An der Westküste von Neuseelands Südinsel gibt es viele Highlights. Wir fahren von Westport weiter nach Süden und verbringen eine Nacht in Greymouth und eine weitere in der Jade-Hauptstadt Hokitika. Die nächsten Tage werden wir wohl etwas sparsamer leben müssen, Marsi konnte sich einfach nicht zurückhalten. Hokitika ist nicht nur dafür bekannt, dass es große Vorkommen von Jade gibt. Hier haben sich auch viele Designer und Künstler niedergelassen, die aus dem zunächst eher langweilig aussehenden Steinen wahre Kunstwerke in allen erdenklichen Großen und Formen herstellen.

Wir finden einen Platz für die Nacht, einen trostlosen Parkplatz an einem Gletscherfluss etwas nördlich von Franz Josef. Der Platz gehört zu einer der vielen Firmen, die Helikopter-Rundflüge über die südlichen Alpen anbieten. Wir essen etwas zu Mittag und erleben im Anschluss die größte Attraktion des Tages: Direkt neben uns landet ein Hubschrauber. Dari flitzt sofort zur Tür, fällt beinahe die 3 Stufen hinunter und ist nicht mehr zu halten. In sicherem Abstand können wir den Wind noch spüren, den die langsamer werdenden Rotorblätter verursachen.

Eine Viertelstunde später ist der Helikopter beladen und bringt ein paar Touristen auf einen der Gletscher. Uns ist der Platz hier etwas zu trostlos, wir beschließen, lieber doch noch ein paar Kilometer weiterzufahren. Nach 30 km erreichen wir Franz Josef, die Mini-Stadt in der Nähe des gleichnamigen Gletschers. Eine Powered Site im Rainforest Retreat kostet 43 NZD (28 Euro), wir fragen ganz frech nach einem Rabatt und bekommen einfach so 10 % erlassen. Dafür haben wir einen Stellplatz im Schotter mit Stromanschluss. Ein Teil der Toiletten und Duschen ist immer noch in ungemütlichen Containern untergebracht, das kennen wir noch von unserer ersten Weltreise, als wir hier für ein paar Tage waren.

Am folgenden Tag haben wir bei strahlend blauem Himmel endlich einen Ausblick auf die nahe gelegenen Alpen. Wir frühstücken und fahren ein paar Hundert Meter in die Ortschaft Franz Josef, wo wir zunächst bei der i-SITE nachfragen, ob der Gletscher überhaupt besucht werden kann. In Neuseeland gibt es über 80 dieser Informationszentren für Touristen: Von einfachen Auskünften bis zur Buchung von Unterkünften und Ausflügen und Souvenirs wird hier alles angeboten, was man als Neuseeland-Tourist braucht.

Man sagt uns, dass sowohl der Franz-Josef-Gletscher als auch sein kleinerer Bruder, der Fox-Gletscher, in den letzten Jahren so viel von ihrer Masse verloren haben, dass ein Besuch zu Fuß von unten nicht mehr möglich ist. Im Mai 2011 haben wir auf dem Fox-Gletscher noch eine günstige Tour mit einer Agentur gemacht, mit Steigeisen unter den Schuhen konnten wir für einige Stunden das wahrlich spezielle Gefühl auf meterdickem Eis genießen. Jetzt kommt man nur noch bis zu den Aussichtspunkten von unten an die Gletscher heran, für alles andere muss man eine Helikopter-Tour buchen. Ein Blick in die Prospekte verrät uns: Die günstigste Option bietet 20 Minuten Flug mit Landung auf dem Gletscher und kostet 195 NZD (ca. 130 Euro) pro Person. Zu gern würden wir eine solche Tour mit Dari machen, er würde ganz bestimmt aus dem Staunen nicht mehr herauskommen und auch wir haben bisher noch keine Helikopter-Erfahrung. Es ist uns aber einfach zu teuer. Unsere Tour von damals ist uns noch in bester Erinnerung und wird es auch bleiben, sodass wir dem Gletscher lieber einen Besuch zu Fuß abstatten und schauen, wie weit wir kommen.

Der Franz-Josef-Gletscher ist nur ein paar Kilometer vom Dorf entfernt, wir stellen Lui (unseren Camper) auf dem großen Parkplatz ab und packen Dari in seine Rucksacktrage. Die erste Viertelstunde laufen wir durch einen feuchten Wald, bis wir die große ebene Fläche erreichen, die der Gletscher einst eingenommen hat. Rechts stürzen hier und da kleine und große Wasserfälle den Berg hinunter, auf der linken Seite fließt ein milchig-grauer Fluss, der direkt aus dem Gletscher kommt. Das grüne Moos und die rot gefärbten Flechten auf den Steine bilden einen tollen Kontrast zur sonst durchweg grauen Einöde aus Felsen und Steinen in allen erdenklichen Größen.

Seit der Zugang zum Gletscher nur noch aus der Luft möglich ist, haben sich einige der Firmen wohl eine goldene Helikopter-Nase verdient. Beinahe im Minutentakt hören wir die Rotoren über uns, im Gegenuhrzeigersinn fliegen sie auf der rechten Seite zum Gletscher und auf der linken Seite wieder zurück. Eine gute Stunde laufen wir zum Gletscher und sehen schon von weitem, wie klein er geworden ist. Wo 2011 noch Absperrungen waren und große Schilder vor den Gefahren des Gletschers warnten, können wir jetzt einfach vorbeilaufen und sehen immer noch nicht das Ende des Wegs. Auch wenn der Gletscher einiges an Größe verloren hat, sieht er immer noch so beeindruckend aus wie beim letzten Mal: unten grau und schmutzig und oben im Sonnenschein bläulich-eisig und majestätisch.

Genießt unsere Fotos vom einzigartigen Franz-Josef-Gletscher, wer weiß, wie er in weiteren 5 Jahren aussehen wird: