Juni 2010, unsere erste Weltreise steht unmittelbar bevor. Wir kaufen uns ein kleines 10-Zoll-Netbook, ein Dell Inspiron Mini 10v. Es kostet 300 Euro, dafür bekommen wir ein voll funktionsfähiges Notebook mit allem drum und dran. Der einzige Nachteil: Windows 7 ist installiert. Wir haben aber genau dieses Modell ausgewählt, weil man mit einigen – wohlgemerkt illegalen – Tricks Mac OS X in der damals aktuellen Version 10.6 „Snow Leopard“ aufspielen kann. Die Installation läuft problemlos und wir kleben demonstrativ einen weißen Apple-Aufkleber über das Dell-Logo an der Oberseite.
Inklusive Tasche, Maus, Netzteil und 6-Zellen-Akku wiegt es 2 kg, von der Grundfläche her ist es nicht größer als ein A4-Blatt aber natürlich deutlich dicker. Wir sind skeptisch und überlegen, ob wir dieses Gewicht wirklich für ein ganzes Jahr dauerhaft im Handgepäck mit uns tragen wollen. Schon nach wenigen Tagen unterwegs stellen wir fest, wie weise die Entscheidung war, das Laptop doch mitzunehmen.
4 Jahre später, Mitte 2014, hat sich nach der ersten Weltreise unser Konto wieder erholt. Ein paar Wochen vor dem Start unserer zweiten Weltreise kaufen wir uns wieder ein Laptop. Das gute alte Dell Mini von damals hat zwar die Welt gesehen, ist aber inzwischen in die Jahre gekommen.
Dieses Mal investieren wir mehr und kaufen uns ein MacBook Air von Apple. Das Display hat jetzt 13 Zoll und nicht nur 10, es nimmt mit Tasche etwas mehr Platz weg als das alte Dell Mini. Mit dem üblichen Zubehör kommen wir aber nicht auf mehr Gewicht. Das ist wichtig, denn wir haben weniger Platz im Gepäck als auf der ersten Reise, unser einjähriger Sohn reist jetzt mit uns und sein Gepäck beschlagnahmt einen Großteil unseres einzigen großen Gepäckstücks.
Weitere 4 Jahre später, im Oktober 2018, startet unsere dritte Weltreise, dieses Mal mit 2 Kindern. Unser MacBook Air ist wieder dabei, auch wenn wir noch weniger Platz im Gepäck haben als auf den beiden letzten Reisen.
Sicherlich benötigt nicht jeder (Welt-)Reisende unterwegs ein Laptop. Viele entscheiden sich für ein Tablet, das einen Teil der Funktionen abdeckt. Manchen genügt ein Smartphone und der eine oder andere reist am liebsten ganz ohne digitalen Schnickschnack.
Wir haben unser Reise-Laptop unterwegs schätzen gelernt und geben euch hier eine Entscheidungshilfe: 10 Gründe, warum du mit Laptop reisen solltest.
1. Tastatur und Maus
Wer viel schreibt, wird auf eine gute Tastatur nicht verzichten wollen. Unser Blog hätte heute bestimmt nicht so viele Beiträge, wenn wir keine Tastatur (im Laptop integriert) benutzt hätten. Auch eine Maus hat bei vielen Anwendungen große Vorteile gegenüber einem Touchscreen oder Trackpad, zum Beispiel bei der Bildbearbeitung.
2. Skype
Mit Freunden und Familie in Kontakt bleiben? Skype ist immer noch der Standard, weil es für alle Plattformen verfügbar ist und auch mit wenig Bandbreite noch gut funktioniert.
3. Datenaustausch
Oft haben wir Daten mit anderen Reisenden austauschen wollen: Fotos, Musik und digitale Bücher sind nur einige Beispiele. Einen USB-Stick haben wir ja ohnehin immer dabei, damit ist ein Datenaustausch übers Laptop überhaupt kein Problem.
Aber …
Bis hierher könnte man anmerken, dass auch ein besseres Tablet oder sogar manches Smartphone diese Aufgaben bewältigen kann. Das stimmt, auch wenn vieles mit gehörigem Mehraufwand verbunden ist. Es gibt aber auch gute Aufgaben, für die ein Tablet oder ein Smartphone nicht genügt.
4. VPN-Tunnel
Facebook in China? Ohne Proxy oder VPN in der Regel nicht möglich. Es gibt aber noch viel mehr Staaten, die Internetzensur betreiben. Einfach nur uneingeschränkt surfen kann man meist schon, indem man einen Proxy-Server außerhalb des Landes zwischenschaltet. Komplexere Anwendungen benötigen einen VPN-Tunnel. Beides ist mit dem nötigen technischen Know-how schnell eingerichtet. Auf dem Laptop ist es dann ein Kinderspiel, einen VPN-Tunnel aufzubauen und diesen für alle Anwendungen mit Netzwerkzugriff zu nutzen.
5. Batterielaufzeit
Bei einer langen Autofahrt kann ich ganz locker mehrere Artikel für unser Blog schreiben, Fotos aussortieren und E-Mails beantworten. Der Akku hält gefühlt ewig bei unserem Laptop. Ob es wirklich 12 Stunden sind, wie die Werbung verspricht, haben wir noch nicht nachgemessen. Aber viel weniger bestimmt nicht. Zum Aufladen benötigt es gerade mal eine gute Stunde.
6. Ergonomie und Benutzerkonten
Mit der Verwendung von Tastaturkürzeln spare ich eine Menge Zeit, das ist für mich ergonomisches Arbeiten. Auf Tablet und Smartphone ist es selbst mit angeschlossener Tastatur kaum möglich, diese Technik sinnvoll einzusetzen. Außerdem ist es ein großer Vorteil, wenn jeder Benutzer seinen eigenen Account mit den bevorzugten Einstellungen einrichten und pflegen kann, auch das ist bei Tablets derzeit noch nicht möglich.
7. Speicherplatz und Datenübertragung
Unser MacBook Air hat gerade einmal 128 GB Speicher auf der eingebauten SSD. Das reicht aber für die allermeisten Anwendungen völlig aus. Wir haben unsere wichtigen Daten immer griffbereit (als lokale Kopien über Dropbox), können problemlos unsere Fotos und Videos zuerst auf der schnellen internen Platte aussortieren und dann auf der externen Platte dauerhaft speichern und haben Unmengen Musik, Hörspiele und Hörbücher immer dabei, damit wir unseren MP3-Player bei Bedarf befüllen können. Wenn Daten nicht mehr benötigt werden, können wir sie bedenkenlos löschen, ohne das System zu gefährden. Denn wer weiß bei einem Tablet-Betriebssystem schon, wo welche Dateien gespeichert werden und welche man einfach löschen kann, wenn der Platz mal knapp wird?
8. Von unterwegs arbeiten
Ab und an arbeite ich auch von unterwegs, ganz digital und ohne festen Arbeitsplatz in einem Büro. Mehr als das Laptop und die Daten darauf benötige ich nicht. Ob ich bequem Tabellen ausfülle, eine Webseite entwerfe, eine Rechnung schreibe oder mal schnell ein Computerproblem in der Heimat über Teamviewer löse, komfortabler als mit einem Laptop geht es nicht.
9. Sicherheit und Verschlüsselung
Wir machen uns natürlich Gedanken über den Fall der Fälle: Was passiert, wenn unser Laptop in falsche Hände gerät? Wie können wir dafür sorgen, dass kein Schaden angerichtet wird? Immerhin befinden sich alle wichtigen Daten auf der Festplatte. Die Lösung ist einfach: Wir verschlüsseln die interne Festplatte ebenso wie das externe Backup, das ist mit einem Klick erledigt. Außerdem verwenden wir für die Benutzerkonten starke Passwörter, die man nicht einfach erraten kann.
10. Bildbearbeitung
Das wichtigste Argument für mich ist sicherlich die zeitnahe Bearbeitung der Fotos für unser Blog. Ich setze bei der Bildbearbeitung auf Adobe Lightroom. Die Software bietet einen ergonomischen Workflow, durch die Verwendung von Tastaturkürzeln komme ich schnell voran. Auch wenn der 13-Zoll-Monitor unseres Laptops nicht professionell kalibriert ist und ich mich oft an verschiedene Umgebungslichtverhältnisse anpassen muss, kann ich bei der Bildbearbeitung doch deutlich besser beurteilen, wie sich die einzelnen Parameter auswirken als auf einem kleinen Tablet- oder Smartphone-Display.
Übrigens …
Das gute alte Dell-Laptop von der ersten Weltreise lässt sich auch mit illegalen Tricks nicht auf eine aktuelle Version von Mac OS aktualisieren. Seit wir es vor Kurzem plattgemacht und wieder Windows 7 aufgespielt haben, wartet es brav im Keller auf einen neuen Einsatzzweck. Vermutlich wird es in 10 Jahren immer noch dort warten, wenn es längst kein Windows mehr gibt. ;-)
Möglicher Einsatz für das alte Dell Mini: Das erste Laptop für euren Sohn!
Danke Silke für diesen Vorschlag! Auch wenn Dari schon eine Handvoll Buchstaben auf der Tastatur kennt und mit Maus und Tastatur arbeitet, wird es wohl noch eine Weile dauern, bis er mit einem Laptop auch nur ein bisschen umgehen kann. Und ob er bis dahin noch eine lahme Krücke aus dem Jahr 2010 haben möchte, wenn Mama und Papa auf einem pfeilschnellen MacBook arbeiten? ;-)
Liebe Grüße,
Daniel