„May I help you?“, fragt uns der gut gekleidete Polizist am Eingang zur Forbidden City. Wir sehen wohl sehr verzweifelt aus, Marsi mit unserem schon nach 2 Tagen zerrissenen Stadtplan in den Händen, ich grinsend, weil ich solche Menschenmassen irgendwie mag.

Unglaublich viele Menschen sind hier in Peking, Touristen aus dem eigenen Land. Wir haben eine gute Woche erwischt, es ist National Holiday in China!

Schreiende Kinder im Flugzeug

Aber wir fangen mal vorne an: Während RyanAir überlegt, Toilettengebühr einzuführen, möchten wir Etihad Airways empfehlen, Kleinkind-freie Flüge als solche zu bewerben und dafür etwas mehr zu verlangen. Im ersten Flug unserer Weltreise von Frankfurt nach Abu Dhabi passiert nichts Außergewöhnliches, außer dass ausgerechnet an unseren beiden Sitzen das In-Seat-Entertainment ausgefallen ist. Aber das Kind vor uns nervt, es nervt richtig! Eigentlich dachten wir, dass wir mit über 30 jenseits der 15 kHz nicht mehr so gut hören, falsch gedacht. 6 Stunden vergehen irgendwie.

Das stylische, kreisrunde, komplett gekachelte Terminal in Abu Dhabi können wir zumindest kurz bestaunen, bevor wir in den nächsten Flieger steigen, der uns in weiteren 7 Stunden nach Peking bringen soll. Wir halten beim Gate Ausschau nach dem Kind vom ersten Flug, Glück gehabt, nichts zu sehen. Dafür sitzt dieses Mal eine chinesische Familie mit ihrem Neugeborenen vor uns, es kann noch kein halbes Jahr alt sein. Die meiste Zeit schläft es, aber wenn nicht, hätten wir uns den Balg vom ersten Flug wieder hergewünscht!

Das In-Seat-Entertainment funktioniert dieses Mal, es will kein anderer Passagier Schiffeversenken mit mir spielen, so versuchen wir wenigstens, ein bisschen zu schlafen. Mit einer Stunde Verspätung kommen wir um 9:15 Uhr Ortszeit in Peking an und müssen zunächst mit einer Bahn zum anderen Terminal fahren, wo unsere Rucksäcke schon auf uns warten. Das Wetter ist überraschend gut, über 20 Grad und strahlender Sonnenschein.

Spiel des Tages: Such das Hostel!

Anfänger nehmen ein Taxi in die Innenstadt, wir wollen es aber genau wissen und versuchen es mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Von unserem Hostel, das wir für die ersten 3 Nächte bereits von zu Hause aus gebucht haben, kennen wir nur die Anschrift und das Viertel, in dem es liegen soll. Für 25 Renminbi (RMB, ca. 2,70 Euro) pro Person fahren wir mit einer schnellen Bahn zu einer Station, die bereits zum inneren U-Bahn-Ring von Peking gehört. Dort müssen wir umsteigen.

Die U-Bahn in Peking kostet 2 RMB (22 Cent), egal wie weit man fährt, das bekommen wir schnell raus. Unser erstes Ticket kaufen wir noch am Schalter, später kennen wir den Ablauf so gut, dass wir am Automaten nicht mal mehr auf Englisch umstellen müssen. Irgendwie schaffen wir es zur Station Fuchengmen am westlichen Rand der Innenstadt. Und da stehen wir, helfen kann uns kaum einer, da niemand mit der Adresse auf unserem Zettel etwas anfangen kann. Immerhin schicken sie uns nicht in irgendeine Richtung, nur um nicht zugeben zu müssen, dass sie es nicht wissen.

Marsis Instinkt und die Hilfe einer Frau und eines Taxifahrers bringen uns direkt vor die Tür, zu Fuß wäre das mindestens noch eine Viertelstunde gewesen. Dort sagt man uns, dass hier zwar das Hostel mit besagter Adresse sei, wir aber unser Zimmer in einem anderen Hostel hätten, das irgendwie dazugehört, aber doch woanders liegt. Wir folgen einem Mitarbeiter für 10 Minuten durchs wuselige Peking, bis wir endlich ankommen. Hier hat man unsere Reservierung, das Zimmer ist auch schon fast fertig und wir setzen uns erst mal.

Die großen Straßen in Peking findet man auf dem Stadtplan und auch auf den Straßenschildern, sogar auf Englisch. Anfangs ist es verwirrend, dass hier Himmelsrichtungen vorangestellt werden, um sich besser orientieren zu können. Es sei bereits hier erwähnt, dass unser kleiner Taschenkompass eine riesige Hilfe sein wird, Tag für Tag, bei jedem Blick auf den Stadtplan. Was man nämlich nicht auf der Karte findet, sind die tausenden kleinen Zwischenstraßen, die Hutongs. Unser erstes Hostel „Lian Lian“ liegt in einem solchen.

Unser Zimmer 803 zeigt wie die 10 anderen zu einem kleinen überdachten Innenhof. Hier stehen eine gemütliche Couch, ein paar Stühle und ein großer Tisch, dezent beleuchtet und irgendwie heimelig. WLAN gibt es überall, auch im Zimmer. Wir nutzen die Gelegenheit, um ein erstes Lebenszeichen in die Heimat zu schicken. Müde sind wir, unglaublich müde. Irgendwann nachdem wir unsere Rucksäcke ausgepackt haben, legen wir uns nur ganz kurz aufs Bett, stellen sicherheitshalber den Wecker auf eine Viertelstunde später, und ratz-fatz vergehen 2 Stunden, bis wir gegen 17:30 Uhr wieder aufwachen.

Hunger!

Die Suche nach etwas Essbarem gestaltet sich schwieriger als erwartet. In die wenigen Restaurants in unserem Viertel trauen wir uns irgendwie noch nicht, wir geben die Hoffnung nicht auf, noch ganz Thailand-like ein paar Straßenstände zu finden. Die gibt es hier aber nicht, nur kleine Shops, die allerlei Gebäck und Gebratenes verkaufen. Wir kaufen einen chinesischen Hackfleisch-im-Blätterteig-Taler und sind überrascht, wie gut dieser schmeckt.

In einem kleinen Straßenrestaurant bestellen wir eine Suppe mit der Gewissheit, dass wir nicht verstanden wurden. Mit 2 Paar Essstäbchen und einem Löffel bewaffnet versuchen wir uns an den glitschigen Nudeln und machen die erste Begegnung mit einem Gewürz, das wir nicht einordnen können. Wir werden es in fast jedem Essen noch finden, und hoffentlich auch noch in Erfahrung bringen, was es ist. Etwas hungrig gehen wir gegen 20 Uhr ins Bett. Sagenhafte 14 Stunden später wachen wir erst wieder auf.