Bei Nieselregen und Nebel verlassen wir die Grampians. Als wir bei Dunkeld (so schreibt sich die Stadt nun mal) das südliche Tor zum Nationalpark erreichen, wird das Wetter besser und wir fahren weiter bis an die Küste nach Warrnambool, wo es uns auf der Hinfahrt vor wenigen Wochen schon gut gefallen hat. Der nächste Morgen beginnt mit Arbeit, denn eine aufmerksame Leserin hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass etwas mit unserer Bildergalerie im Blog nicht stimmt.

Noch mehr Arbeit kommt auf uns zu, als wir mit Darian bei einem Stadtbummel in der gemütlichen Innenstadt von Warrnambool zum Friseur gehen. Naomi, die Friseurin, gibt sich wirklich Mühe und zeigt sich geduldig, während Dari aber darauf besteht, sich nur die Haare schneiden zu lassen, während er bei Mama auf dem Schoß sitzt und mit Lockenwicklern, Kämmen und Rasiereraufsätzen spielen darf. Die Frisur sitzt, Naomi hat ganze Arbeit geleistet, unser Sohn sieht jetzt noch ein bisschen frecher aus als vorher.

Die nächsten beiden Tage verbringen wir auf der Great Ocean Road, die Nacht verbringen wir in der Mitte im schmucken Küstenort Apollo Bay. Während die Straßenqualität auch auf der nördlich verlaufenden Spur der berühmten Straße (die linke Spur, während wir nach Osten fahren) sehr zu wünschen übrig lässt und unseren Camper wieder doppelt so laut erscheinen lässt als vor wenigen Tagen auf dem Stuart Highway durchs Outback, halten wir an den Lookouts an, die wir beim letzten Mal ausgelassen haben.

Bay of Islands, Bay of Martyrs und The Grotto liegen nur ein paar Kilometer voneinander entfernt, man könnte ohne Weiteres viele Stunden bei jedem einzelnen Lookout verbringen, so faszinierend sind die bizarren Formen, die die Natur aus den Felsen gemacht hat.

Kurz darauf folgen die berühmten Twelve Apostles. Schon auf dem Parkplatz stellen wir fest, dass man für einen Besuch der Apostel definitiv früh aufstehen muss. Letztes Mal waren morgens um 10 Uhr kaum andere Touristen unterwegs. Jetzt am späten Nachmittag parken wir unseren Camper zwischen Reisebussen mit chinesischen Aufschriften, die uns eine Vorahnung darauf geben, was uns gleich erwarten wird. Dari schläft noch gemütlich in seinem Kindersitz, deswegen gehe ich dieses Mal alleine. Marsi bleibt beim schlafenden Dari im Auto. Die Apostel sind kein bisschen weniger beeindruckend als letztes Mal, das finden aber leider auch Hunderte andere Touristen, hauptsächlich aus dem östlichen Asien. So viele Chinese-Picture-Posen wie hier bekomme ich selten auf einmal zu sehen.

Die weitere Strecke nach Apollo Bay führt uns nicht an der Küste entlang, sondern macht einen Abstecher ins Landesinnere. Unser Camper Ken befürchtet wohl, dass wir ihm nicht rechtzeitig nachschenken würden und warnt uns mit einem „Bing“ und einem gelben Licht über der Tankanzeige schon mal vor, dass er gerade darüber nachdenkt, demnächst seinen Dienst einzustellen. 30 km vor unserem Ziel geht es immer noch kräftig bergauf, wobei Ken immer ganz besonders durstig ist. Ganz langsam werden wir nervös. Der flotte Spruch für die Road Assistance findet aber auch heute keine Anwendung, denn wir erreichen Apollo Bay und die Tankstelle dort gerade noch rechtzeitig.

Der Morgen beginnt mit einem ungläubigen Blick auf die Uhr: Viertel vor neun. Dari schläft noch. Da wir die Campsite wie immer um 10:00 Uhr verlassen müssen oder zumindest sollen (Check-out-time ist auf allen Plätzen um 10:00 Uhr), fällt das Frühstück heute aus, wir holen es im schicken Küstenort Apollo Bay nach. So schick erscheint er bei Wolken und kühlen 16 Grad gar nicht, doch können wir erahnen, wieviel Betrieb hier wohl im Sommer sein muss, wenn die Wellen gut sind und die Surfer die Strände erobern.

In der Apollo Bay Bakery gibt es leckeren Kaffee, ein Brötchen und zum Nachtisch ein Lamington. Diesen Kuchen mit Schokoladen-Kokos-Überzug haben wir schon öfter probiert, aber diese Variante setzt neue Maßstäbe: Eigentlich sind es zwei Lamingtons übereinander, die durch eine Schicht mit Erdbeermarmelade getrennt sind. Wir fahren ganz gemütlich weiter, damit die schlechten Straßen einigermaßen erträglich bleiben und erreichen nach vielen Fotostopps schon am frühen Nachmittag das Küstenstädtchen Anglesea.

Der Wind bläst ganz ordentlich in der folgenden Nacht, die in der Mitte unterbrochen wird. Wir müssen um 2:30 Uhr eine wichtige Entscheidung treffen, nachdem wir schon über eine halbe Stunde wach im Bett liegen: Werden wir wieder einschlafen oder sollen wir unseren Camper besser einen Meter nach vorne fahren, damit die Äste des Baums, unter dem wir geparkt haben, nicht alle paar Sekunden auf unser Dach schlagen? Marsi ergreift die Initiative und fährt einen Meter vor, jetzt ist endlich Ruhe.

Ein paar tolle Lookouts am nächsten Morgen machen unseren zweiten Besuch der Great Ocean Road perfekt. Auch bei meinem Lieblings-Fotospot Split Point Lighthouse bei Aireys Inlet (beide Links zu Wikipedia) machen wir wieder Halt. Am besten schaut ihr selbst, wie schön die berühmte Straße ist, während wir uns über Melbourne auf den Weg nach Frankston und Phillip Island machen: