Für den heutigen Sonntag war Regen vorhergesagt. Nachdem wir wie jeden Tag den Wecker um 9 Uhr gekonnt ignorieren, stehen wir erst um 11:30 Uhr auf, trinken einen Nescafé-Instantkaffee auf unserem Zimmer und machen uns fertig. Zum Glück ist die Hotelmanagerin im Haus, sodass wir für unsere Anliegen nicht viel Zeit brauchen: Das Zimmer um 7 Nächte verlängern, das nicht funktionierende Internet auf dem Zimmer anmeckern und nach einer Wäscherei fragen. Zum Thema Wäscherei werdet ihr in der kommenden Woche bestimmt noch mehr lesen können, denn das scheint hier in Peking richtig lustig zu werden.

Shoppingparadies

Ein paar Hundert Meter nördlich von hier beginnt bei der U-Bahn-Haltestelle Xidan eine der vielen Shopping Streets, die wir erkunden. Marsis Ziel ist diesmal kein Essensstand, sondern ein Buchladen, wie man ihn von zu Hause nicht kennt. Genau genommen ist es ein mehrstöckiges Buchhaus. Vergesst alle Thalias zu Hause, hier gibt es auf vielen Stockwerken alles, was das Leserherz begehrt. Im Untergeschoss sind die fremdsprachigen Bücher und das Gewusel deutlich weniger als oben.

Langsam fängt es an zu tröpfeln, als wir uns mit der U-Bahn Richtung Zoo aufmachen. Hier waren wir zwar tags zuvor schon gewesen, für heute steht aber das Planetarium auf dem Programm, das sich genau gegenüber befindet. Vor unseren Augen schließt ein Ticketschalter seinen Rollladen, auf dem anderen Schalter nebenan sehen wir noch, dass die letzte Vorstellung um 15:00 Uhr beginnt oder vielmehr begonnen hat, denn es ist schon halb vier. Auch die Damen am Eingang wollen uns nicht hineinlassen, also machen wir uns auf den Weg zurück und verschieben das Planetarium auf den nächsten Tag.

Inzwischen regnet es schon richtig, in Kombination mit dem Smog fühlt es sich an wie Dauer-Dämmerung, es wird einfach nicht hell. Wir laufen Richtung Paradies. Nördlich der U-Bahn-Station „Ping Anli“ befindet sich das Musikgeschäfte-Viertel, das wir Tage vorher bereits zufällig entdeckt hatten. An dieser Stelle springen wir ein wenig in der Berichterstattung, denn über die nächste Stunde werden wir ganz bestimmt in einem eigenen Artikel berichten müssen. So viel sei verraten: Weil ich kein Instrument auf der Reise dabei habe und Marsi nicht schnell genug Nein gesagt hat, schlage ich hier zu.

Auf dem Weg zum Hotel laufen wir bereits durch strömenden Regen, kalt ist es geworden, wir sind froh um unsere Softshells und die wasserdichten Schuhe. Immerhin hatten wir jetzt eine Woche Sonnenschein und tagsüber Temperaturen von 25 Grad, auch für morgen zeigt das Wetter-Applet auf unserem Laptop wieder eine strahlende Sonne. Wir geben die Hoffnung nicht auf.

Abenteuer Peking: Essen bestellen

Jedes Mal auf dem Weg zur U-Bahn gehen wir an zahlreichen kleinen Restaurants vorbei. Zwei haben wir schon getestet, heute kommt das dritte. Auch hier ist man nicht auf Touristen eingestellt. Überhaupt haben wir das Gefühl, dass das Viertel, in dem wir wohnen, nicht von Touristen besucht wird. Gesehen haben wir jedenfalls noch keine.

Die Speisekarte können wir nicht lesen, die Bedienungen sprechen kein Englisch, wir außer „Ni Hao“ (Hallo) und „Xie Xie“ (Danke) kein Chinesisch. Auch dass wir inzwischen fast alle Namen der U-Bahn-Stationen der Linien 1, 2 und 4 auswendig aufsagen können, bringt uns hier nicht weiter. Kein Problem, das sind wir inzwischen gewohnt, eine leichte Übung, denn hier gibt es über der Theke ein paar Fotos der Gerichte, die hier serviert werden. Wir entscheiden und für einen Burger und eine Suppe.

Der Burger ist wie ein kleiner, handtellergroßer Döner im Fladenbrot mit einer Füllung aus Schweinefleisch, die von der Konsistenz aber an Tunfisch erinnert. Obwohl geschmacklich durch etwas Chilisoße bereichert überzeugt er uns aber nicht.

Unsere Suppe kommt in einer riesigen Schüssel, ein wenig sauer im Geschmack, verziert mit grünem Koriander, genau wie wir es mögen. Darin sind haufenweise Dumplings mit Fleischfüllung, stark angelehnt an Maultaschen, nur mit leichter Ingwernote. Schnell finden wir heraus, dass der leichte Fischgeschmack von kleinen getrockneten Krebsen stammt, welche wir mit den Essstäbchen in Rekordzeit aus der Suppe entfernen. Auch an die Algen können wir uns nicht gewöhnen, denn die schmecken nach abgestandenem Meerwasser. Was von der Suppe übrigbleibt, schmeckt uns richtig gut und wird, unüblich für China, auch ganz frech von uns leergegessen.

Gegen Ende bestellen wir noch einen Nachtisch. Auf dem Foto sieht er wirklich gut aus, wie ein Auflauf mit dunklen Früchten: „Glutinous Rice Pudding with Chinese Dates“ oder so ähnlich heißt er, also ein Matsch aus Klebreis und chinesischen Datteln. Und genau so kommt er an unseren Tisch, noch heiß und dekoriert mit etwas Zucker. Fast alles essen wir auf, gegen Ende schließe ich die heute sehr üppig ausgefallene Nachtmahlzeit mit dem Spruch des Tages: „Entweder wir kriegen den Durchfall unseres Lebens von dem Ding oder nie wieder welchen.“ ;-)