Am 16. März sind wir am frühen Morgen am Flughafen von Gold Coast in der Mitte der Ostküste Australiens gelandet. Unser Flug war unspektakulär, außer dass wir beim Start in Kuala Lumpur kurzzeitig dachten, dass der Flieger nicht an Höhe gewinnt und die enge Kurve über dem Flughafen dazu dient, sofort wieder zu diesem für eine Notlandung zurückzukehren. Dass sich der Start wegen technischer Probleme um mehr als eine halbe Stunde verzögert hatte, trug zusätzlich zu diesem Eindruck bei. Aber dann war alles prima.

In Australien betreten wir nach fast 6 Monaten in Asien nicht nur einen anderen Kontinent, sondern eine komplett andere Welt. Die Toiletten auf dem Flughafen sind sauber, wir können überall Wasser aus dem Wasserhahn trinken und die Leute sind unglaublich nett zu uns und, man glaubt es kaum, jeder spricht englisch! Da wir außer Euros kein Bargeld mehr haben, müssen wir auf eine Mahlzeit im Flieger verzichten und gönnen uns am Flughafen in Gold Coast eine erste Mahlzeit in Australien: 1 Kaffee, 1 Muffin, 1 kleiner Chicken Wrap. Knapp 8 Euro, wow! Dafür könnten wir in Südostasien einen ganzen Tag lang lecker schlemmen. Aber Asien liegt jetzt hinter uns und unsere Maßstäbe müssen angepasst werden, ob wir wollen oder nicht.

Mit dem Bus fahren wir zum Bahnhof von Gold Coast, von dort aus weiter mit dem Zug in einer guten Stunde Richtung Norden nach Brisbane, wo wir in einem Vorort unseren Campervan abholen sollen. Wir sitzen im Zug und haben nicht die leiseste Ahnung, wo wir aussteigen müssen, denn Brisbane ist verdammt groß. Marsi hat noch etwas im Hinterkopf mit „Bowen Hills“, wir sind uns aber überhaupt nicht sicher. Eine nette Dame hilft uns mit Laptop, GSM-Modem und Google Maps weiter und zeigt uns, dass wir tatsächlich bei Bowen Hills aussteigen müssen und von dort in 10 Minuten unser Ziel zu Fuß erreichen können.

Mehr als eine Stunde zu früh kommen wir im Spaceships-Büro an. Die Reservierung eines kleinen Campers haben wir bereits vor einer Woche von den Perhentian Islands online erledigt und auch eine Anzahlung geleistet.

Was ist denn jetzt ein Spaceship? Das wussten wir vor wenigen Wochen auch noch nicht. Fest steht, dass wir uns entscheiden mussten, wie wir in Australien mit einem angemessenen Budget 4 Wochen lang reisen können. Die Strecken sind enorm und wir müssen mindestens von Gold Coast (Ankunft) nach Melbourne (Weiterflug) kommen und wollen natürlich auch noch einiges vom Land sehen.

Wollen wir ein Auto mieten oder lieber Greyhound-Bus fahren? In Hotels schlafen? Jugendherbergen? Hostels? Doch lieber im Zelt? Oder gleich am Strand? Würde sich ein Wohnwagen lohnen oder reicht uns ein kleiner Campervan?

Fragen über Fragen. Nachdem wir uns entschieden hatten, dass uns ein Campervan genügen würde und außerdem die günstigste Kombination aus Transport und Unterkunft ist, tauchten noch viel mehr neue Fragen auf: Welchen Anbieter wollen wir nehmen? Welches Modell passt? Ist das Bett lang genug für mich mit 1,92 m? Wieviel Sprit verbrauchen die Wagen? Brauchen wir einen Kühlschrank? Lohnt sich ein GPS-Navigatsionssystem? Was ist mit Toilette und Dusche? Brauchen wir eine Heizung? Wollen wir nur die Basis-Versicherung oder ein Stressfrei-Paket, das uns fast von allen Zahlungen im Fall der Fälle entbindet? Kommen wir mit dem Linksverkehr und den etwas anderen Regeln zurecht? Wir könnten fast endlos weitermachen.

Marsi recherchierte bereits auf den Perhentian Islands viele Stunden lang online, verglich die einzelnen Modelle der verschiedenen Anbieter, bis wir uns entschieden haben, einen großen Camper mit allem drum und dran zu buchen. Sogar Toilette und Dusche sollte er haben, ein großes Bett und genug Platz zum Sitzen, falls es doch mal regnet. Die beiden Holländer Eric und Maaike ernüchtern uns etwas und erzählen uns von ihren Plänen, sie sind nämlich fast zeitgleich in Australien. Nach weiterer Recherche warfen wir unsere Pläne über den Haufen und buchten ein Spaceship, dabei sparen wir mehr als die Hälfte im Vergleich zu einem großen Camper.

Ein Spaceship ist ein umgebauter Toyota-Van, das von Spaceships (der Firma, die diese Vans vermietet) kräftig umgebaut wurde, um genau einen Zweck zu erfüllen: Mit so viel wie nötig und so wenig wie möglich durch Australien zu fahren. Vorne in der Fahrerkabine ist nicht viel anders als sonst, aber hinten: Es gibt nur eine kleine Sitzbank, dafür aber Stauraum für Rucksäcke, zwei mobile Gaskocher, einen Mini-Kühlschrank, einen DVD-Player, 2 Wassertanks, Geschirr und Besteck und Vorhänge an allen Fenstern. Das Bett wird entweder komplett innen aufgebaut oder aber bei offener Heckklappe nach hinten verlängert, wobei der offene Bereich mit einer speziell angefertigten zeltartigen Plane je nach Bedarf geschlossen werden kann.

Bei bestem Wetter holen wir unser Spaceship ab, bezahlen den ausstehenden Mietbetrag in bar, regeln den Papierkram und bekommen eine Einführung, wie alles funktioniert. Es sieht alles nach verdammt viel Gefummel aus, wenn man den Van von Tag- auf Nachtbetrieb (von Fahr- auf Schlafmodus) umbauen will. Ach ja, unser Spaceship hat natürlich auch einen Namen, aber der von Spaceship aufgedruckte gefällt uns nicht gut genug. Wir taufen unsere mobile Unterkunft auf den Namen Gabi. Wenn ihr also zukünftig etwas von Gabi lest, wisst ihr gleich, was gemeint ist.

Mit einer mickrigen ausgedruckten Google-Maps-Karte steuern wir etwas an, das wir hier nicht vermutet hätten: einen Aldi! Sofort fühlen wir uns daheim, es sieht fast alles genau so aus, wie man es von zu Hause kennt. Das Sortiment ist sehr ähnlich, nur die Produkte sind größtenteils andere. Wir finden nicht die deutschen Marken, sondern für Australien angepasste. Wir decken uns ordentlich ein, denn für die nächsten 4 Wochen sind wir Selbstversorger.

Über viele unfreiwillige Umwege schaffen wir es schließlich kurz vor Sonnenuntergang zur Campsite New Market Gardens ganz in der Nähe, wo wir für die Nacht einchecken. Auf dem Stellplatz angekommen, machen wir uns erstmal daran, den Inhalt unserer Rucksäcke so umzupacken, dass wir alles, was wir nicht benötigen, möglichst weit nach hinten oder unten räumen und die häufig benötigten Dinge irgendwie greifbar platzieren. Wir verräumen unsere Einkäufe und machen uns Abendessen, es gibt Eier (in der alten rostigen Metallpfanne auf dem mobilen Gaskocher gebraten), Brot und frischen Salat. Zum Nachtisch ein Nutellabrot, naja, zumindest mit dem australischen Nutella-Ersatz bzw. Nutoka-Pendant.

Unser DVD-Player funktioniert leider nicht, da die Sekundärbatterie, die alle zusätzlichen Geräte im Auto versorgt, während unserer kurzen Fahrt heute noch nicht aufgeladen wurde. Aber wir sind ohnehin so müde, weil wir auf dem Flug so gut wie nicht geschlafen haben. Wir bauen das Bett auf, Marsi fummelt das große zeltartige Ding an die geöffnete Heckklappe, sodass wir geschützt sind. Zum Glück hat das Spaceship dieses Ding, denn es ist unerträglich warm, im Inneren noch viel mehr als draußen. Wir sorgen für etwas Durchzug und schlafen erstaunlich gut.

Am frühen Morgen stellen wir fest, dass wir uns wohl ganz schnell an einen neuen Tagesablauf gewöhnen müssen. Vor 6 Uhr geht die Sonne auf und sorgt für eine kaum aushaltbare Hitze im Wagen, draußen wird der Rasen gemäht und unsere Nachbarn klappern mit Geschirr. An Schlaf ist kaum mehr zu denken. Für die Zukunft bedeutet das: Früh aufstehen und auch früh ins Bett gehen.

Nach dem Frühstück optimieren wir unser Gepäck. Wir müssen dafür sorgen, dass wir mit möglichst wenig Aufwand alles möglichst gut verstauen (damit wir fahren können und nichts durch die Gegend fliegt) und gleichzeitig an alles Wichtige einfach rankommen und beim Installieren des Betts oder Zubereiten von Frühstück/Abendessen nicht alles komplett umräumen müssen. Im Prinzip haben wir nämlich doch nur einen ganz normal großen Van, in dem wir die nächsten Wochen leben müssen. Aber es wird klappen, wir haben alles schon gut im Griff und lernen täglich dazu.

Jetzt planen wir unsere weitere Route durch Australien, wir müssen am 15. April in Melbourne sein, wollen irgendwo unterwegs Maaike und Eric treffen, sonst haben wir keine Vorgaben.

Unser Plan ist: Schnell nach Norden zu den Whitsunday Islands fahren und von dort aus an der Ostküste wieder nach unten. Vorbei an Fraser Island, wieder nach Brisbane, später Sydney, vielleicht einen Abstecher nach Tasmanien. Lasst euch überraschen, wir werden euch in unregelmäßigen Abständen neue Artikel schreiben. Internet ist leider hier richtig teuer, also könnte es ab und an mal ein bisschen dauern.