Seit wir am 22.12.2010 in Vietnam angekommen sind, ist alles anders. Wir können beim Laufen wieder nach oben schauen, weil wir keine Angst mehr haben müssen, in alle möglichen Formen von Dreck zu treten. Wir können wieder Flipflops oder Crocs tragen. Es ist über 30 Grad heiß, nachts immer noch weit über 20. Es wird zwar immer noch gehupt, aber wir werden nicht mehr direkt angehupt und schon gar nicht umgefahren, manche Fahrzeuge halten sogar an, wenn wir die Straße überqueren wollen. Es gibt Mangosteens und Rambutans, Mangos und Dragonfruit, ein Paradies. Das Essen wird mit Korianderblättern und Fischsauce gewürzt. Wenn wir auf der Straße jemanden anlächeln, wird zurückgelächelt, auch wenn wir nichts kaufen wollen.

Kurz: Wir können Vietnam und HCMC (Ho Chi Minh City) ganz anders genießen als Indien. Das gefällt uns!

Am Weihnachtsvortag haben wir, ganz und gar nicht der Weihnachtsstimmung dienlich, das War Museum in HCMC besucht. Der Vietnamkrieg ist zwar seit über 35 Jahren vorbei, aber immer noch präsent, jeden Tag und überall auf den Straßen kann man Zeuge der Folgen von Agent Orange und der Minen werden.

Jetzt steht Weihnachten vor der Tür, heute ist schon Heiligabend. Wie feiert man Weihnachten, wenn man zum ersten Mal nicht zu Hause bei der Familie ist? Kein traditionelles Weihnachtsessen am 1. Feiertag bei der Oma? Kein Aufregen, warum die Weihnachtsfeiertage ausgerechnet auf ein Wochenende fallen? Wenn es keine Bescherung und keine Geschenke gibt? Wenn man der deutschen Zeit 6 Stunden voraus ist? In einem fremden Hotelzimmer in einer Gegend, die man überhaupt nicht kennt? Ohne Kälte und Schnee und Regenwetter? Mit bunt geschmückten künstlichen Weihnachtsbäumen, neben denen die grünen Palmen einfach nicht ins Bild passen wollen? Bei über 30 Grad tagsüber und schwül-heißer Luft? Wenn man kleine vietnamesische Mädchen und Jungen in Nikolauskostümen in den Kaufhäusern sieht?

Das ist schon wirklich ungewöhnlich. Aber für uns zählen an Weihnachten keine Geschenke, unser größtes Geschenk haben wir uns selbst mit dieser Reise gemacht. Wochenende oder nicht ist uns ohnehin egal, ohne Armbanduhr oder Laptop wüssten wir meistens gar nicht, welcher Wochentag oder welches Datum gerade ist. Das typische Essen und die üblichen Traditionen müssen eben für ein Jahr pausieren, dafür sind wir nächstes Jahr wieder zu Hause bei Omas Braten. Und wir freuen uns schon darauf!

Über die Feiertage lassen es auch wir etwas ruhiger angehen und genießen ein sauberes Bett, freies WLAN im Hotel und den berühmtesten Markt der Stadt gleich um die Ecke. Dort können wir stundenlang unseren Lieblingsbeschäftigungen nachgehen: einkaufen, essen und staunen. Außerdem wollen wir unsere längst überfälligen Indien-Artikel fertig schreiben und die Bilder hochladen, es gibt viel zu sehen. Lasst euch überraschen!

Wir denken natürlich an zu Hause, an die Temperaturen, die durchaus auch ihren Reiz haben können (was uns jetzt bestimmt niemand glaubt), an die guten Weihnachtsplätzchen und an die letzten 35 (Daniel) bzw. 31 (Marsi) Weihnachtsfeste. Und wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Fest zu Hause, denn Traditionen sind wichtig und richtig.

Wir wünschen euch ein tolles Weihnachtsfest! Denkt an uns, so wie wir an euch denken, genießt die freien Tage und lasst es euch gutgehen! Unten findet ihr einen Weihnachtsgruß aus der Wüste Indiens und ein paar Eindrücke, wie Weihnachten in Vietnam aussieht.

Liebe Grüße,

Marsi, Daniel, Miniru und Bruno