Im Mai 2009 waren wir in Nordthailand auf einem Trek unterwegs, wo wir Julia aus Berlin kennenlernten. Mit ihr und einer Handvoll anderen haben wir 3 Tage lang den Dschungel bei Chiang Mai erkundet. Seit dieser Zeit haben wir regelmäßig Kontakt und Julia konnte es einrichten, ihren Jahresurlaub so zu legen, dass wir sie jetzt in Indien treffen können. Heute soll Julia in Delhi ankommen, wir erwarten sie sehnsüchtig. 

9:00 Uhr, wir sind endlich wieder ausgeschlafen und in Frühstückslaune. Julia ist noch nicht da, sagt uns der Mann an der Rezeption, obwohl sie nach den Flugdaten bereits am frühen Morgen im Guesthouse hätte eintreffen sollen. Nebenan ist das „Oxyzen Cafe“, das wir ansteuern. Direkt davor treffen wir ganz zufällig auf Julia, die mit ihrem Taxifahrer durch die engen Gassen schlendert und das Guesthouse sucht. Die Freude ist riesig, als wir uns endlich wiedersehen. Beim Frühstück erzählt sie uns, dass ihr Flug Verspätung hatte und ihr aufgegebenes Gepäck auf dem Weg von Berlin über Istanbul nach Delhi leider verloren gegangen war.

Ein fantastischer Banana Lassi und Masala Chai trösten uns zunächst ein wenig, noch ist Julia guter Dinge, dass das Gepäck mit der nächsten Maschine nachgeschickt und am nächsten Morgen ins Guesthouse geliefert wird. Wie ihr euch denken könnt, kommt aber alles anders als geplant.

Rajasthan-Tour mit privatem Fahrer

Gute Delhi-Touristen gehen beim Connaught Place vorbei, wir natürlich auch. So wirklich viel zu sehen gibt es hier aber nicht außer den üblichen verstopften Straßen, dem Müll und vielen Geschäften. Mit Julia hatten wir vor unserem Treffen grob abgesteckt, was wir in den nächsten Tagen machen wollen: eine Tour durch Rajasthan in Nordwestindien. So genau wissen wir aber alle drei nicht, was Rajasthan ist, was es zu sehen gibt und wie wir uns fortbewegen wollen.

Am Connaught Place finden wir eine Agentur mit einem netten Mitarbeiter, der sich viel Zeit nimmt für eine eingehende Beratung. Unsere Pläne werden konkreter, wir lassen uns erklären, wie die Städte heißen, was es dort zu sehen gibt und was man sonst noch alles machen kann. Besonders interessant klingt eine Kamelsafari mit Übernachtung in der Wüste, die man idealerweise im Westen von Rajasthan macht, also an dem Punkt, der am weitesten von Delhi entfernt ist. Nachdem der Mitarbeiter uns erklärte hatte, wie wir mit dem Zug von Stadt zu Stadt kommen, wie viele Stunden welcher Weg dauert und auf welchen Strecken Nachtzüge fahren, schlägt er uns vor, besser ein Auto mit Fahrer zu chartern. Auf diese Idee wären wir selbst gar nicht gekommen, aber zu dritt könnte es sich wirklich lohnen, da wir uns die Kosten teilen würden. Er erklärt uns, dass man die Route so anpassen würde, dass man keine allzu langen Strecken am Stück zurücklegt, sondern kürzere Etappen, ohne zu viel Zeit im Auto zu verbringen.

Es klingt zu reizvoll, auf Zug, Taxi und Tuktuk zu verzichten und einen Fahrer zu haben, der uns die ganze Zeit zur Verfügung steht. Verspätungen, vollgepinkelte Hosen, unangenehme Mitreisende, schlaflose Nächte in Nachtzügen, Verhandlungen mit Tuktuk-Fahrern und genaue Zeitpläne wären damit überflüssig, wir könnten uns völlig frei und nach unseren eigenen Wünschen bewegen. Halten, wann wir wollen und auslassen, was uns nicht gefällt.

Bei einem Abendessen lassen wir uns das Angebot durch den Kopf gehen und entscheiden uns für volle Flexibilität durch etwas mehr Geld als uns Züge und Taxis kosten würden und buchen eine 16-tägige Tour mit Auto und Fahrer. Die Route wird grob festgelegt, wir sind aber völlig frei, was Etappen und Stopps angeht. Nach zäher Verhandlung einigen wir uns auf einen Preis, der beiden Seiten gefällt, außerdem handeln wir noch eine Kamelsafari in Jaisalmer heraus, die umsonst dazugegeben wird. Es wird sich herausstellen, dass diese Entscheidung genau die richtige war. An jedem Tag unserer Tour denken wir an den Stress und die Hektik, die uns durch den eigenen Fahrer erspart bleibt und sind froh, dass wir diese Entscheidung getroffen haben.

Der nächste Morgen beginnt mit einer Enttäuschung: Julias Gepäck kommt nicht wie versprochen um 10 Uhr ins Hotel. Das wundert uns nicht, schließlich sind wir in Indien. Wir beschließen, diesen Tag noch in Delhi zu verbringen, obwohl wir eigentlich für diesen Tag schon Fahrer und Auto gebucht haben. Julia nutzt dies und lässt sich zum Flughafen bringen, um selbst zu recherchieren, wo ihr Rucksack abgeblieben ist. Typisch indisch wird sie von einem Schalter zum nächsten verwiesen, keiner kann ihr wirklich eine Auskunft geben, bis sie schließlich genervt aufgibt.

Sightseeing in Delhi

Den restlichen Tag verbringen wir in Delhi mit unserem Fahrer Kumar, einem netten und äußerst interessanten Inder, der uns allerlei über die Stadt, die Sehenswürdigkeiten und sich selbst erzählt. Wir sehen Humayun’s Tomb, einen Tempel und besuchen das India Gate, als es bereits dunkel ist. Später treffen wir in der Agentur beim Connaught Place unseren Fahrer Guru, der uns während unserer Tour durch Rajasthan begleiten wird, da Kumar keine Zeit hat. Da Julia immer noch ohne Gepäck ist, kaufen wir das Nötigste, was sie während der nächsten Tage brauchen wird.

Am nächsten Tag wollen wir endlich nach Agra aufbrechen, wo die Besichtigung des Taj Mahal gleich unser erstes Highlight sein wird. Lest im nächsten Bericht, was mit Julias Gepäck passiert und was wir in der ersten Hälfte unserer Tour durch Rajasthan mit Julia alles erleben. Hier findet ihr die Bilder unserer ersten Tage in Indiens Hauptstadt: