Was für ein Temperaturschock! Von den kalten Anden kamen wir ins tropische Santa Cruz (Boliviens größte Stadt), nach 3 Stunden Flug sind wir in Buenos Aires. Hier brauchen wir wieder unsere dicken Winterjacken und die Mützen, denn sobald die Sonne untergegangen ist, fallen die Temperaturen auf kühle 5 Grad. Wir checken in der wohl saubersten Unterkunft unserer bisherigen Reise ein, im Hostal Tango & Bandoneón gefällt es uns gut, wir haben sogar eine Heizung.

Während ich meinen Rucksack auspacke, bemerke ich, dass etwas anders ist als vorher. Schon der Knoten am Packsack, in den wir unser Gepäck bei Flügen und Busfahrten einpacken, ist anders. Innen ist alles durcheinander, offensichtlich hat jemand nach dem Check-in meinen Rucksack geöffnet und durchsucht, auch Marsis Rucksack ist anders gepackt als vor dem Abflug. Von meinem geliebten Leatherman Wave (ein Multifunktions-Taschenmesser), das mich seit über 10 Jahren auf jeder Reise begleitet hat, finde ich nur noch die Lederhülle. Das Tool selbst fehlt. Ob es sich dabei um eine normale Kontrolle auf Drogen und Waffen oder um einen Diebstahl handelt, wissen wir nicht. Ich schreibe der Airline eine E-Mail, bis heute habe ich keine Antwort erhalten. Wer also von euch mit Aerosur fliegt, könnte gut daran tun, alle Wertgegenstände ins Handgepäck zu packen. Aber was macht man mit einem Gegenstand, den man im Handgepäck sofort abgenommen bekommt und der im aufgegebenen Gepäck gestohlen oder entfernt wird? Wir ärgern uns und verfluchen Aerosur und Bolivien.

Am nächsten Morgen bekommen wir die Nachricht von zu Hause, dass das Paket angekommen ist, das wir wenigen Wochen vorher aus La Paz nach Deutschland geschickt haben. Wir atmen auf und starten mit guter Laune unser heutiges Sightseeing-Programm. Wir fahren mit der U-Bahn zur Plaza San Martín, laufen durch die Fußgängerzone Calle Florida bis zur Plaza de Mayo und zurück zu unserer Unterkunft.

Abends fahren wir mit dem Taxi nach San Telmo, eigentlich hätten wir auch laufen können, aber das bemerken wir erst, als wir schon da sind. Marsi will es jetzt wissen. Sie will wissen, ob die Steaks in Argentinien tatsächlich so besonders sind. Wir setzen uns in eine der vielen typischen Parrillas, Marsi hat die Parrilla Desnivel ausgesucht. So wirklich gemütlich ist es hier gar nicht, aber gleich vorne links sehen wir den riesigen Grill mit tonnenweise Steaks und Würsten. Wir bestellen einen Salat, getrockneten Schinken und ein Steak (Bife de Lomo). Dazu gibt es eine leckere Salsa, aber eigentlich braucht das Steak nichts außer einr Spur Salz. Selbst ich bin begeistert von diesem Geschmack, obwohl ich normalerweise nicht so fleischlustig bin.

Am folgenden Tag fahren wir mit der U-Bahn zur Plaza Italia, hier soll es ein paar Parks geben. Diese gibt es hier zwar tatsächlich, aber das mit dem gemütlichen Tag im Grünen wird nichts. Viel zu nah sind die vielbefahrenen Straßen, wir sparen uns den Eintrittspreis für den Japanischen Garten und laufen zur Floralis Generica, einer gigantischen Metallblume, die sich zum Sonnenaufgang öffnet und abends wieder schließt.

Nicht weit davon liegt der berühmte Friedhof Cemeterio de la Recoleta, wir staunen kräftig, als wir die vielen imposanten Familiengräber und Gruften sehen. Wir durchqueren das Viertel Recoleta mit seinen vielen alten Villen, laufen an der gigantischen Straße Avenida 9 de Julio entlang bis zurück zum Hostel.

Abends sitzen wir, wie sollte es anders sein, wieder in der Parrilla Desnivel. Heute probieren wir ein Vacío und ein T-Bone-Steak. Während ersteres richtig gut schmeckt, wenn man das viele Fett erst mal entfernt hat, sind wir vom T-Bone-Steak enttäuscht.

An unserem letzten Tag in Buenos Aires packen wir unserer Rucksäcke und lassen diese tagsüber im Hostel, unser Flug nach Indonesien geht erst um Mitternacht. Wir fahren mit dem Bus in ein nicht ungefährliches Viertel und sind froh, als wir die menschenleere Straße endlich hinter uns haben und uns mitten in La Boca befinden. Der Bereich El Caminito ist für seine vielen bunt bemalten Häuser berühmt und für den großen Markt. Überall spielt Musik, hier Tango vom Band, dort ein Gitarrist. Für etwas Geld kann man sich mit echten Tangotänzern fotografieren lassen, wir verzichten dankend.

Wir nehmen den Bus und fahren nach San Telmo, wo heute eine der Straßen für den sonntäglichen Markt gesperrt ist. In Shoppinglaune sind wir nicht, wir sind froh, dass wir unsere Rucksäcke wieder tragen können. Im urigen El Balcon essen wir mäßig gut zu Mittag und sehen uns eine Tango-Show an. Zwei Gitarristen spielen, Sängerin und Sänger dürfen nicht fehlen, dann kommt eine kurze Tanzshow.

Abends sitzen wir ein letztes Mal in unserer Lieblings-Parrilla, heute gibt es wieder ein fantastisches Bife de Lomo, wir sind begeistert von diesem einzigartigen Geschmack und der perfekten Zubereitung. Mit dem Taxi fahren wir zum Flughafen und lachen über die vielen Menschen, die sich an einem Schalter anstellen, bis wir bemerken, dass es sich dabei um den Check-in-Schalter unseres Flugs handelt. Wir stellen uns in die unglaublich lange Schlange, während ich noch einen erfolglosen Versuch unternehme, meinen verlorenen Leatherman wieder zu bekommen.

Wir starten pünktlich mit unserer Boeing 747-400 von Malaysia Airlines, an Schlaf ist kaum zu denken, denn es sind unglaublich viele schreiende Kleinkinder an Bord. Ein Flug in dieser Maschine dient weit besser als Verhütungsmittel als alle Pillen dieser Welt. Ich finde zu meiner Überraschung eines meiner Lieblingsspiele auf dem In-Seat-Entertainment-System. Bei „Insaniquarium“ vertreibe ich mir die schlaflose Zeit mit Fischefüttern, leider stürzt das verdammte Ding immer im fünften Level ab und fängt von vorne an.

Nach knapp 8 Stunden Flug haben wir einen kurzen Zwischenstop in Kapstadt, so sehen wir von Südafrika wenigstens noch den Transferbereich des Flughafens. In weiteren 11 Stunden fliegen wir nach Kuala Lumpur, wo 2 Stunden später unsere Maschine nach Bali startet. Vor lauter Flug, Pausen, Zwischenstops und Zeitverschiebung wissen wir gar nicht mehr so genau, wie lange wir schon unterwegs sind. Wir haben die halbe Erde umrundet und 11 Stunden Zeitverschiebung zu Buenos Aires. Das ist Rekord für uns!

Wie es uns in Indonesien gefällt, lest ihr in den nächsten Artikeln. Hier gibt’s noch ein paar Fotos aus Buenos Aires: