Schon seit 100 Tagen sind wir unterwegs. Wir haben Australien, Bali, Kambodscha, Thailand und Myanmar gesehen und denken immer noch nicht darüber nach, vorzeitig nach Hause zu kommen. Friede, Freude und Banana Pancake auf unserer Weltreise mit unseren beiden Söhnen? Keineswegs. Doch können wir sagen, dass wir uns selbst und unseren Kindern während dieser intensiven Zeit näherkommen als wir es jemals zu Hause könnten.

Jetlag

Was haben wir geflucht in unseren ersten Nächten in Australien. Dari und Janni waren für 3 Tage völlig durch den Wind und aus dem Rhythmus: tagsüber schlafen so viel es geht und nachts wach sein. Kein Wunder nach fast 19 Stunden Netto-Flugzeit (den Stopover in Singapur nicht mitgezählt) und 9 Stunden Zeitverschiebung zur gewohnten deutschen Zeit.

Wenn man als Eltern selbst so weit wie möglich zurücksteckt (nachts also kaum schläft) und viel Geduld aufbringt (wenn die Kinder tagsüber schlafen und demnach nachts wach sind), klappt das schon irgendwie. Glücklicherweise hat sich alles schneller normalisiert noch bevor wir günstige Rückflüge gefunden haben. ;-)

Flüge mit Kindern

Von unserer zweiten Weltreise, als wir mit Darian ab September 2014 für 7 Monate unterwegs waren, kennen wir das so: Wir steigen ins Flugzeug, Darian schläft vor dem Start ein und wacht erst nach der Landung wieder auf.

Sein kleiner Bruder ist anders. Während Darian jetzt Musik hört, Bordmagazine anschaut oder interessiert aus dem Fenster schaut, kann sich Janni gar nicht entscheiden, ob er bei angeschaltetem Anschnallzeichen lieber bei Mama oder bei Papa auf dem Schoß sitzt, denn einen eigenen Sitz hat er mit einem Jahr noch nicht. Sich auf dem Sitz hinstellen und mit den Sitznachbarn in allen Richtungen Kuckuck spielen, auch das kriegen wir noch hin.

Wenn dann aber der Bewegungsdrang kommt und er am liebsten den Gang hoch- und runterlaufen möchte, wird es stellenweise richtig stressig für einen von uns. Glücklicherweise haben wir für die meisten langen Strecken Nachtflüge gebucht, sodass wir zumindest für eine Weile Ruhe haben und auch selbst mal für ein paar Minuten die Augen zumachen können. Auf den kürzeren Flügen tagsüber wird dann eben noch eine Extra-Runde Kuckuck gespielt. Oder auch zwei.

Australien

Für 30 Tage waren wir an der Ostküste Australiens unterwegs, von Sydney bis nach Cairns. Ein kleiner Van mit Dachzelt war unser Zuhause, an Rückzug und Ruhe war nicht zu denken, für keinen von uns. Während wir an einigen Tagen stundenlang gefahren sind und Janni wie üblich 2 Mal am Tag geschlafen hat, musste Darian sich oft selbst beschäftigen. Malen, basteln, Hörspiele, Hörbücher, Kinderlieder… alleine auf dem Kindersitz hinter dem Fahrer.

Wir kennen vermutlich mehr Spielplätze an der Ostküste als die meisten Australier, die meisten sind wirklich großartig. Alle sind sauber und gut in Schuss. Oft ist auch ein kleiner Bereich für Janni dabei, wo er abseits von Kletterturm und Wasserspielplatz für sein Alter entsprechend spielen kann. Die größeren Städte wie Hervey Bay, Brisbane und Cairns haben sogar ganze Schwimmbäder für die Allgemeinheit gebaut oder öffentlich zugängliche künstliche Lagunen, an denen man den ganzen Tag verweilen kann. Nebenan sind Liegewiesen, saubere Toiletten, Trinkwasser und Gasgrills fürs Barbecue. Alles umsonst.

Da wir ohne Toilette im Camper nicht self-contained unterwegs waren, mussten wir nachts an Plätzen mit Toilette übernachten. Ein paar Nächte haben wir in Nationalparks verbracht, ein paar an günstigen Zeltplätzen, die schönsten Tage aber hatten wir – besonders Darian – an den großen Campsites von BIG4, die meist einen gemütlichen Swimmingpool und manchmal sogar einen Wasserpark auf dem Gelände hatten, an dem sich so manches deutsche Badeparadies noch eine Scheibe abschneiden könnte.

Wenn man in Australien außerhalb der australischen Ferien auf eine Familie im Wohnmobil mit Kindern im Vorschulalter trifft, handelt es sich sehr wahrscheinlich um Deutsche. So haben wir immer wieder Spielkameraden für Darian gefunden, mit denen er nach Herzenslust klettern, im Wasser spielen oder abends mit der Taschenlampe über den Campingplatz räubern konnte.

Indonesien

Von dem 17.500 indonesischen Inseln haben wir nur Bali gesehen, davon nur einen kleinen Teil und den auch nur für 10 Tage. Wir waren in Jimbaran im Süden und ein paar Tage in Ubud im Zentrum und haben von diesen Orten aus die Gegend erkundet.

Für Darian waren die Pools unserer Unterkünfte immer ein Highlight am Tag, ebenso für Janni, der mit seinen Schwimmärmeln stundenlang mit uns geplanscht hat. Auch im Meer konnten wir baden, Salzwasser und Wellen waren eine tolle Abwechslung.

Balinesischer Straßenverkehr und Kinder passen nicht zusammen, das mussten wir jeden Tag aufs Neue feststellen. Einen eigenen Blogbeitrag haben die Bordsteine verdient. Es ist ja nicht so, dass es keine gibt, auch wenn sie oft kaputt sind. Aber mit Jannis wendigem Kinderwagen konnten wir immer nur ein paar Meter weit kommen, bevor wieder irgendein Hindernis den Weg versperrte: Müll, Bauschutt, Sandhaufen, eine Ladung Backsteine, Stühle eines Restaurants, Marktstände, Essensstände, Autos und besonders oft Motorräder. Wir liefen also die meiste Zeit auf der Straße, und das ist in einem Land, wo Fahrstreifen und Verkehrsregeln nur in der Theorie existieren, richtig gefährlich.

Während es in Australien ein Leichtes war, auch in noch so kleinen Orten einen Spielplatz zu finden, sucht man diese in Südostasien meistens vergeblich. Zwangsläufig kümmerten wir uns mehr um die Kinder: malen, basteln, singen, schwimmen, lesen, schreiben und was man sonst noch alles tut. Auch das machten Darian und Janni locker mit.

Dass trotzdem keine Langeweile aufkam, liegt nicht zuletzt daran, dass man in Bali einen völlig anderen Umgang mit Kindern hat, als wir es von zu Hause kennen. Janni mit seinen hellblonden Haaren wirkte wie ein Magnet auf die unzähligen Balinesen, die ihn anlächelten, mit ihm spielten und ihn wie selbstverständlich auf den Arm nahmen. Manche Bedienung im Restaurant verschwand für Minuten mit ihm hinter der Theke oder spielte mit ihm Fangen durch das komplette Restaurant. Das konnten nicht nur wir genießen, auch Janni gewöhnte sich daran, wie schnell er mit einem Lächeln oder Winken die Menschen auf sich aufmerksam machen konnte.

Darian war deutlich reservierter und verstand nicht immer, warum ihn alle paar Minuten eine fremde Person am Arm streichelte oder ihm in die Backe kniff. Aber er konnte sich wehren, wenn es ihm nicht gefiel.

Kambodscha

Wir bereisten eines der ärmsten Länder der Welt, in dem Korruption an der Tagesordnung ist und auch hier schien es, als würde man in der Fahrschule nur lernen, die durchaus zahlreich vorhandenen Verkehrsschilder möglichst oft zu missachten. In Phnom Penh eine mehrspurige Straße zu überqueren war jedes Mal ein Abenteuer und für ungeübte Touristen ein großes Risiko, schließlich sind sogar Zebrastreifen und Fußgängerampeln höchstens eine gut gemeinte Empfehlung für die Auto- und Motorradfahrer.

Vor unserem Apartment in der Hauptstadt wartete jeden Tag ein sympathischer Tuktukfahrer auf Kundschaft, oft hatte er seinen Sohn dabei, ungefähr in Darians Alter. Während der Vater in der gerade wieder startenden Touristensaison kaum Kunden finden konnte, spielte der Sohn auf dem Rücksitz des Tuktuks oder auf dem kleinen Dreckhaufen daneben, oft stundenlang, von Langeweile keine Spur. Eine wichtige Lektion, nicht nur für unsere Kinder, sondern auch für uns.

Auch in diesem Land ging man stets mit einem Lächeln auf Darian und Janni zu. Nicht immer waren die beiden in Spiellaune, aber meistens brachten unsere Kinder in Rekordzeit eine ganze Menschengruppe dazu, sich umzudrehen und zu staunen.

Gegen die vielen chinesischen Touristen, die sich oft wie selbstverständlich vor unsere Kinder stellen und sie fotografieren wollen, haben wir Darian einen einfachen Trick beigebracht: Er sollte einfach laut sagen: „One photo ten dollar!“. Leider verstanden das die meisten Chinesen nicht.

Fast eine Woche lang waren wir mit der einzigen Tuktuk-Fahrerin in Siem Reap unterwegs und während dieser Zeit hat Janni sie so sehr ins Herz geschlossen, dass sogar Mama und Papa abgemeldet waren, sobald Kim ihn anlächelte. Mit ihr haben wir die Tempel von Angkor besucht und festgestellt, dass die meisten davon riesengroße Abenteuerspielplätze für Kinder sind. Wer braucht da noch Wippen und Schaukeln, wenn man im Dschungel in 800 Jahre alten Tempelruinen Geheimgänge entdecken kann?

Thailand

Nach ein paar Tagen in Thailands Hauptstadt Bangkok reisten wir einen Tag lang auf die Insel Koh Phangan, um in einem gemütlichen Resort Weihnachten und Silvester zu verbringen. Während der 15 Nächte im Longtail Beach Resort haben nicht nur Darian und Janni neue Kumpels gefunden, auch wir haben uns mit vielen anderen deutschen Touristen angefreundet, die wir bestimmt in der Heimat wiedersehen werden.

Für ein paar Tage konnten die Kinder nach Herzenslust von früh bis spät im Sand buddeln und im Meer oder im Pool baden, unterbrochen nur von Essen oder Mittagsschlaf. Der Weihnachtsmann brachte Darian eine Schnorchelausrüstung nach Thailand, die natürlich ausgiebig getestet werden musste.

Dann kam der Tropensturm Pabuk, der nach den ersten Schätzungen direkt über die Nachbarinsel Koh Samui hätte hinwegfegen sollen. Wir entschieden uns zu bleiben und verließen nicht wie viele andere die Insel. Die Tage um Pabuk herum waren allerdings so ungemütlich, dass der Strand selbst bei Ebbe nicht mehr zum Buddeln taugen wollte.

Myanmar

Den 100. Tag unserer Reise verbringen wir in Myanmar, dem einzigen Land, das wir vorher noch nie besucht haben. Während wir zuerst eine knappe Woche in Myanmars größter Stadt Rangun verbringen, überlegen wir nicht nur ein Mal, ob wir nicht besser sofort zurück nach Thailand fliegen sollten. Mit dieser riesigen 5-Millionen-Stadt werden wir überhaupt nicht warm, da kann auch die durchaus eindrucksvolle Shwedagon-Pagode nichts mehr retten. Verkehrsregeln scheint es hier nicht zu geben, völlig fremd ist die Mischung aus Rechtsverkehr und rechtslenkenden Autos, die wir so noch nirgends erlebt haben.

Darian und Janni sind hier kleine Stars und nicht nur die jungen Einwohner dieses exotischen Landes drehen sich auf offener Straße nach ihnen um und fangen an zu tuscheln, wenn die beiden blonden Fremden an ihnen vorbeilaufen.

Inzwischen sind wir in Bagan angekommen, wo es uns schon deutlich besser gefällt. Wir erkunden mit E-Rollern die 2000 kleinen und großen Pagoden, die so berühmt sind für die Sonnenaufgänge mit den Heißluftballons.

Die Zeit zusammen

Spielplätze, Schwimmbäder, Brettspiele, Tablet und Handy, MP3-Player, Malblock und Stifte – es gibt immer eine Möglichkeit, seine Kinder auf einer Reise zu beschäftigen. Wir sind aber nicht so lange unterwegs, um unseren Söhnen die Langeweile zu vertreiben, sondern wir wollen ganz bewusst auch Zeit miteinander verbringen, ohne uns abzulenken. Zusammen essen, miteinander lesen, Quatsch machen, schwimmen, schreiben lernen, in einem Bett einschlafen, gemeinsam mit der Familie zu Hause telefonieren, jeden Tag zusammen verbringen … das ist es, worauf es uns bei unserer langen Reise ankommt. Und dafür nehmen wir uns ganze 5 Monate Zeit.

Natürlich vergeht kein Tag, an dem wir nichts miteinander zu meckern haben. Darian ist schon 5 und Janni längst kein Baby mehr. Oft sind wir abends froh, wenn die Kinder im Bett liegen und endlich ans Einschlafen denken. Spätestens am nächsten Morgen ist der Ärger ohnehin wieder vergessen.

Schlussendlich sind wir als Eltern verdammt stolz auf unsere beiden Jungs, weil sie eine teils durchaus strapaziöse Reise so grandios durchstehen. Wir hoffen, dass sie sich schon in jungen Jahren ihr eigenes Bild von den besuchten Ländern machen können. Und wir hoffen, dass sie eines Tages auf ihre Eltern stolz sein werden, die sie auf diese lange Reise mitgenommen haben.