Wir hatten wahrlich keinen guten Start in Luang Prabang, war doch der Weg hierher mehr als abenteuerlich. Für die ersten beiden Nächte haben wir eine Unterkunft im Voraus gebucht, das war eine weise Entscheidung. Nach dem Höllentrip von Vang Vieng hätten wir nicht noch lange nach einer passenden Bleibe suchen wollen.

Leider gewinnt die Unterkunft keine Preise: Für 17 Euro pro Nacht bekommen wir im Phasit Guesthouse ein Zimmer im Souterrain, wie man zu Hause wohl sagen würde. Es ist zwar nicht dunkel, aber auch nicht richtig hell im Zimmer. Dafür blicken wir über eine Miniterrasse direkt auf die Wäscheleinen und die Mitarbeiter der Unterkunft direkt auf unser Bett, wenn sie die Wäsche auf- und abhängen.

Der nächste Tag beginnt mit einem Stromausfall, auch eine Eigenart unseres Guesthouses. Zum Frühstück laufen wir ein paar Minuten bis zu einem Platz, auf den wir uns schon freuen, seit wir im Januar 2011 zum letzten Mal hier gewesen sind: An der Kreuzung der Kitsalat Road und der Sisavangvong Road ist das Essens- und Getränkeparadies, mitten in der Altstadt von Luang Prabang. Sobald man auf den kleinen Platz einbiegt, übertreffen sich zwei Handvoll Verkäuferinnen gegenseitig in der Lautstärke und preisen ihre Waren an: „Fruit Shake“, „Sandwich“ und „Lao Coffee“ schreien uns die Damen entgegen.

Heute gibt es ein Nutella-Sandwich für Dari und mich, während Marsi sich ein Avocado-Sandwich bestellt. Ein Mangoshake darf natürlich nicht fehlen, daran haben wir uns inzwischen längst gewöhnt und auch Dari fragt jedes Mal danach, sobald wir einen der unzähligen Straßenstände passieren. In der Altstadt befinden sich auch die meisten Unterkünfte in Luang Prabang, in den Querstraßen zum Mekong suchen wir den Vormittag lang nach einem schönen Zimmer, in dem wir es für die nächsten beiden Wochen aushalten können. Wir sehen alles: von ranzig bis nobel, von billig bis überteuert, von geht gar nicht bis können wir uns nicht leisten.

Es gibt unglaubliche viele Unterkünfte in der Kleinstadt und wir schauen uns viele an in dem Bereich, der von Mekong und seinem Zufluss, dem Nam Khan River, eingeschlossen wird. So richtig überzeugt sind wir aber noch nicht. Während Dari langsam müde wird und ich mit ihm unser bisheriges Zimmer anpeile, läuft Marsi noch eine Weile durch die inzwischen schon wieder unerträgliche Hitze und findet ein Guesthouse, das wir uns am Nachmittag noch einmal zusammen anschauen.

Das Vongprachan Guesthouse liegt direkt beim Wat Visoun, einem der wichtigsten buddhistischen Tempel der Stadt. Es liegt in einer ruhigen Seitenstraße, die letzten 50 Meter von der Hauptstraße bis zum Eingang des Hauses sind noch nicht befestigt. Gerade wird die braune Straße wie jeden Nachmittag ausgiebig mit Wasser besprüht, um den laotischen Staub wenigstens für kurze Zeit am Boden zu halten. Das Guesthouse begeistert uns in jeder Hinsicht: Es gibt nur wenige Zimmer und jedes davon ist riesig groß. Ungefähr 8 Jahre ist es alt, das sieht man ihm aber nicht an. Wir haben ein großes und ein kleines Bett mit guten Matratzen, einen Fernseher (wie unnötig), Kühlschrank (gar nicht unnötig), Klimaanlage (unbedingt nötig) in einem luxuriös großen Zimmer mit geschmackvoller Einrichtung aus dunklem Holz. Weil wir 2 Wochen lang bleiben wollen, bekommen wir nach kurzer Verhandlung sogar noch das Frühstück dazu und bezahlen gerade einmal 5 Euro mehr als für das Guesthouse, in dem wir die letzte Nacht verbracht haben.

Am übernächsten Tag packen wir unsere Koffer, verlassen das alte Guesthouse und beziehen das Zimmer 203 im Obergeschoss unserer neuen Unterkunft. Wir erkunden die Stadt äußerst gemütlich, nehmen uns viel Zeit und machen nicht allzu viele Ausflüge. Die Temperaturen erreichen schon morgens um 10:00 Uhr Werte von über 35 Grad, bei denen man ohnehin nicht mehr viel unternehmen möchte. Fast könnte man von Gewohnheiten sprechen, denen wir in Luang Prabang regelmäßig nachgehen.

Nachtmarkt

Am nördlichen Ende von Luang Prabangs Hausberg, dem Phousi Hill, liegt die Sisavangvong Road, die jeden Nachmittag abgesperrt wird. Nach und nach kommen Hunderte Händler und suchen sich einen Platz für ihren Stand auf dem Nachtmarkt. Jeder Stand ist mit einem roten oder blauen Zelt überdacht. Die Zelte sind so niedrig, dass ich beim Besuch des Nachtmarkts immer gleich ein kleines Workout gratis dazu bekomme. Auch für einen Kinderwagen sind die engen Gässchen wahrlich nicht gemacht, aus nachvollziehbaren Gründen können wir Dari aber auch schlecht herumlaufen lassen. Einheimische würden hier wohl nicht einkaufen, es ist ganz eindeutig ein Touristenmarkt mit Handwerkskunst, Kleidung, Gemälden und Souvenirs aller Art. Trotzdem schlendern wir fast jeden Abend mindestens ein Mal über den gemütlichen Markt, so gut gefällt er uns.

Tempel, Nam Khan River und Mekong

Die Verlängerung der Sisavangvong Road nach Nordosten ist die Sakkaline Road. Hier ist meist nicht viel los, man kann abends herrlich spazieren gehen und die vielen Tempel bewundern, die sich direkt an der Straße befinden. Die Bordsteine sind voll mit Frangipani-Blüten von den Bäumen am Straßenrand, hier und da kann man den Mönchen beim Abendgebet zuhören. Parallel dazu verläuft direkt am Mekong die Einbahnstraße Khem Khong, wo sich Dutzende Restaurants am Flussufer befinden. Wo sich die beiden Straßen im Nordosten treffen, liegt das Viewpoint Café. Neben dem kleinen Garten liegt ein Aussichtspunkt mit einem unbeschreiblichen Ausblick auf den Zusammenfluss von Nam Khan und Mekong.

Abendessen

Bis auf wenige Ausnahmen sitzen wir jeden Abend an unserer Lieblingskreuzung in der Altstadt und essen eine Khao Soi. Diese würzige Nudelsuppe ist typisch für die Region und schmeckt hier ganz besonders gut. Es ist kein Restaurant, sondern nur eine kleine Suppenküche mit wenigen Tischen, die beiden Köchinnen kennen uns schon bald. Dari kann nebenan mit der Tochter des Reisebüro-Betreibers spielen, schräg gegenüber finden wir die Fruchtshake- und Sandwichmeile, wenn wir Lust auf einen Nachtisch haben.

Joma Bakery Café

Auf der Suche nach einem Ort, wo ich in aller Ruhe neue Artikel schreiben und Fotos für unser Blog bearbeiten kann, stoßen wir auf das geräumige Joma Bakery Café. Es gibt 2 Filialen in Luang Prabang, ich setze mich alle paar Tage ins Obergeschoss der Filiale in der Kingkitsarath Road direkt am Nam Khan River. Der Kaffee ist gut, es gibt Kuchen und Snacks, Trinkwasser umsonst und der Raum ist angenehm klimatisiert. Viele Gleichgesinnte kommen hierher, um einfach nur in Ruhe bei dezenter Musik zu arbeiten.

Neben unseren Gewohnheiten unternehmen wir auch Ausflüge und entdecken die Stadt jeden Tag ein bisschen mehr. Unsere wichtigsten Aktivitäten haben wir für euch zusammengefasst.

SIM-Karte mit Datentarif

Seit wir in Laos angekommen sind, ist Internet wieder ein kostbares Gut. Nicht dass es hier besonders teuer wäre wie etwa in Australien oder Neuseeland. Es gibt ja an jeder Ecke Cafés, Hotels und Restaurants mit kostenlosem WLAN. Das WLAN selbst funktioniert auch immer prächtig, aber mit dem Durchsatz der Leitungen nach hinten hapert es. Wir müssen uns daran gewöhnen, in diesem Moment noch mit annehmbarer Geschwindigkeit E-Mails abzurufen und im nächsten Moment mehrere Minuten zu warten, bis wir eine Antwort verschicken können. Überall in der Stadt verkauft man für wenig Geld SIM-Karten, doch keiner will uns helfen, diese auch zu aktivieren, sodass wir sie benutzen können. Mit dem Tuktuk fahren wir zum Büro der Lao Telecom etwas außerhalb der Stadt und finden eine sehr freundliche Mitarbeiterin mit gutem Englisch. Eine Viertelstunde später haben wir eine laotische SIM-Karte, den passenden Datentarif dazu und legen die Karte in unseren kleinen Router aus Neuseeland ein. Es klappt, Verbindung zum 3G-Netz ist da. Immerhin für ein paar Minuten. In den folgenden beiden Wochen müssen wir feststellen, dass unser eigenes Netz kein bisschen besser funktioniert als die vielen kostenlosen WLANs. Es liegt einfach daran, dass die Verbindung nach draußen weder stabil noch schnell ist, egal mit welchem Gerät.

Kuang Si

Die Wasserfälle von Kuang Si liegen eine Dreiviertelstunde mit dem Minivan von Luang Prabang entfernt. Wir besuchen sie an einem heißen Nachmittag und sind überrascht, wie viele Touristen – ausländische wie laotische – hergekommen sind, um aus der heißen Stadt zu fliehen. Der Eintritt kostet 20.000 LAK (ca. 2,30 Euro) pro Person, Kinder unter 8 sind umsonst. Die Wasserfälle sind immer noch erstklassig, Dari genießt mit Marsi das kühle türkisblaue Wasser, während ich die Zeit für ein paar gute Fotos nutze. Unser Tipp: Man sollte die Wasserfälle auf jeden Fall vormittags besuchen, da die Sonne am späten Nachmittag kaum mehr durch den Wald dringt und das Licht am Morgen einfach schöner ist.

Phousi Hill

Insgesamt 328 Stufen muss man bewältigen, um den Hausberg von Luang Prabang von der Nachtmarkt-Seite aus zu bezwingen. Der Eintritt kostet 20.000 LAK (ca. 2,30 Euro) pro Person. Auf dem Gipfel steht majestätisch der kleine Tempel Wat Chom Si, den allabendlich Hunderte Touristen umrunden und sich die besten Plätze auf der Treppe sichern. Von hier aus kann man einen wunderschönen Sonnenuntergang über dem Mekong bewundern, während man auf der anderen Seite ins Hinterland blickt. Unser Tipp: Unbedingt zeitig auf den Hügel steigen, um den größten Touristenmassen zu entkommen.

Supermarkt

In der Altstadt von Luang Prabang sucht man vergeblich nach einem größeren Supermarkt. Überall gibt es die Mini-Läden, die ihre Preise je nach Kunde spontan bestimmen. Farangs (westliche Touristen) zahlen gern mal ein bisschen mehr. Ein paar Kilometer außerhalb gibt es die chinesische Wan Jia Long Shopping Mall, die einzige Möglichkeit für größere Einkäufe. Von einer gepflegten Mall kann keine Rede sein: Das ungemütliche und etwas heruntergekommene Einkaufszentrum liegt zwischen Southern Bus Station und Stadion auf der Seite der Busstation. Aber immerhin findet man hier eine riesige Auswahl und günstige Festpreise für alles, was man in Luang Prabang so braucht.

Restaurants

In Luang Prabang gibt es ein paar besondere Restaurants. Es gibt auch die besonders teuren, die meinen wir aber nicht. Vielmehr meinen wir welche, die wegen ihrer Lage so einzigartig sind, dass sich ein Besuch auf jeden Fall lohnt. Auf der anderen Seite des Nam Khan Rivers liegt das Dyen Sabai, hier gibt es leckeres Essen für normale Preise, während man in kleinen Holzhütten gemütlich sitzen kann. Ähnlich, nur noch viel chilliger, ist das Utopia, das etwas versteckt hinter der Tankstelle am Wat Visoun liegt. Im Viewpoint Café des Mekong Riverview Hotels am nordöstlichsten Zipfel der Altstadt kann man für etwas mehr Geld gut essen, vor allem zum Sonnenuntergang hat man einen herrlichen Blick auf Nam Khan und Mekong.

Elefantenreiten

Laos ist voller Elefanten! Überall trifft man sie: aus Stoff oder Papier, gemalt oder gestickt, modelliert in Lebensgröße und ab und an sogar ganz und gar live. Dari ist ganz verrückt nach Elefanten, sodass wir ihm einen besonderen Wunsch erfüllen: Wir machen einen Ausflug zum All Lao Elephant Camp. Anfangs ist er noch schüchtern und weiß gar nicht, wie ihm geschieht, weil die echten Elefanten doch viel größer sind als er erwartet hätte. Außerdem bewegt sich ihr Rüssel und ganz stachelige Haare haben sie auch noch. Spätestens als unser Mahout (der Elefantenführer) mit Dari eine kleine Eingewöhnungsrunde reitet, ist das Eis gebrochen. Danach reiten wir zusammen noch eine gute halbe Stunde hinunter zum Fluss. Der Mahout sitzt auf dem Hals des Elefanten und hält Dari vor sich, wo er direkt auf dem stacheligen Kopf sitzen darf. Danach werden die Elefanten ausgiebig gefüttert. Wir hoffen, dass Dari dieser besondere Nachmittag noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Freunde

Wenn man 2 Wochen an einem Ort bleibt, lernt man auch neue Freunde kennen. Einige durften wir nur wenige Male sehen, mit anderen verbindet uns inzwischen weit mehr. Mit dem Ärztepaar Géraldine & Yann, dem ewigen Weltenbummler Wolfgang und der Weltreisenden Nicole haben wir tolle Zeiten verbracht. Liebe Reisefreunde, wohin auch immer der Wind euch trägt: Es war uns eine Ehre, euch kennenzulernen.

Nach 4 Wochen ist es Zeit, Laos wieder zu verlassen. Wir haben uns einen teuren Flug von Luang Prabang nach Chiang Mai in Thailand gebucht, exakt für den Tag, als unser Visum für Laos abläuft. Leider wird unser Flug – wegen zu geringer Auslastung, wie wir vermuten – ein paar Tage vorher gestrichen, wir werden automatisch auf den nächsten Tag umgebucht. Bei der Ausreise erleben wir eine böse Überraschung: Bei unserem abgelaufenen Visum wird kein Auge zugedrückt. Wir sind einen Tag drüber. Auch dass wir nichts für die Stornierung des Flugs können, interessiert niemanden.

Unser Fehler, hätten wir unser Visum vorher in der Innenstadt von Luang Prabang für wenige Dollar verlängern lassen, hätten wir dieses Problem nicht gehabt. Jetzt aber begegnet man uns mit professioneller Gleichgültigkeit, wie wir sie in Laos bisher noch nicht kennengelernt haben. Demonstrativ nimmt der Beamte die Tageszeitung in die Hand und tut so, als würde er lesen, als ich versuche zu erklären, warum wir gestern nicht fliegen konnten. 10 USD (ca. 9,30 Euro) pro Tag und Person will man von uns haben, sonst gibt es die Reisepässe nicht zurück. Wir kratzen unser letztes Geld zusammen und bezahlen zähneknirschend. Und wir ärgern uns. Vor allem ärgern wir uns darüber, dass der Beamte unsere 30 Dollar aller Wahrscheinlichkeit nach in die eigene Tasche gesteckt hat und wie unverschämt er uns begegnet ist. Für 30 Dollar muss eine Verkäuferin auf dem Markt schon verdammt viele Sandwiches oder Mangoshakes verkaufen.

Nach über 2 Wochen verlassen wir die alte Königsstadt und damit auch Laos wieder. Wir hätten uns hin und wieder einmal den kalten deutschen Frühling herbeigewünscht, um dem Dauerschwitzen zu entkommen. Trotzdem hat es uns in Luang Prabang auch dieses Mal wieder sehr gut gefallen, wie ihr an unseren Fotos sehen könnt: