Dass wir Weihnachten und Silvester in Vietnam gefeiert haben, wisst ihr ja bereits. Obwohl wir das teure Visum für Vietnam bereits in Deutschland beantragt haben und theoretisch einen Monat lang im Land hätten bleiben können, sind wir nach 17 Tagen weitergeflogen. Wir haben uns ausschließlich im Süden des Landes aufgehalten, denn der Nordost-Monsun trifft die Küste des Landes um diese Zeit hart und sorgt für kühles und vor allem feuchtes Wetter im Norden.

Eigentlich hatten wir geplant, uns von Ho-Chi-Minh-City (im Süden) langsam nach Hanoi (Norden) vorzuarbeiten. Von dort aus wollten wir mit dem Bus ins westliche Nachbarland Laos fahren. Neben dem Wetter hat uns aber vor allem die Tatsache abgeschreckt, dass der Überland-Trip von Hanoi nach Laos wahrlich kein Spaß sein soll. Lonely Planet schreibt hierüber wörtlich: „But this is not a picnic. In fact, it’s a set menu from hell.“ Reiseführer und Glaubwürdigkeit hin oder her: Dass der Trip rund 24 Stunden dauert, zwischendrin eine Grenze überquert werden muss man auf dem Weg immer wieder abgerippt wird, kann man sich nicht schönreden. Deswegen haben wir unsere Pläne geändert. Aber wir fangen wie immer vorne an:

Sightseeing in Ho-Chi-Minh-City

Nach einem wirklich gemütlichen Weihnachtsfest in Ho-Chi-Minh-City verbringen wir noch ein paar Tage in dieser quirligen Stadt. Sie hat 8,5 Millionen Einwohner und sagenhafte 4 Millionen Motorräder. Es ist unglaublich, dass man diese zu jeder Tages- und Nachtzeit sieht, hört und riecht. Trotz der überfüllten Straßen können wir diese stressfrei überqueren, das sind wir gar nicht mehr gewohnt. Manche Fahrer halten sogar an, bevor sie uns umfahren.

Einen Tagesausflug ins südwestlich gelegene Mekong-Delta muss man mitnehmen, keine Frage. Wir verbringen den Tag im Bus, auf dem Mekong in einem großen Boot und teilweise in einem kleinen Ruderboot auf einem kleinen Seitenfluss. Wir sehen, wie Reispapier hergestellt wird und besuchen ein paar kleine Süßigkeitenfabriken.

Wir besuchen zu Fuß alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt: Notre Dame, das historische Postgebäude, den Wiedervereinigungspalast, die People’s Committee Hall, das War Remnants Museum und einige kleine Tempel. Besonders gefällt uns der Ben Thanh Markt mitten in der Stadt, wo es neben Kleidung vor allem gutes Essen gibt.

Neujahr am Strand in Mui Ne

Neujahr kommt in Vietnam so unverhofft und plötzlich wie bei uns zu Hause für IT-Unternehmen die Cebit, deswegen haben wir nicht viel Auswahl, als wir für Silvester ein gemütliches Resort am Strand buchen wollen. Wir kaufen die Katze im Sack, buchen und bezahlen 4 Nächte im Hai Gia Resort. Wir haben keinerlei Informationen über dieses Resort, denn die Website ist nicht erreichbar, weil der Resortchef wohl seine Rechnung nicht bezahlt hat.

Als wir in Mui Ne ankommen, gute 5 Busstunden von HCMC entfernt, bemerken wir, dass unser Resort ganz außen an der 10 km langen Uferstraße liegt. Dafür haben wir es schön ruhig. Beim Anblick des Badezimmers fühlen wir uns zu einigen der Unterkünfte in Indien zurückversetzt, aber gut, wir könnten es schlimmer haben. Das Wetter ist an diesem Ort anders als nur ein paar Kilometer weiter, denn große Sanddünen schützen ihn vor dem Monsun. Fast immer haben wir Sonnenschein mit ein paar Wolken, hin und wieder tröpfelt es auch mal. Abends zieht für gewöhnlich ein ordentlicher Wind auf und sorgt für tolle Sonnenuntergänge.

Die meiste Zeit verbringen wir am neuen Pool, ins Meer trauen wir uns aber nicht. Zu stark ist die Strömung, zu sandig und trüb das Wasser. Als wir mehrere große Quallen und auch eine aufgedunsene tote Ratte (sie muss wohl schon ein paar Tage im Meer getrieben haben) am Strand finden, finden wir das auch gar nicht mehr so schlimm.

Wir gehen unserer Lieblingsbeschäftigung nach: Obstessen! Da wir aber etwas außerhalb wohnen, müssen wir für eine gute Obstauswahl mehrere Kilometer laufen, was wir aber gerne auf uns nehmen. Sapotille, Dragonfruit, Maracuja, Mango heißen die Früchte, die wir täglich kiloweise verspeisen.

Motorradausflug zu den Sanddünen

Für einen Tag mieten wir uns ein Motorrad, die Mietpreise sind um Neujahr herum unverschämt. Wir überlegen lange, ob wir uns das antun wollen oder ob uns das Risiko einer vorzeitigen Heimreise wegen eines Unfalls nicht doch zu groß ist. Wir finden für 12 USD eine Automatik-Honda mit 125 ccm, bekommen 2 Helme und schon geht’s los. Nach einem Führerschein fragt man uns nicht, auch das Vertragliche überspringt man. Aber bezahlen müssen wir vorher. Traditionell fahre ich im Ausland. Zu Hause dürfte ich das nicht, denn ich habe keinen Motorradführerschein. Ich fühle mich aber vorne einfach wohler. Die kleine Maschine ist erschreckend stark, schnell erreichen wir auch mal 60 km/h auf den sandigen Straßen, bevorzugen aber doch meistens Geschwindigkeiten von 40 km/h oder weniger. Wir besuchen die Red Sand Dunes ein paar Kilometer von Mui Ne entfernt, am nächsten Tag die weiter im Landesinneren liegenden White Sand Dunes. Auf dem Rückweg sitze ich aber doch hinten, wir lassen es auf einen Versuch ankommen. Marsi mit Motorraderfahrung (und Führerschein!) fährt uns sicher nach Hause.

Wieder in Ho-Chi-Minh-Stadt: Cao-Dai-Tempel und Tunnel von Cu Chi

Wieder in Saigon buchen wir noch einen Tagestrip zum Cao-Dai-Tempel und zu den Tunneln von Cu Chi. Der Tempel ist wie aus einer anderen Welt, vereint von allen Religionen ein bisschen und erscheint uns höchst befremdlich. Wir beobachten die 12-Uhr-Gebetszeremonie in der bunten Tempelhalle.

Die Tunnel von Cu Chi waren für die Amerikaner im Vietnamkrieg eine harte Nuss, denn die nordvietnamesischen Vietcong haben sich hier in vielen Jahren ein weitverzweigtes Tunnelsystem erschaffen. Trotz Tonnen von Bomben und vielen Soldaten konnte der Bereich nicht von den Amerikanern erobert werden. Marsi bleibt draußen, denn für Kriegsschauplätze hat sie nicht viel übrig.

Ich sehe in einem Dokumentarfilm, welche Vietnamesen geehrt wurden, weil sie eine bestimmte Anzahl US-Soldaten erledigt hatten und welche Arten von einfachen aber sehr effektiven Fallen man hier errichtet hat, um sich vor dem Feind zu schützen.

Ein Highlight der besonderen Art ist der Schießplatz. Ich kenne das aus Kambodscha, aber hier in Vietnam ist es eine Dimension größer. Auf einem riesigen Feld sind mehrere Gewehre installiert, verankert in Richtung Zielscheiben, sodass kein Tourist mit dem Gewehr auf andere zielen könnte. Die Auswahl ist groß: AK47, M16 sind die kleineren Standardwaffen, aber auch mit richtig großen Maschinengewehren kann man hier schießen: M30 und M60 heißen die schweren Geräte. Auch einige andere Gewehre kann man benutzen, eine Patrone kostet ca. 1 Euro. Es sind keine Platzpatronen, sondern echte Männermunition. Erstaunlich viele Touristen kommen wohl nicht wegen der Tunnel selbst hierher, sondern um mal ordentlich zu ballern. Der Lärm ist unausstehlich. Da zumindest die großen Maschinengewehre 10 Schuss pro Sekunde oder mehr schaffen, verballert mancher Tourist in ein paar Augenblicken das Monatsgehalt des Vietnamesen, der ihm die Munition verkauft.

Kopfschüttelnd gehe ich weiter zur eigentlichen Attraktion: Gute 100 m Tunnel wurden so aufbereitet, dass Touristen darin kriechen können. Ich gehe hinein, vor mir Touristen, hinter mir noch mehr Touristen. Es geht noch ein paar Stufen weiter nach unten, fast 10 m unter der Erde laufe ich gebückt durch den Lehm, es ist stickig, feucht und unglaublich heiß. Ab und an sind ein paar Lampen installiert, an den meisten Stellen allerdings ist es stockdunkel.

Hier wird es unangenehm, denn nach vorne sehe ich nicht, wie weit der Vordermann schon gekommen ist, ob er überhaupt noch da ist und wo der nächste Ausgang sein könnte. Zurück geht es sowieso nicht mehr. Immer wieder zucken Blitze der Touristenkameras und für einen Augenblick kann ich wieder etwas sehen. Als es noch ein Stückchen tiefer geht, muss das rote Autofokus-Hilfslicht meiner Kamera als Lichtquelle herhalten. Ich bin mehr als glücklich, als ich nach wenigen Minuten verschwitzt am Ausgang ankomme.

Weitere Pläne

Und wie geht’s jetzt weiter? Wir beschließen bereits um Neujahr, dass wir auf den Überland-Trip von Vietnam nach Laos verzichten und buchen Flüge nach Bangkok und weiter nach Chiang Rai im Norden Thailands, von wo aus wir relativ einfach mit dem Bus nach Laos kommen. Von Laos aus geht es Ende Januar zurück nach Bangkok, wo meine Eltern uns besuchen werden. Wir freuen uns riesig über den Besuch aus der Heimat!

Die 17 Tage in Vietnam sind ein guter Einstieg für Südostasien, wir fühlen uns wohl, lernen die Menschen und vor allem die vietnamesische Küche zu schätzen. Und wir beschließen, dass wir bestimmt wieder nach Vietnam kommen werden, um den Norden und ganz besonders die Halong-Bucht zu besuchen. Aber eben nicht im Winter, sondern wenn der Monsun aus der anderen Richtung bläst und die Küste in Ruhe lässt.

Hier findet ihr unsere Fotos aus Vietnam: