Nur eine Stunde dauert unser Flug von Luang Prabang in Laos nach Chiang Mai in Thailand. Während wir die meisten großen Strecken in Südostasien mit der günstigen AirAsia zurücklegen, mussten wir für diese Kurzstrecke Tickets mit Lao Airlines kaufen, die uns ein kleines Vermögen gekostet haben. Nach unserer äußerst grenzwertigen Erfahrung mit der Fahrt von Vang Vieng nach Luang Prabang wollten wir Dari aber keine Tagesreise im Bus oder Minivan mehr antun und steigen liebend gern in die kleine ATR 72 auf dem kleinen Flughafen. Darian können wir nicht begeistern mit der Tatsache, dass wir heute von Propellern angetrieben werden und nicht von Jets wie bei den bisherigen Flügen, er schläft unmittelbar nach dem Start ein und wacht erst nach der Landung wieder auf.

Wir reisen heute zu viert: Nicole aus Österreich haben wir vor einer Woche in Luang Prabang kennengelernt, jetzt freuen wir uns auf ein paar gemeinsame Tage im Norden Thailands. Ganz frech stellt sich Nicole mit uns in die kurze Schlange am Familienschalter bei der Einreise, nur wenige Minuten später haben wir ein frisches thailändisches Visum für 30 Tage in unseren Reisepässen. Direkt vor dem Flughafen warten schon die Taxis auf Touristen. Der Festpreis von 160 THB (ca. 4,50 Euro) ist uns für die kurze Strecke zu unserem Guesthouse viel zu teuer. Wir versuchen es draußen auf der Straße und finden schnell ein Songthaew für 100 THB. Die roten Pickups sind das Transportmittel der Wahl in Chiang Mai, auf den großen überdachten Ladeflächen können 8-10 Personen quer zur Fahrtrichtung bequem sitzen.

Wir haben uns im All in 1 Guesthouse ein Zimmer reserviert, am südöstlichen Rand der Altstadt. Der Besitzer Gilles ist ein Franzose, der uns fröhlich empfängt und nach einer Einweisung unser Zimmer im 2. OG zeigt. Nach 2 Wochen in Luang Prabang tut es gut, endlich wieder in der Zivilisation zu sein. Es gibt Massagesalons, 7/11 (die kleinen Supermärkte findet man überall in Thailand), Essensmärkte, blauen Himmel und schnelles Internet. Am Abend machen wir eine ausgedehnte Skype-Session mit meinen Eltern, was während der letzten Wochen in Laos aufgrund der miserablen Internetverbindung nicht möglich war.

Am nächsten Tag erkunden wir die Stadt zu Fuß. Ein mit Wasser gefüllter Graben umrundet die Altstadt, direkt daneben ist an vielen Stellen noch die alte Stadtmauer zu sehen. Im Jahr 2009 waren wir schon einmal hier gewesen und haben eine 3-tägige Wanderung durch den Dschungel unternommen. Wir erkennen viele Plätze in der Stadt wieder und erinnern uns an gute Restaurants und Essensstände. Dieses Mal haben wir Dari dabei, die Dschungelwanderung muss also ausfallen und wir besuchen lieber Ziele, die wir mit Kinderwagen erreichen können. Auf dem Rückweg vom südlichen Stadttor kommen wir zufällig an einem der bedeutendsten und eindrucksvollsten Tempel der Stadt vorbei, dem Wat Chedi Luang.

Einen Kilometer östlich der Altstadt liegt der Night Bazaar, die Tuktuks verlangen wie immer unverschämte Preise, sodass wir die kurze Strecke lieber zu Fuß gehen. Wir laufen vorbei an teuren Hotels und den größten Malls der Stadt. Den eigentlichen Night Bazaar erleben wir nicht nachts, sondern am frühen Abend, während die kleinen Stände gerade erst öffnen. Es ist ein reiner Touristenmarkt mit T-Shirts und Kleidung, handgeschnitzten Seifen in allen Farben, schönen Souvenirs und unnötigem Krimskrams, wie man es auch von anderen Märkten kennt. Wir malen uns kurz aus, wie voll es wohl zur Hauptgeschäftszeit am Abend sein würde und sind froh, dass wir uns mit Dari noch bewegen können.

Mit Nicole unternehmen wir einen Ausflug zum Wat Si Supan, der etwas südlich der Altstadt liegt. Touristen verirren sich kaum zu diesem besonderen Tempel, wir können die Atmosphäre völlig ungestört genießen. Während die meisten Tempel in Thailand mit Gold verziert sind, glänzt der Wat Si Supan silbern im heißen Sonnenlicht. Wir schauen den Mönchen und anderen Arbeitern zu, wie sie filigrane Motive in die dünnen Silberplatten hämmern.

Keine 3 Wochen vorher habe ich mir in Vang Vieng in Laos ein Paar Flip-Flops gekauft, für 4 Euro kann man wohl nicht allzu viel erwarten. Mitten in Chiang Mai reißt der Zehensteg und macht die billigen Schuhe unbrauchbar. Die Suche nach Ersatz führt uns zum neuen Maya Lifestyle Shopping Center etwas außerhalb der Stadt. Günstige Schuhe finden wir hier zwar nicht, da es nur Geschäfte mit Originalprodukten gibt, dafür entdecken wir im 3. Obergeschoss das Maya Fantasia. Auf dem riesigen Indoor-Spielplatz gibt es Spiele und Spielautomaten aller Art. Eigentlich hätten wir Dari gerne eine Stunde in der Kleinkinder-Ecke mit Rutschen und Klettertürmen gegönnt, er wird aber magisch von den Autos, Raumschiffen, Karussells und kleinen Fahrgeschäften angelockt. Alle Geräte leuchten und blinken um die Wette und versuchen mit möglichst lautem Sound, sich gegen die anderen durchzusetzen. Der Lärmpegel ist unvorstellbar und bestimmt alles andere als kleinkindgerecht. Marsi und ich halten nicht lange aus, für Dari gibt es aber unendlich viel zu entdecken. Nach über einer Stunde locken wir ihn mit einem Eis vom Spielplatz weg und fahren kurz darauf zurück in die Stadt.

An unserem letzten Tag in Chiang Mai unternehmen wir einen Ausflug zum Doi Suthep. Der Tempel liegt auf einem Berg ein paar Kilometer außerhalb der Stadt und ist ein Paradies für Fotografen, definitiv einen halben Tag und vor allem auch einen eigenen Artikel wert. Da unser letzter Tag zufällig ein Sonntag ist, wollen wir uns den berühmten Sonntagsmarkt nicht entgehen lassen. Die Rachadamnoen Road führt in Ost-West-Richtung mitten durch die Altstadt und wird jeden Sonntagnachmittag zur Sunday Market Walking Street. Schon mittags werden auf dem gut 1 km langen Straßenabschnitt Hunderte Stände aufgebaut, auch auf einigen Seitenstraßen sehen wir die Händler, da der Platz auf der eigentlichen Straße wohl nicht ausreicht.

Wir machen uns am frühen Nachmittag mit Dari auf den Weg zum östlichen Stadttor, dem Tha Phae Gate, von wo aus wir Richtung Westen die Straße entlanggehen. Noch haben wir viel Platz, mit jeder Viertelstunde scheint sich die Besucheranzahl aber zu verdoppeln und bei Sonnenuntergang können wir uns kaum noch bewegen. Viele Musiker mit exotischen Instrumenten, kleine Bands und andere Künstler geben pausenlos Vorstellungen auf der Straße. An den Hunderten Ständen werden die üblichen Souvenirs verkauft, die man auch sonst überall in Thailand findet: Kleidung, handgeschnitzte Seifen, Schnitzereien, Lampen und Beleuchtung aller Art und alles, was sich sonst noch an Touristen verkaufen lässt. Elefanten stehen ganz hoch im Kurs, ob geschnitzt, gemalt, gedruckt oder gestickt … Elefanten überall. Dari weiß gar nicht, wo er zuerst hinschauen soll.

Um genau 18:00 Uhr passiert etwas, das es bei uns zu Hause sicherlich nicht geben würde. Aus Lautsprechern, die uns bisher gar nicht aufgefallen waren, spricht jemand. Die Besucher bleiben stehen. Es folgt die Nationalhymne Thailands, für ein paar Minuten lauscht der komplette Sonntagsmarkt andächtig der Musik, keiner bewegt sich oder sagt etwas.

Nach der kurzen Unterbrechung steuern wir einen Tempel an, in dessen Innenhof Essensstände aufgebaut sind. Wir stärken uns bei Khao Soi, Frühlingsrollen, Samosas und Maiskolben, bevor wir uns durch das Gewühl einen Weg zurück zum östlichen Stadttor suchen. Dort wittern Dutzende Fahrer mit ihren Tuktuks und Songthaews das große Geschäft. Wir haben es aber nicht weit und laufen nur ein paar Minuten zu Fuß zu unserem Guesthouse in einer ruhigen Seitenstraße. Auch für den Sonntagsmarkt gilt: Anschauen, es lohnt sich ganz bestimmt.

5 Tage und Nächte haben wir in Chiang Mai verbracht und können diese gemütliche Stadt nur empfehlen. Sie ist mit über 100.000 Einwohnern zwar ansehnlich groß, aber doch noch so gemütlich, dass sie im Vergleich mit der hektischen Millionenstadt Bangkok fast wie ein kleines Dorf wirkt.

Damit ihr euch selbst einen Eindruck verschaffen könnt, haben wir ein paar Fotos mitgebracht: