Tibeter. So wirklich nötig wäre ihre Präsenz unserer Ansicht nach aber nicht.

Viel ist es nicht, was uns nicht gefallen hat, das fällt uns selbst beim Schreiben dieses Artikel wieder auf. Kurzum: Koffer packen und das Dach der Welt besuchen! Ihr werdet es nicht bereuen.

Schreibt uns über eure Erfahrungen in Tibet – wir freuen uns darauf!