Am Vortag haben wir Bustickets von Vientiane nach Vang Vieng gebucht. Ein Ticket kostet 50.000 LAK (ca. 5,50 Euro), Dari fährt umsonst mit, hat aber – wie im Flugzeug – auch keinen eigenen Sitzplatz. Wir werden von einem kleinen Minivan pünktlich vor unserem Guesthouse abgeholt und steigen nur wenige Hundert Meter weiter vor einem großen Reisebus wieder aus. Das hintere Fenster ist offen und ein paar Füße schauen uns entgegen, der Fahrer schläft noch. Wenig später kommt sein Assistent und öffnet den Bus. Wir sind die ersten und sichern uns die besten Plätze ganz vorne. Um 9:30 Uhr, eine halbe Stunde vor der geplanten Abfahrt, wird sicherheitshalber schon einmal der Motor gestartet, man weiß ja nie.

Wir warten draußen, der Morgen ist noch angenehm frisch. Auch Fahrer und Assistent stehen rauchend neben dem Bus, als immer mehr andere Touristen in Minivans ankommen. Der Assistent drückt den Schalter vorne am Bus, der normalerweise die Tür öffnet. Heute ist aber nicht normalerweise, denn es passiert nichts. Die Tür bleibt zu. Kurzerhand steigt der Fahrer durch das immer noch geöffnete hintere Fenster in den Bus und öffnet die Tür von innen. Das Fenster liegt über Kopfhöhe und es ist alles andere als einfach, durch dieses einzusteigen. Ich hätte die glatte Buswand erst gar nicht hochklettern können, vermutlich wäre ich auch zu groß für das Fenster selbst gewesen. Unser Fahrer hat offenbar schon Erfahrung damit, es bereitet ihm keine großen Mühen.

Nachdem der Motor nach einer halben Stunde endlich warmgelaufen ist, steigt der Fahrer ein und wir verlassen Vientiane pünktlich um 10:00 Uhr. In Laos‘ Hauptstadt kommen wir nur langsam voran. Da es kaum hohe Häuser gibt, verteilen sich die 350.000 Einwohner auf eine große Fläche. Nach einer kurzen Pause wird die Straße bergig und führt durch viele kleine Dörfer. Unser Fahrer hat es nicht eilig, wir kommen erst um 14:00 Uhr am südlichen Busterminal in Vang Vieng an. Wir steigen in einen kleineren Bus um, der uns mitten in die Stadt bringt.

Auch dieses Mal haben wir eine Unterkunft vorgebucht, es sind nur ein paar Hundert Meter bis zum Vang Vieng Boutique Hotel. Früher war es ein Guesthouse, das können wir noch an den überklebten Schildern erkennen. Erst seit wenigen Monaten ist es unter neuer Leitung mit neuem Namen und ganz bestimmt mit neuen Preisen ein Hotel. Wir nutzen den nächsten Tag, um uns nach anderen Unterkünften umzuschauen. Erwartungsgemäß finden wir für weniger Geld etwas, das uns besser gefällt: einen gemütlichen Bungalow außerhalb der Stadt. Das Zimmer ist riesig, das Badezimmer für südostasiatische Verhältnisse erstaunlich neu, wir haben ein großes und ein kleines Bett, eine Klimaanlage und sogar eine kleine Terrasse. Dass wir mehr als einen Kilometer laufen müssen, um ins Zentrum der kleinen Stadt zu kommen, nehmen wir gerne in Kauf.

Wer Laos kennt, weiß auch, dass in Vang Vieng alles auf -ing endet. Schon 2011 haben wir in unserem Laos-Artikel darüber berichtet, was man hier alles machen kann: „Rock-Climbing, Free-Climbing, Rafting, Kayaking, Caving und ganz besonders Tubing“, heißt es dort. Vor allem das Tubing ist bei vielen jungen Reisenden beliebt, begleitet von der wichtigsten ing-Sportart, dem Drinking. Während man sich ein paar Kilometer flussaufwärts auf dem aufgeblasenen Schlauch eines Lkw-Reifens den Fluss hinuntertreiben lässt, wird keine Bar und kein Beerlao ausgelassen, bis man in Vang Vieng wieder aus dem Wasser steigt. Nach etlichen – teilweise tödlichen – Unfällen wurde dieser Kombination ein Riegel vorgeschoben und ein paar Bars wurden geschlossen. Das Tubing gibt es natürlich immer noch, wir sehen jeden Tag die Touristen, die einen aufgeblasenen Schlauch auf den Schultern tragen.

Während wir beim letzten Besuch die wichtigsten Höhlen in der Umgebung schon gesehen haben, gehen wir es dieses Mal gemütlicher an. Wegen der abartigen Hitze verzichten wir dieses Mal auf Tagesausflüge und geben uns stattdessen alternativen Ing-Sportarten hin: Sandwiching, Fruitshaking und Pancaking stehen ganz oben auf unserer täglichen Aktivitätenliste. Auch sonst sind wir keineswegs faul, wir beschreiben ein paar unserer Highlights in und um Vang Vieng.

Wir verbringen mit Dari einen Tag im Nam Song View Garden. Dort gibt es neben einem Restaurant mit gemütlichen Sitzplätzen einen kleinen Spielplatz mitten im Nam Song River. Etwas lieblos hat man hier alte rostige Schaukeln und Rutschen, ein paar Sonnenliegen und sonstiges Spielzeug im Fluss verteilt. Für Dari ist das Spielen hier nicht ganz ungefährlich. Nicht wegen der Wassertiefe, sondern vielmehr wegen der Steine, die vor lauter Moos und Algen so glitschig sind, dass auch wir das eine oder andere Mal beinahe Bekanntschaft mit einem Vollbad im Fluss 3gemacht hätten.

Die Sonnenuntergänge verbringen wir oft am Nam Song River in der Stadt. Auf der anderen Seite des Flusses geht die Sonne wie ein milchiger Ball hinter den Karstfelsen unter und taucht Vang Vieng in ein orangefarbenes Licht. Dabei bewundert vor allem Dari immer die vielen Heißluftballons, mit denen man für 80 USD (ca. 73 Euro) einen Rundflug machen kann, um Stadt und Berge von oben zu sehen. Da es bei diesen Ausflügen wohl gern auch mal zu Unfällen kommt und die Körbe nicht selten überladen werden, lassen wir das Ballooning lieber bleiben.

Ohnehin hätten wir von oben auch nicht viel mehr gesehen als von unten. Schon seit Wochen, eigentlich seit wir Australien verlassen haben, wundern wir uns über die schlechte Fernsicht. Ob auf Ko Samui, Vientiane oder Vang Vieng, immer erkennen wir nach wenigen Kilometern nur noch Umrisse. Es ist, als würde ein dichter Smog über ganz Südostasien liegen. Tatsächlich gibt es dafür aber eine einfache Erklärung: Brandrodung. Um ihre Felder für die nächsten Saison vorzubereiten und auch um neue Felder zu erschließen, brennen die Bauern große Landflächen ab. Bei ein paar Feldern wäre das bestimmt kein großes Problem. Wir recherchieren ein bisschen und finden Hunderte Berichte, in denen beschrieben wird, dass es alljährlich um diese Zeit (im Februar und März) wegen der kontrollierten Brände zu dieser schlechten Sicht kommt.

Nur 100 m von unserem Guesthouse entfernt liegt das Vang Vieng Resort. 2.000 LAK (ca. 0,22 Euro) muss man bezahlen, wenn man am Resort vorbei über eine alte Brücke auf die andere Seite des Nam Song Rivers gelangen will. Ein paar Minuten weiter liegen die Höhlen von Tham Chang (Tham Chang Caves, oft auch mit Tham Jang Caves umschrieben). Auch wenn wir direkt nach dem Frühstück losgehen – es ist noch nicht einmal 10 Uhr – ist die Hitze schon wieder unerträglich.

Um zu den Höhlen zu gelangen, muss man ein paar Dutzend steile Stufen nach oben klettern, nachdem man unten 15.000 LAK (ca. 1,70 Euro) Eintritt bezahlt hat. Wir diskutieren eine Weile mit den Damen am Eingang, denn ganz offensichtlich können und wollen wir mit Dari, der in seiner Rucksacktrage sitzt, nicht in die Höhlen steigen. Wir wollen nur mal eben den Ausblick von oben genießen. Leider können wir uns nicht verständigen, die Damen sind nicht davon zu überzeugen, dass wir für einen kurzen Ausblick nicht bereit sind, 30.000 LAK zu bezahlen.

Als wir an unserem Guesthouse vorbei in die Stadt laufen, bekämpfen wir die Hitze mit einem Ananas- und einem Mangoshake, bestellen gleich noch einen frischen Zuckerrohrsaft auf Eis hinterher. Ein Getränk kostet gerade einmal 5.000 LAK (ca. 0,55 Euro) und ist unglaublich erfrischend bei fast 40 Grad.

Zum Abendessen sind wir meistens im River Sunset Restaurant. Hier gibt es gutes Essen und frische Shakes für wenig Geld. Aus den Lautsprechern dröhnt nicht die übliche Partymusik, sondern gemütlicher Chillout. Wir vergessen beinahe, dass ein paar Hundert Meter weiter der Fluss wie jeden Abend zur Partymeile wird.

Über die kleine Bambusbrücke über den Nam Song River im Zentrum von Vang Vieng gehen wir nur zwei Mal. Beide Male sind wir danach froh, noch am Leben zu sein. Sie besteht aus längs und quer verlegten Bambusstäben, links und rechts gibt es immerhin weitere Stäbe als Geländer. Zusammenbrechen würde die Brücke vermutlich nicht, auch wenn sie nicht den stabilsten Eindruck macht. Es ist aber die einzige kostenlose Brücke über den Fluss. Für die nächste Brücke flussabwärts (die größte und stabilste und die einzige, über die auch Autos fahren können) und auch für die übernächste (die zu den Tham Cham Caves) muss man bezahlen.

Es ist also nicht verwunderlich, dass die einzige kostenlose Brücke neben den Fußgängern auch von allen möglichen und unmöglichen Fahrzeugen benutzt wird. Die Fahrräder sind nicht sonderlich schnell, viele schieben ihr Rad sogar über die Brücke. Die laotischen Motorradfahrer sind aber gnadenlos. Sie transportieren alles, was auf den Sitz passt oder mit der linken Hand gehalten werden kann. Die rechte braucht man ja, um das Motorrad zu steuern. Wenn sich uns wieder mal einer von hinten nähert und ohne Vorwarnung überholt, springen wir zur Seite und sind froh, dass die Brücke wenigstens eine Bambusstange als Geländer hat.

Die Brücke ist gerade mal breit genug für ein Motorrad, wird aber in beiden Richtungen benutzt. Da kein Fahrer auf seiner Seite warten möchte, bis die Brücke frei ist, fährt man einfach munter drauf los. Die Fußgänger gehen schon zur Seite, klar. Einmal passiert es aber direkt vor Marsi, die Dari in seiner Trage auf dem Rücken hat, dass sich zwei Motorräder mit ihren Fußbremshebeln ineinander verkeilen. Es ist ein Wunder, dass keiner der Fahrer mitsamt seinem Motorrad in den Fluss fällt.

Unser Fazit: Eine Woche hält man es in Vang Vieng ganz locker aus, auch ohne allzu viele Ing-Sportarten. Für Wanderfreunde, Höhlenforscher und Naturbegeisterte ist die kleine Stadt sehr empfehlenswert. Die alten schäbigen Traveller-Unterkünfte weichen nach und nach Guesthouses und Hotels mit höherem Standard. Es gibt eine ganze Reihe guter Restaurants in der Stadt, wobei man sich auch ganz einfach von Sandwiches und Fruchtshakes ernähren kann. Wir haben ein paar Fotos aus Vang Vieng mitgebracht: